Cover-Bild Alle, außer mir
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Wagenbach, K
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 608
  • Ersterscheinung: 21.06.2018
  • ISBN: 9783803132963
Francesca Melandri

Alle, außer mir

Esther Hansen (Übersetzer)

Kennen Sie Ihren Vater? Wissen Sie, wer er wirklich ist? Kennen Sie seine Vergangenheit? Die vierzigjährige Lehrerin Ilaria hätte diese Fragen wohl mit »ja« beantwortet, und auch ihre Angehörigen glaubte sie zu kennen – bis eines Tages ein junger Afrikaner auf dem Treppenabsatz vor ihrer Wohnung in Rom sitzt und behauptet, mit ihr verwandt zu sein. In seinem Ausweis steht: Attilio Profeti, das ist der Name ihres Vaters … Der aber ist zu alt, um noch Auskunft zu geben.
Hier beginnt Ilarias Entdeckungsreise, von hier aus entfaltet Francesca Melandri eine schier unglaubliche Familiengeschichte über drei Generationen und ein schonungsloses Porträt der italienischen Gesellschaft. Und sie holt die bisher verdrängte italienische Kolonialgeschichte des 20. Jahrhunderts in die Literatur: die Verbindungen Italiens nach Äthiopien und Eritrea bis hin zu den gegenwärtigen politischen Konflikten verknüpft Melandri mit dem Schicksal der heutigen Geflüchteten – und stellt die Schlüsselfragen unserer Zeit: Was bedeutet es, zufällig im »richtigen« Land geboren zu sein, und wie entstehen Nähe und das Gefühl von Zugehörigkeit?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2022

Die Geheimnisse des Attilio Profeti

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Damit hat Ilaria nicht gerechnet. Als sie Heim kommt Sitz vor ihrer Tür ein junger Äthiopier und behauptet ihr Neffe zu sein. Schon aufgrund seiner Hautfarbe scheint dies ein Scherz zu sein. Doch er spricht ...

Damit hat Ilaria nicht gerechnet. Als sie Heim kommt Sitz vor ihrer Tür ein junger Äthiopier und behauptet ihr Neffe zu sein. Schon aufgrund seiner Hautfarbe scheint dies ein Scherz zu sein. Doch er spricht ausgezeichnet Italienisch und erzählt eine absolut glaubhafte Geschichte. Als Ilaria ihre Mutter darauf anspricht, sagt diese: "Du musst nur suchen." Und sie Sucht in der Stadtbibliothek den Namen ihres Vaters Attilio Profeti. Der ist inzwischen weit über 90 und mehr oder weniger ein Pflegefall, das Gedächtnis ist auch schon recht lückenhaft. Ilaria's Suche jedoch bringt sie weit zurück in die Vergangenheit, in die 1930er Jahre. Damals hat das faschistische Italien versucht das heutige Äthiopien zu kolonisieren. Doch was hat ihr Vater mit all dem zu tun gehabt? Warum wusste sie davon nichts?

Was hier als zum Teil als absurdkomischer Familienroman beginnt entwickelt sich zunehmend zu eine belletristische Erzählung über Kolonialgeschichte. "Alle, außer mir" von Francesca Melandri (aus dem Italienischen übersetzt von Esther Hansen) ist sehr ausschweifend und dennoch fesselnd geschrieben. Jedoch dominieren recht schnell die alten Kriegsverbrechen Italiens in Afrika die Handlung, Ilaria und ihr Besuch rücken in den Hintergrund. Das Buch ist nichts für zartbeseitete Personen. Thematisiert werden hier neben Faschismus und Rassismus auch der Einsatz von Giftgas, Konzentrationslagern und noch viele weitere Gräueltaten der damaligen italienischen Besatzung in Afrika. Und obwohl es sich hier um einen Roman handelt, habe ich doch etwas an Geschichtswissen dazu gewonnen. Denn über die Kolonisierungsversuche Italiens in Afrika wusste ich bis heute gar nichts, u.a. würde es zu meiner Schulzeit gar nicht behandelt.
Schon aus diesem Grund halte ich Melandri's Roman für äußerst lesenswert.

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