Spannende geschichtliche Zusammenhänge
Nachdem meine Große den ersten Teil so toll fand, lag sie mir immer wieder in den Ohren, nun auch bis in die Gegenwart vorzudringen!
Es beginnt mit der Renaissance und auch hier werden wieder wertvolle ...
Nachdem meine Große den ersten Teil so toll fand, lag sie mir immer wieder in den Ohren, nun auch bis in die Gegenwart vorzudringen!
Es beginnt mit der Renaissance und auch hier werden wieder wertvolle Zusammenhänge geknüpft, die der Autor über seine Recherchen herausarbeitet. Natürlich werden hier auch die Blüte der Kunst und Leonardo Da Vinci nicht vergessen. Es folgt der Aufstieg Spaniens mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus, dem in seinem Land, die gebotene Anerkennung nicht zuteil wurde, weshalb er von Portugal nach Spanien ging. Da Fortschritt sich nicht aufhalten lässt, betrifft er auch den Glauben mit der Reformation, so dass ein Überblick über die Reformatoren Luther, Zwingli, Calvin und Heinrich VII gegeben wird. Natürlich kann das nicht friedlich verlaufen, weshalb die Glaubenskriege folgen. Trotz dieser Reformation sind die Menschen abergläubischer als je zu vor, was sich an den Hexenprozessen und dem Prozess des Galileo Galilei gezeigt wird. So folgen der Absolutismus Ludwig des 14. in all seiner Herrlichkeit, für mich auch unter einem sehr interessanten Gesichtspunkt. Bonny Prince Charly, der wegen seiner Verstöße gegen die Magna Carta und seine Prunksucht von Oliver Cromwell zum Tode verurteilt wird. Wobei mir die Parallele der Prunksucht Charles I mit Louis XIV sehr gut gefällt, auch mit ihrer unterschiedlichen Wertung und dem starken Kontrast zu Cromwell. Allerdings stellt der Autor den Puritaner Cromwell für meinen Geschmack viel zu gut dar, denn sein Erbe ist es, das die Brexit-Verhandlungen noch heute so schwierig macht. Dass er versuchte die Identität der Schotten, Waliser und Iren auszulöschen, wird leider nicht erwähnt. Plötzlich stehen die Türken vor Wien und Peter der Große gründet St. Petersburg. Auch Katharina die Große, Louis XV, Louis XVI, Maria Theresia, ihre Tochter Marie Antoinette und die Französische Revolution werden ebenso wenig vergessen Danton, Robespierre und die Schreckensherrschaft. Der Aufstieg des armen korsischen Advokatensohnes Napoleon zum Kaiser von Frankreich mit all seinen Kriegszügen durch Europa und darüber hinaus.
Anschließend treten die großen Veränderungen durch die Erfindung der Dampfmaschine ein, die die Gesellschaft in kurzer Zeit auf den Kopf stellt und zu Marx und dem Traum vom Klassenkampf führt. Doch auch China und der Opiumkrieg werden nicht vergessen, ebenso wie der Aufstieg des kleinen, disziplinierten Inselstaates Japan. Gerade diese Aspekte fand ich sehr interessant, da wir uns im Unterricht immer viel zu viel auf Europa konzentriert haben. Es folgt die Zeit, an die der Autor sich durch die Erzählungen seiner Großeltern und eigenes Erlebtes zu erinnern glaubt. Da der Autor etwas jünger war als mein Opa musste ich dabei schmunzeln. Er erzählt über die Ungerechtigkeit der Versailler Verträge und der gebrochenen Versprechen des amerikanischen Präsidenten, die in den Köpfen der Deutschen für Verbitterung und Empörung sorgen und so einen fruchtbaren Boden für den Diktator Hitler boten. So ähnlich schilderte es auch mein Opa, doch als der Autor eigene Nachforschungen anstellte, musste er feststellen, dass dies doch gar nicht so war, sondern viel mehr ein Volksglaube, der sich beharrlich in den Köpfen festgesetzt hat. Sehr sympathisch finde ich, dass er sich mit seinen bis dato unerschütterlichen Ansichten auseinander setzt und diese bereitwillig revidiert. Er muss auch einräumen, dass selbst die Zeiten, an die man sich zu erinnern glaubt, bisweilen in der historischen Betrachtung dann doch anders waren. Geschichte regt zum Nachdenken an und schafft den Grundstein für verantwortungsvolles politisches Handeln. Ansichten, Meinungen und Denkströmungen können sich ändern, das entbindet niemanden von der Pflicht des eigenen Denkens.
