Warum?
Die Kleinstadt Akranes ist Schauplatz des ersten Bandes einer neuen Krimi-Reihe der isländischen Autorin Eva Björg ÄEgisdóttir. Ein beschaulicher Ort, in dem jeder jeden kennt. Der Leuchtturm ist einsam ...
Die Kleinstadt Akranes ist Schauplatz des ersten Bandes einer neuen Krimi-Reihe der isländischen Autorin Eva Björg ÄEgisdóttir. Ein beschaulicher Ort, in dem jeder jeden kennt. Der Leuchtturm ist einsam gelegen, genau richtig für zwei Jugendliche. Ihr tête-à-tête wird getrübt durch ein Fellknäuel, das sie tief unten entdecken. Der Schock sitzt tief, als sie auf einem Felsen eine Tote entdecken.
„Wie schnell kannst du zum Leuchtturm kommen?“ Elma hat sich von Reykjavík hierher versetzen lassen, sie ist hier aufgewachsen und nun kehrt sie aus persönlichen Gründen zurück. Mit ihren neuen Kollegen Sævar und Hörður ermittelt sie. Sie sind Typen wie du und ich, Hörður ist tief verwurzelt in Akranes, Sævar ist eher Außenseiter, er und Elma arbeiten gut zusammen, sie verstehen sich, sind auf einer Wellenlänge.
Beschaulich geht es los, Eva Björg Ægisdóttir gewährt ihren Lesern Einblicke in die Familien, beschreibt ihren Alltag und lässt so manch tiefen Blick in deren Gedanken zu. Noch sind es viele Figuren, die eher Oberflächliches verbindet. Man kennt sich eben von klein auf. Zwischendurch blitzt die Vergangenheit auf. Von kleinen Mädchen und deren Freundschaft wird erzählt, die eine wächst behütet auf, die andere ist eher sich selbst überlassen.
Es ist ein leiser, ein düsterer Krimi, der den Menschen hinter dem Verbrechen zeichnet. Das Warum wird hinterfragt und dafür reicht es nicht, nur einen flüchten Blick auf das Heute zu werfen. Immer mehr kristallisiert sich heraus, wie die einzelnen Charaktere miteinander verbunden sind.
Zunächst war ich ob der vielen losen Fäden etwas irritiert, auch konnte ich mit den Rückblicken nicht wirklich etwas anfangen. Aber dranbleiben lohnt sich. Die Autorin geht der Frage nach, ob ein von der Norm abweichendes Verhalten eher angeboren ist oder ob die Umgebung einen dazu macht. Verbrechen spiegeln auch gesellschaftliches Versagen wider, ihr erster Krimi ist diesbezüglich gut gelungen. Verschwiegenheit und wegschauen sind eine toxische Mischung, die sich früher oder später bitter rächen kann.
Das Hineinfinden in die verzweigte Story gestaltete sich anfangs zäh, es waren wie gesagt viele Figuren, die anscheinend nichts miteinander verband. Der einnehmende Schreibstil hat mich weiterlesen lassen und je mehr ich von ihnen allen wusste, desto besser konnte ich Vergangenes mit dem Heute verbinden. Nicht nur die Kommissare waren authentisch, jeder einzelne Charakter war glaubhaft angelegt. Ein spannender Krimi vor malerischer Kulisse mit sympathischen Ermittlern, der mich nach dem etwas holprigen Start dann immer mehr gefangen hat.