Mich hat die Thematik dieses Buch sehr angesprochen. Denn wer will es nicht … „Raus aus dem Hamsterrad – rein in den richtigen Job“. Denn wer tut es nicht … über die Arbeit meckern, sich über besonders doofe Kollegen beschweren, abends total kaputt nach Hause kommen vor lauter Stress. Nur bringt das alles keine Verbesserung.
Ich bin Assistentin in einem großen Konzern. Ich kann das einfach super – organisieren, strukturieren, den Überblick behalten auch wenn es turbulent zugeht, vorausdenken und meine Chefs optimal unterstützen. Über meine Chefs kann ich mich auch nicht beschweren – im Gegenteil. Die, für die ich zuständig bin, sind super. Trotzdem war es Zeit, für eine Veränderung.
Interessanterweise kam diese dann dadurch, dass mein Mann und ich in unserer Wunsch-Heimat ein Traumhaus gefunden haben. Zuerst haben wir gemeinsam gependelt. Doch es war klar, dass das nur auf Zeit sein wird. Und so habe ich in den letzten Wochen und Monaten einen inneren Prozess durchgemacht.
Wenn ich jetzt die Chance habe, will ich dann umsatteln? Einen anderen Job machen? Mich mit meiner freiberuflichen Lektoratstätigkeit selbständig machen? Doch Buchhändlerin werden? Oder doch in die Hotelbranche? Oder etwas mit Menschen machen, etwas das anderen hilft und sinnstiftend ist? Wer bin ich eigentlich und was kann ich denn wirklich gut?
Kurzum – es war ein langer Prozess, es gab viele Bewerbungsgespräche und ich habe mich selbst auf eine neue Art und Weise kennengelernt und für mich auch definiert, was mir wirklich wichtig ist.
In dieser Phase das Buch von Emilio Galli Zugaro und Jannike Stöhr zu lesen, war hochinteressant für mich.
Ich kenne selbst von mir noch so Aussagen wie „[Ich bin] erst zwei Tage aus dem Urlaub zurück, und ich bin schon wieder im Hamsterrad“ (Zitat: S. 9 – Ich bin so frei). Genauso stellte ich mir „die Frage nach der Sinnhaftigkeit [meines] eigenen beruflichen Alltags.“ (Zitat: S. 10 – Ich bin so frei).
Tja. Und dann kam ein Schritt, der alles veränderte … der sogenannte „Trigger“, wie Emilio und Jannike es bezeichnen. Wobei mein Trigger eher etwas positives war – es war auf jeden Fall mein Startschuss für den Prozess des „Umorientierens“. Wir haben einfach ein Haus gekauft, das 150km vom aktuellen Wohnort weglag.
„Veränderung erfordert Mut […]. Hat man dann den ersten Schritt ins Ungewisse getan, stellt man schnell fest, dass alles doch gar nicht so schlimm ist, wie man es sich vorgestellt hat.“ (Zitat: S. 23 – Ich bin so frei)
Und weil wir so mutig waren, und weggezogen sind, war damit klar, dass irgendwann auch die Jobs in diese Region folgen sollten. Und weil ich eben – hin und wieder und aus unterschiedlichen Gründen – auch mal unzufrieden mit meinem Job war, habe ich versucht, was die beiden Autoren beschreiben: „Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung. Reflektieren Sie, warum Sie unzufrieden sind.“ (Zitat: S. 24 – Ich bin so frei)
Und das habe ich getan – somit war mir auch klar, was mich zufrieden macht, was mir auf der Arbeit guttut, was ich bei meiner nächsten Stelle haben will und was eben nicht mehr. Ein Punkt ist mir dabei besonders wichtig geworden. Nämlich – Ich selbst sein dürfen. Denn so wie ich bin, bin ich super. Klar gibt es immer etwas zu verbessern, aber „Je authentischer Sie sein können und dürfen, desto besser wird es Ihnen gehen.“ (Zitat: S 126 – Ich bin so frei). Diese Aussage kann ich nur bestätigen.
Besonders Interessant fand ich an diesem Buch das Thema „Auf Stärken setzten erhöht Ihre Leistung“ (Zitat: S. 49 – Ich bin so frei). Mir war bis dahin nicht bewusst, wie viel Energie ich darauf verschwende, meine Schwächen auszubügeln oder versuchen, diese in Stärken umzuwandeln, anstatt meine Stärken mehr zu pushen, was mehr bringt und weniger Energie raubt. Auch schreiben die Autoren darüber, dass viele, die sich aus dem Hamsterrad befreien mittlerweile eine sogenannte Portfoliekarriere führen – also verschiedene Dinge machen, die ihren Talenten entsprechen und so in Summe ihr Einkommen ergeben. Irgendwie mache ich das mit meiner freien Lektoratstätigkeit ja auch. Vielleicht kommt ja irgendwann der Punkt, an dem ich die Stunden meines Hauptjobs reduziere und noch etwas anderes mache – Stadtführungen in verschiedenen Fremdsprachen zum Beispiel. Wer weiß, was ich noch so alles ausprobieren werde.
Ich finde es sehr wichtig und gut, dass Emilio Galli Zugaro und Jannike Stöhr dieses Buch geschrieben haben, ihre Erfahrungen hierzu teilen und einen Denkanstoß geben. Schon viel früher (in der Schulzeit/während dem Studium), sollte man sich viel mehr ausprobieren. Nicht nur ein Praktikum machen sondern mehrere. Stärken fördern und nicht aus den falschen Gründen den falschen Job machen. Ich finde es äußerst wichtig, dass jeder (auf seine Weise) seiner Berufung folgt. Schließlich will ich eine freundliche Bäckereiverkäuferin, eine motivierte Lehrerin und eine hilfsbereite Pflegerin für mich, meine Neffen und meine Großeltern haben. Jeder, der in seinem Job richtig ist, ist eine Bereicherung für die Gesellschaft. Das sollte gefördert werden.
Auch wenn ich hin und wieder fand, dass einiges doppelt (und dreifach) genannt wurde und ich irgendwie auch manchmal thematisch abgehängt wurde, ist dieses Buch echt empfehlenswert. Und zwar für jeden, der (und da sollte man mit sich selbst ehrlich sein) mit seinem Job nicht so ganz zufrieden ist. Es gibt Denkanstöße, zeigt auf wie man einen Umstieg angehen kann und räumt Ausreden aus dem Weg.