Die facettenreiche Persönlichkeit von Victor Hugo wird anhand einer gelungenen Geschichte aus Historie und Fiktion und den beeindruckenden Bildern von Laurent Paturaud in diesem Comic gekonnt in Szene gesetzt
Meine Meinung
Der historische Comic »Victor Hugo – Im Exil« von Esther Gil und Laurent Paturaud befasst sich mit einem Ausschnitt des Leben und Wirkens eines der bekanntesten französischen Schriftsteller, ...
Meine Meinung
Der historische Comic »Victor Hugo – Im Exil« von Esther Gil und Laurent Paturaud befasst sich mit einem Ausschnitt des Leben und Wirkens eines der bekanntesten französischen Schriftsteller, Victor Hugo, der für den Widerstand gegen den Staatstreich von Napoleon III. aus Frankreich verbannt wurde und sein Exil zuerst auf der britischen Kanalinseln Jersey und dann auf Guernsey verbrachte. Zu seinen bekanntesten Werken zählen »Der Glöckner von Notre Dame« und »Die Elenden« (»Les Misérables«).
Die Handlung des Comics basiert zwar auf realen historischen Hintergründen und bezieht bekanntes Wissen über den genialen Autor und leidenschaftlichen Sozialkritiker Victor Hugo mit ein, wird dann aber mit einer fiktiven Handlung durchbrochen, die Victor Hugo aus seinem Exil zurück nach Paris lockt, um dort mehr über die tragischen Umstände des Todes seiner geliebten Tochter Leopoldine in Erfahrung zu bringen. Der Tod von Victor Hugos Tochter ereignet sich tatsächlich 1843 kurz nach ihrer Hochzeit mit Charles Vacquerie, als sie zusammen bei einem Bootsunfall in der Seine ertrinken.
In einem umfangreichen illustrierten Dossier werden im Nachgang zum Comic die Fakten und Fiktion dieser Geschichte einander gegenübergestellt und man bekommt eindrucksvoll bebilderte Portraits der historischen Persönlichkeiten, Informationen zu der Politik während des zweiten Kaiserreiches sowie Zeitungsausschnitte über den Bootsunfall vorgelegt.
Während einer Séance erscheint der Geist von Leopoldine. Fest überzeugt davon, mit seiner verstorbenen Tochter kommunizieren zu können, begibt sich der Schriftsteller auf eine gefährliche Reise nach Frankreich, um die Umstände zu Leopoldines Tod aufzudecken und ihrem Geist damit Frieden zu schenken. Ein weiterer Handlungsstrang wird um den Engländer John Charles Tapner gesponnen, der sich parallel zur Story entwickelt und erst zum Ende hin mit den Panels über Victor Hugo verschmilzt.
Die Zeichnungen von Laurent Paturaud bestechen mit vielen Details und fein gezeichneten Gesichtern, die sich besonders durch eine ausdrucksstarken Mimik auszeichnen. Die Szenerien spielen sich teilweise auf den britischen Kanalinseln Jersey und Guernsey sowie in Paris ab, egal ob die Meeresküste oder enge Gassen den Hintergrund bilden, Paturaud fängt die Kulissen gekonnt in seinen Panels ein. Die meist beige Farbgebung passt hervorragend zur historischen Geschichte und wechselt zum Teil in düstere Farben, die das menschliche Elend der damaligen Zeit abbilden.
Esther Gil und Laurent Paturaud ist es gelungen einen mitreißenden Comic zu kreieren, der einen interessanten Abschnitt aus dem Leben von Victor Hugo behandelt und dem Leser einen Blick auf die Persönlichkeit hinter den beliebten Romanen und Gedichten zulässt, auch wenn das düstere und beinahe kriminalistische Abenteuer in Frankreich der Fantasie der Autoren entsprungen ist. Dabei erhält man auch einen Blick auf Hugos freizügiges Liebesleben und bekommt ein Paris präsentiert, dass ihn zu seinem größten Werk »Les Miserables« inspirierte.
Fazit
Die facettenreiche Persönlichkeit von Victor Hugo wird anhand einer gelungenen Geschichte aus Historie und Fiktion und den beeindruckenden Bildern von Laurent Paturaud in diesem Comic gekonnt in Szene gesetzt.