Wie konnte das nur passieren? Ich kannte zuvor noch kein Buch der Autorin Eva Fay und ich bin wirklich begeistert. Da muss ich mir glatt ihre anderen Romane anschauen und werde ihr definitiv treu bleiben. Man begibt sich auf eine dramatische, fesselnde, herzzerreißende, berührende und abwechslungsreiche Reise.
Es fing an mit diesem wirklich gelungenen und heißen Cover zu „Fight for us“. Im schlichten schwarz-weiß, außer einem kleinen Farbtupfer in der Schrift, ist ein männlicher Darsteller zu erkennen, dessen Gesicht nicht gezeigt wird, was mir schon mal sehr gut gefällt, so bleibt mehr für die eigenen Phantasie übrig. Der Mann trägt einen Anzug, seine Ärmel sind hochgeschoben und darunter erkennt man Tattoos und ein schwarzes Lederarmband zeigt sich. Das lässt die Vermutungen zwischen Geschäftsmann und lässigen Freizeitlook schüren oder auch für zwei Seelen in einem Körper. Jedenfalls war ich davon schon sehr angetan und dazu noch der Titel. Nach dem lesen kann ich sagen, dass es alles zusammen ein hervorragendes Gesamtbild ergibt und sich lückenlos zusammenschließt sowie perfekt aufeinander abgestimmt ist.
Zum Inhalt: Evina Castellos Leben scheint perfekt: Sie ist glücklich verheiratet, leitet ein erfolgreiches Unternehmen und engagiert sich in ihrer Stiftung gegen die Misshandlung von Frauen und Kindern. Die düsteren Tage ihrer Vergangenheit hat sie hinter sich gelassen. Glaubt sie. Als sie auf einer Charity-Veranstaltung von ihrem Mann sitzengelassen wird, lernt sie Tommaso De Santis kennen. Der Milliardär ist nicht nur sexy, sondern macht Evina auch Avancen. Weil er die Stiftung bei einem Projekt unterstützt, müssen die beiden zusammenarbeiten und kommen sich dabei näher. Aber Evina plagt das schlechte Gewissen. Doch dann holt die Vergangenheit sie brutal wieder ein und plötzlich ist Tommaso alles, was zwischen ihr und dem Abgrund steht …
„Du warst wie ein Lichtblick in meiner Dunkelheit. Durch dich habe ich gemerkt, dass es auch eine gute Seite an mir gibt.“
Man befindet sich sofort in der Handlung, dabei bekommt man wie in einem Prolog einige Fetzen vorgelegt, bei denen man schon grübelt, was das bedeuten mag. Ansonsten mag ich es sehr direkt in die Story geschmissen zu werden und der Rest ergibt sich ja aus dem weiteren Verlauf. Die Handlung wächst ganz langsam und allmählich an, so dass man in einem guten Tempo in die beiden Charaktere und in ihr Umfeld eingeführt wird. Jedoch nach und nach werden einem Brocken zum Verdauen vorgeworfen und man wird in den fesselnden Sog der Handlung gezogen. Immer wenn ich dachte, ok was kommt jetzt noch oder jetzt geht es voran, kommt ein neuer Schockmoment und raubt dir den Atem und lässt dich mitfiebern. Nebenher dachte ich dann, lass es bitte keinen Cliffhanger geben und ich war mir nicht sicher, ob es ein Mehrteiler wird. Aber keine Sorge, man wird nicht weiter auf die Folter gespannt.
Evina ist eine herausragende Persönlichkeit. Sie verkörpert Schönheit, Sexappeal, Leidenschaft und Erfolg. Sie stellt nach Außen eine starke und taffe Frau dar und hat ihren Lebensweg steil nach oben bestritten. Doch sie kommt aus ganz normalen Verhältnissen und musste früh lernen, was es heißt Angst zu haben, sich durchzukämpfen und auf sich gestellt zu sein. Allein mit ihrer Mutter hat sie einen harten Weg bestritten. Evina lässt sich verunsichern, scheut große Menschenaufkommen und mag es gar nicht im Mittelpunkt zu stehen, jedoch setzt sie sich für das ein, was ihr wichtig ist und kämpft für die Schwachen. Doch sie hat ihre Prinzipien und hält an klaren Trennungen fest, selbst wenn ihr das Herz dabei blutet. Mit ihrer Freundin zusammen hat sie eine Stiftung zur Hilfe für Frauen und Kinder aufgebaut und ihr Ziel ist es, die italienischen Städte mit Frauenhäuser auszustatten und den Gewaltopfern zu helfen. Sie ist sehr engagiert und würde alles dafür geben, niemanden in solchen Situationen leiden zu sehen. Evia ist die heimliche Heldin für mich in diesen Roman.
