Cover-Bild Am Seil
Band der Reihe "detebe"
(2)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 128
  • Ersterscheinung: 22.04.2020
  • ISBN: 9783257245233
Erich Hackl

Am Seil

Eine Heldengeschichte
Wie es dazu kam, dass der wortkarge Kunsthandwerker Reinhold Duschka in der Zeit des Naziterrors in Wien zwei Menschenleben rettete. Wie es ihm gelang, die Jüdin Regina Steinig und ihre Tochter Lucia vier Jahre lang in seiner Werkstatt zu verstecken. Wie sie zu dritt, an ein unsichtbares Seil gebunden, dank gegenseitigem Vertrauen überlebten. Was nachher geschah. Und warum uns diese Geschichte so nahegeht.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.06.2020

Eine ergreifende Geschichte eines stillen Helden

0

Der Kunsthändler Reinhold Duschka hatte während des Naziterrors in Wien zwei Menschen in seiner Werkstatt versteckt und deren Leben somit gerettet. Trotz der Gefahr hat er selbstlos eine Bekannte und deren ...

Der Kunsthändler Reinhold Duschka hatte während des Naziterrors in Wien zwei Menschen in seiner Werkstatt versteckt und deren Leben somit gerettet. Trotz der Gefahr hat er selbstlos eine Bekannte und deren Tochter aufgenommen und sich, so gut es ging, um sie ganze vier Jahre gekümmert. Die wahre Geschichte wird von der damals 10-jährigen Lucia geschildert.
Die Geschichte um den Kunsthandwerker Reinhold Duschka kannte ich noch nicht, einzig hatte ich mal am Rande davon gehört, darum habe ich das Buch direkt gekauft, als ich darauf aufmerksam geworden bin. Direkt nach dem Start war ich ein wenig unsicher und musste mich erst einmal einlesen, da der Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig ist. Sehr nüchtern wird eine schier unglaubliche Geschichte erzählt. Was zu Beginn am schüchternen und sachlichen Stil etwas seltsam schien, erwies sich weiterhin als genau die richtige Herangehensweise und man gewöhnt sich auch sehr schnell daran. Die ruhige Erzählart steht in einem so starken Kontrast zum Geschehen, dass das Ganze tiefgreifender ist und irgendwie auch ein wenig leichter verdaulich erscheint. Greifbar waren die Ängste und die Verzweiflung, aber auch der eine oder andere Hoffnungsschimmer. Die Situation in der Werkstatt ist bedrückend. Für Abwechslung sorgen die Arbeit in der Fabrik und der Unterricht den Lucia von ihrer Mutter erhält, da Duschka neben Nahrung und Kleidung auch Schulmaterialien besorgt
Auf nur etwas mehr als 120 Seiten wird hier die ergreifende Geschichte eines stillen Helden geschildert. Eines Helden, der gar keiner sein wollte, sondern einfach tat, was ihm richtig erschien – ganz ohne Hintergedanken, sondern auch reiner Menschlichkeit. Wie sich zeigt müssen Helden nicht laut und auffällig sein - ganz im Gegenteil. Gerade die unauffällige und ruhige Art kann auch der Schlüssel zum Erfolg sein.
Die richtigen Worte zu finden ist für dieses Buch kaum möglich, denn die emotionale Geschichte wirkt lange nach und das Gefühl dem Buch nicht gerecht zu werden, ist groß. Die Geschichte ist wichtig, erzählt sie von den Nazischrecken, aber auch von einem mutigen Menschen, der sich selbst in Gefahr brachte, um eine Mutter und ihre Tochter zu retten. Gerade in einer Zeit, in der ein gewisser Rechtsruck offensichtlich ist, bleibt zu hoffen, das Zivilcourage und Menschlichkeit dazu führen, dass es künftig keine Duschkas mehr braucht.
Die Geschichte zeigt: Man muss kein hollywoodmäßiger Held sein, um Gutes zu tun und Großes zu vollbringen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.05.2020

Ein ruhiger Held

0

„Noch während des Abstiegs geriet Lucia in Sorge, dass sie die kostbare Zeit im Freien durch Unachtsamkeit verderben könnte. Wieder hätte sie alles, was um sie war, am liebsten aufgesogen oder eingewickelt, ...

„Noch während des Abstiegs geriet Lucia in Sorge, dass sie die kostbare Zeit im Freien durch Unachtsamkeit verderben könnte. Wieder hätte sie alles, was um sie war, am liebsten aufgesogen oder eingewickelt, um möglichst lang davon zerren zu können. Vogelgezwitscher, Wind in den Haaren, Duft von frisch gemähtem Gras.“ (Seite 58)
So wie der Schreibstil von Erich Hackl ist, so war auch Reinhold Duschka – ruhig, besonnen, manchmal etwas schwierig, kein Mann der großen Worte, aber Menschlichkeit und Mitgefühl sind das Wichtigste.
Und so beschreibt der Autor ebenso ruhig, manchmal etwas wirr, aber ohne große Worte verlierend, die Geschichte von Reinhold Duschka, der damals in Wien einer Frau und ihrer Tochter half, sich vor den Nationalsozialisten zu verstecken. Regina Steinig und ihre junge Tochter Lucia sind jüdisch und bevor sie in den Osten geschleppt werden, können sie bei Reinhold in der Werkstatt unterkommen.
Mit diesem manchmal „wirren“ Schreibstil der keinem roten Faden folgt beschreibt der Autor die Geschichte der 3 Menschen die sich aufeinander verlassen müssen. Ich hatte zu Beginn meine Probleme, aber doch konnte mich diese kleine Geschichte begeistern und für sich einnehmen.
Der Autor beschreibt nicht die ganzen Umstände, das Buch hat ca. 120 Seiten, die Umstände sind bekannt, was passierte als die Nationalsozialisten Europa überrannten. Wie schwer es war das Menschen die nicht in das „System“ passten um ihr Leben fürchten mussten.
Die Geschichte wird aus den Erinnerungen von Lucia erzählt, vieles kann sie nur vermuten, nicht mehr genau wiedergeben. Wie ging es mit diesen 3 Personen weiter? Welche Probleme ergaben sich durch das Verstecken? Wie konnten sie sich vor Gestapo, neugierigen Augen, dem Hunger und den Bomben schützen? Es wird kurz und minimalistisch von Erich Hackl erzählt.
Mir war der ruhige Reinhold Duschka sehr sympathisch, die Geschichte des Buches beruht auf wahren Begebenheiten. Er war kein Mann der sich ins Rampenlicht drängte, auch keiner der seine „Leistung“ für diese zwei Frauen in die Öffentlichkeit getragen hatte. „Reinhold, wie er auf der Straße auf die für ihn typische Art Nachbarinnen und Bekannte grüßt: mit halb erhobenem Arm, den Handrücken vor und zurück schwenkend, und mit einem meckernden, dabei ungemein einnehmenden Lachen.“ (Seite 112)
Durch Enkelkinder und weitere Kinder von Reinhold oder anderen Bekannten in seinem Umfeld erhält die Geschichte auch zum Ende hin nochmals weitere Blickpunkte, man kann sich noch mehr ein Bild von der Situation machen und merkt dass es keine leichte Zeit war, auch dass Erinnerungen sich gerne verstecken und zurückhalten wenn sie solch schlimme Zeiten erleben mussten.
Ich mochte das Buch, für mich ist Reinhold Duschka ein ruhiger aber unglaublich mutiger Mann ohne große Worte und Erich Hackl, in meinen Augen, genau der Richtige, um diese Geschichte zu Blatt zu bringen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere