Keine typische Biographie, sondern eine bestechende Momentaufnahme.
Meine Meinung
Den Namen Angela Davis haben sicherlich viele schon einmal gehört, doch wie viel über das Leben der mutigen politischen Aktivistin, die sich seit den 1960er gegen den Rassenhass stellt, ...
Meine Meinung
Den Namen Angela Davis haben sicherlich viele schon einmal gehört, doch wie viel über das Leben der mutigen politischen Aktivistin, die sich seit den 1960er gegen den Rassenhass stellt, ist bei uns in Europa tatsächlich bekannt? Ich muss gestehen, dass ich vor Lektüre der Comic-Biographie »Gejagt: Die Flucht der Angela Davis« von Fabien Grolleau und Nicolas Pitz nicht wirklich etwas über die Hintergründe dieser amerikanischen Ikone wusste. Allerhöchste Zeit dies zu ändern, denn Angela Davis ist eine beeindruckende Persönlichkeit!
Geschickt erzählt Fabien Grolleau anhand der aufsehenerregenden Jagd des FBI auf die politisch engagierte Kämpferin eine mitreißende Geschichte und setzt damit den Fokus auf ein großes Ereignis im Leben der Angela Davis. Somit ist diese Story auch nicht mit einer gewöhnliche Biographie zu vergleichen, denn ausgehend von der Verfolgungsjagd streut Grolleau einzelne Episoden ein, die retrospektiv aufzeigen, wie Angela im gefährlichen ›Dynamite Hill‹ im Süden Amerikas heranwuchs, für ihr Studium Europa bereiste und später wieder in ihre Heimat zurückkehrte, um gegen den Rassenhass zu kämpfen.
Die Zeitsprünge lassen sich durch Trennseiten sehr gut nachvollziehen und mit den beeindruckenden Illustrationen von Nicolas Pitz fühlt man sich regelrecht in das entsprechende Jahrzehnt versetzt, denn es werden auch weitere historische Ereignisse aus dieser Zeit abgebildet. Von der erschreckenden Brutalität des Ku-Kux-Klans, der ungestraft Gewalt gegen die schwarze Bevölkerung ausübt und sogar ganze Viertel in Brand steckt über Polizeigewalt gegenüber Schwarzen bis hin zu Rassismus und Sexismus legt der talentierte Künstler den Finger direkt in die Wunde, die sich bis heute noch nicht geschlossen hat.
Angela Davis ist eine vorbildhafte Figur im amerikanischen Kampf gegen Rassenhass und für die Freiheit. Im Comic wird verdeutlicht, wie früh der Samen des Widerstandes in Angela keimte und durch ein starkes Gerechtigkeitsempfinden zu einem Sprössling wurde, bis er sich mit der Zeit zu einer starken Pflanze entwickelte, sodass in ihr schon bald der Wunsch entstand, sich politisch zu engagieren. Als schwarze Frau zu dieser Zeit alles andere als einfach, den die Black Panthers sind ihr zu chauvinistisch und so tritt sie lieber dem kommunistisch geprägten Che Lumumba Club bei.
Selten haben mich Illustrationen so sehr bewegt, wie es Nicolas Pitz mit seinen durchdringenden Panels in »Gejagt: Die Flucht der Angela Davis« vermochte. Sehr schön ist auch die Dynamik, welche sich aus der wechselnden Gestaltung ergibt, in denen immer wieder aus der klassischen Panelführung ausgebrochen wird und damit die Aufmerksamkeit, genauer hinzusehen, steigert.
Fazit
Keine typische Biographie, sondern eine bestechende Momentaufnahme der Jagd auf die Aktivistin Angela Davis, die den Rassenwahnsinn mit seinen ungeschönten Gräuel einfängt und das Porträt einer beharrlichen Kämpferin zeigt.
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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 14.08.2021