„Ängste sind nur dazu da, um sie auszuhalten, danach zu überwinden und zum Schluss gestärkt daraus hervorzutreten.“
Auch Tammaso hat sich ein neues Leben aufbauen müssen. Er ist inzwischen erfolgreicher Geschäftsmann. Doch wird er fast täglich von Alpträumen aus seiner Vergangenheit geplagt. Um seinen Kopf frei zu bekommen und seinen Schmerz zu vergessen kämpft er nachts Underdog ohne Regel und seelenlos. Um seine körperlichen Narben zu verstecken, ist er am ganzen Körper von Tattoos gezeichnet, doch was ist mit den Narben auf seiner Seele? Tammaso weiß was er will, er ist geheimnisvoll, geradeheraus und nimmt kein Blatt vor den Mund. Die Frauenwelt liegt ihm zu Füßen, doch eine feste Bindung kommt für ihn nicht in Frage. Alles ändert sich, als er auf Evina trifft, doch diese ist bereits vergeben. Er kann seinem Drang nicht widerstehen, er muss sie in sein Bett bekommen, um sich danach wieder klar im Kopf zu fühlen. Wird ihm das gelingen? Welche Wege muss er dafür bestreiten? Tommaso hat so viele Facetten, aber ist im Inneren auch ganz gebrochen; er ist ein toller Mann und sollte mehr Selbstvertrauen in dieser Hinsicht in sich selbst haben.
Auch die anderen Charaktere geben ihren besonderen Glanz zur Handlung. Hier haben mir die beiden jeweils besten Freunde Giulia und Milan gefallen. Giulia, mit ihrer präzisen Art zu analysieren und Evina in den Popo zu treten bzw. sie einfach nur aufzufangen. Und Milan, der jederzeit an Tommasos Seite steht und nicht nur zum Spaß haben da ist, sondern auch ein Auge auf ihn hält und später die richtigen Schritte einleitet zur Heilung des Seelenschmerzes.
Die Mischung aus Liebesgeschichte, einer spannenden und nervenaufreibenden Handlung, mit knisternder und sinnlicher Ladung sowie einfühlsamen und emotionalen Momenten hat mir sehr gefallen. Ich bin wirklich überrascht von den Wendungen und unvorhersehbaren Ereignissen, die immer wieder neuen Aufwind gaben und man einfach nur noch fesselnd davor saß. Zum Schluss war ich wirklich geflasht von den Entwicklungen, den Steigerungen innerhalb und den schönen und aufregenden Momenten. Zwischendurch blieb selbst mein Herz stehen, ich konnte mit schmunzeln, mitleiden und auch mitweinen.
Der Schreibstil ist sehr angenehm, kraftvoll, aber auch leicht und locker, wodurch die kurzen Kapitel auch nur so dahin fliegen. Mir gefällt auch die ehrliche und offene Sprache und es wird auch um nichts herum zerredet, sondern offen und ehrlich benannt. Die Geschichte wird in der Ich-Perspektive von Tommaso und Evina im stetigen Wechsel wiedergegeben. Mir persönlich gefällt dieser Stil sehr gut, ich kann mich mit beiden Hauptcharakteren besser identifizieren, deren Gedanken, Taten und Gefühle nachvollziehen. Der Roman spielt im schönen Italien, überwiegend in Rom.
„Bei ihr muss ich keine Maske tragen. Sie kennt meine Vergangenheit und Gegenwart und begleitet mich in eine ungewisse Zukunft:“
Mein Fazit: Eine Geschichte, die dich schnell einnimmt und über ihre Ängste, tiefe Sehnsüchte, Zweifel und Ernsthaftigkeit fasziniert, emotional tief berührt und zugleich dein Herz erwärmt und wieder zerreißt. Absolute Leseempfehlung von mir <3