Die Melancholie eines Sommertags
Müsste man die Stimmung dieses Buches beschreiben, dann könnte man sie mit einem bedrückend heißen Sommertag vergleichen. Der Herbst naht schon und alles was bald bleiben wird, sind sehnsüchtige Erinnerungen ...
Müsste man die Stimmung dieses Buches beschreiben, dann könnte man sie mit einem bedrückend heißen Sommertag vergleichen. Der Herbst naht schon und alles was bald bleiben wird, sind sehnsüchtige Erinnerungen an magische Sommermärchen. Emylia Halls Debüt-Roman hat mich extrem beeindruckt und mich emotional total gefangen genommen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht Beth. Sie ist Ende 20 und lebt in London. Eines Tage bekommt sie überraschend ein Päckchen aus Ungarn, darin ein Fotoalbum. Es sind Bilder von jenen Sommerferien, die Beth als Kind und Jugendliche bei ihrer Mutter Marika in Ungarn verbracht hat. Bis zu jenem Jahr, in dem der Kontakt zwischen Mutter und Tochter abrupt endete. Seitdem hat Beth versucht alle Gedanken an diese Zeit zu verdrängen. Doch das Album bringt nun alle Erinnerungen wieder zurück: an schwüle Sommertage am kühlen Waldsee, duftende Himbeerkuchen und das erste Verliebt sein. Aber auch an den Tag, an dem alles endete. „Mein Sommer am See“ ist eher ein ruhiger Roman, der vor allem durch seine Sprache und die Stimmung, die er aufbaut, besticht. Hall schreibt sehr eindringlich und bildhaft. Es fühlt sich an, als würde man selbst den Sommerurlaub in Ungarn, in der Villa Serena, verbringen, durch die Wälder streifen, sich die Sonne auf die Haut brennen lassen und sich den Bauch mit gutem Essen vollschlagen. Man fühlt aber auch die Traurigkeit und Melancholie, die sich unter dieses Gefühl von Unbeschwertheit mischt. „Mein Sommer am See“ lässt sich leicht lesen, ist aber nicht unbedingt leichte Kost. Es ist eine Geschichte über Liebe, Verlust und eine unbändige Sehnsucht. Eine bewegende Familiengeschichte, traurig, schmerzlich und bittersüß.