Ernst H. Gombrich wurde 1909 in Wien geboren. Er promovierte 1933 in Kunstgeschichte und emigrierte 1936 nach London und arbeitete während des Krieges für die BBC. Er war Direktor des Warburg Institut und Professor für Kunstgeschichte an der University of London bis zu seiner Emeritierung 1976. Er starb 2001 in London.
Christoph Waltz ist nicht nur zweifacher Oscar-Preisträger, sondern wie der Autor selbst in Wien geboren. Da er aber auch vor seinen Hollywood Erfolgen auch in deutschsprachigen Filmen sehr erfolgreich war, ist seine Stimme, mit dem leichten Wiener Einschlag sehr vertraut. Gerade seine unüberhörbare Herkunft empfinde ich als Pluspunkt, da man gerade bei diesem Teil, in dem den Österreichern und Preußen deutlich mehr Gewicht zukommt, den Blick des Österreichers auf die Geschichte merkt. Das finde ich gut, denn als ich als Kind auf die Karte schaute und sah wie klein Österreich ist, wunderte ich mich schon über die historische Bedeutung dieses Landes, mit seinen recht wenigen Einwohnern. Dies wurde mir hier viel deutlicher, als es mir die Schule je vermitteln konnte. Dabei ist seine Stimme angenehm warm und weich, so dass bei all den kriegerischen Konflikten, die geschildert werden, sie nicht so bedrohlich wirken. Durch seine deutliche gut modulierte Aussprache wird es nie langweilig ihm zuzuhören.
Sehr erstaunlich finde ich, dass dieses Hörbuch, obwohl seine Vorlage bereits so alt ist (1935) noch immer von Kindern gut verstanden wird, auch wenn der Wortschatz stetig im Wandel begriffen ist. Da die Buchvorlage aus dem Jahre 1935 stammt, ist sie nicht mehr immer unbedingt politisch korrekt, für heutige Verhältnisse. Erstaunlicherweise, hat meinen Mann das überhaupt nicht gestört. Wer aber vermeiden möchte, dass die Kinder Begriffe wie „Neger“ hören, der sollte hier nicht zugreifen. Es ist ein historisches Dokument und in diesem Band dreht sich viel um die europäischen Kolonialmächte und ihre Vormachtstellung, aber vor allem auch um den amerikanischen Bürgerkrieg und die Sklaverei. Für diese Themen wird der Begriff relativ sparsam verwendet und vor allem um zu verdeutlichen, dass die Südstaatler der Meinung waren, dass sie in dem Klima unmöglich arbeiten könnten und daher zum Erhalt ihres Wohlstandes auf „Neger“sklaven angewiesen seien. Ich finde das der Begriff sehr gut auch die Missachtung der Menschenrechte der Betroffenen verdeutlicht, sowie ihre Machtlosigkeit, die sie der Willkür ihrer Besitzer auslieferte. Ich empfand hier den Einsatz des Begriffes durchaus als klare Missbilligung der Zustände und Ansichten, die tief in den Köpfen eingebrannt waren. Wie im Booklet angemerkt wird, stammt das Buch von 1935, erst in den 60er Jahren in den USA und in den 70er Jahren in Deutschland, wurde dieses Wort als diskriminierend anerkannt. Der Autor hat es aber auch in der Überarbeitung stehen gelassen. Menschen als „Sklaven“ zu halten ist Diskriminierung pur, ebenso wie ihre Bezeichnung.
Das Original wurde 1935 geschrieben, also vor dem 2. Weltkrieg und so hat der Autor sein Werk noch vor seinem Tod um ein paar weitere Kapitel bis zur Gründung der Europäischen Union ergänzt. Es geht also nicht wirklich bis zur heutigen Gegenwart. Aber an viele der fehlenden Jahre sollten sich ja auch Eltern und Großeltern erinnern können, so wie es dem Autor auch ging und der dann einräumen musste, dass die Erinnerung ganz schön täuschen kann!
Es ersetzt kein Geschichtsbuch und kein Lernen für die Schule. Aber dieses Hörbuch kann etwas ganz Wichtiges: Kindern Geschichte als ganzheitliches Subjekt nahe zu bringen, zu verdeutlichen, dass es mehr um Zusammenhänge und das große Ganze, als um einzelne Jahreszahlen geht. Klar, es werden auch Jahreszahlen genannt, aber vom einmaligen Hören, prägt man es sich ja nicht ein. Daher werden oft auch zeitliche Parallelen und andere zeitliche Zuordnungen geschaffen. Es weckt vor allem Interesse und das finde ich wertvoll. Das in der haptisch angenehmen Pappbox beiliegende Booklet hilft einen das Gehörte besser zu merken, da man auch einiges noch nachlesen kann. Das finde ich sehr hilfreich. Ab 10 Jahren wirklich zu empfehlen.
Richtig toll auch für lange Autofahrten mit der Familie