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- Verlag: edition abcdefghijklmnopqrstuvwxyz
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 396
- Ersterscheinung: 29.10.2022
- ISBN: 9783038587378
Susanne Guyer: Quilts
40 Jahre Gestaltung mit Textilresten aus aller Welt
Ein Quilt ist ein kreatives Textilwerk. Aus verschiedenen Teilen zusammengenäht erfüllt dieses zumeist weiche Textil die Funktion zur Schonung anderer Möbel. Als dekoratives Hängeobjekt kann der Quilt auch als Wandschmuck oder Raumteiler genutzt werden. Damit ist implizit gesagt, dass ein Quilt eine Schauseite hat und vom ästhetischen Bewusstsein und künstlerischen Können zeugt. Die Bildwirkung ist der Ausweis von persönlicher Gestaltungskraft. In vielen ethnografischen Quilts wird bewusst Lebenszeit und Erfahrung zum Bild vernäht. Wird die Machart dem Zufall überlassen, wird eher von einem Flickenteppich (patchwork) gesprochen.
Die Geschichte der Quilts ist vielleicht nicht so eindeutig, wie es die Amerikaner möchten, die für sich die Erfindung reklamieren und in vielen Publikationen zementieren. Nimmt man z.B. das buntgescheckte Kleid des Arlecchino aus der Commedia dell'arte, so liegt man in der Machart für diese Kleidung im 16. Jahrhundert.
Ein anderer Aspekt der geltenden Praxis der Stoffapplikation liegt in der Kleiderherstellung selber. Da über Jahrhunderte Stoffe vor allem monochrom gedruckt wurden, musste man Verzierung mit Pelzbesatz, Bildelementen, Fremdstoffe und Herrschaftszeichen immer händisch applizieren. Auch Fahnen und Standarten mussten zusammengesetzt werden, um Sichtbarkeit und Differenz herzustellen.
Da die Gewebeherstellung und -veredelung kostspielig war, wurde konsequent eine (textile) Subsistenzwirtschaft praktiziert, in der immer alles verwendet und wiederverwendet wurde, bis bloss noch Fetzen für Lumpensammler übrigblieben.
Susanne Guyer hat ihre Quilts weniger aus dem Bewusstsein an Mangel erstellt, sondern eher aufgrund des Reichtums an verschiedenen Stoffen aus vielfältiger Provenienz. Über 40 Jahre hat sie aus dem häuslichen Überfluss abgetragener, gekaufter und vererbter Textilien und Stoffresten Quilts hergestellt, die ihrerseits eine grosse Bandbreite visueller Erscheinungsformen und gestalterischer Komplexitäten zeigen, so von umrandeten Milieus über geometrische Muster bis hin zu farbkompositorischen, Schwindel erzeugenden Flächenfüllungen.
Was nach Chaos aussieht, ist aber für die ausgebildete Mathematik-Lehrerin Susanne Guyer immer ein Stück Berechnung, nämlich gegen das Verzetteln anzukämpfen, indem jeder Stofffetzen an Ort und Stelle fixiert und mit den Nachbarn verbunden wird. Daraus entsteht das Bild einer höheren Ordnung; es ist die Ordnung des Lebens an sich.
Die vom Kunsthistoriker Fritz Franz Vogel herausgegebene und gestaltete knapp 400-seitige Publikation taucht visuell und textlich ein in das stupende Textilwerk, das bisher noch kaum eine Öffentlichkeit gesehen hat. Im Werk mit über 1350 Abbildungen ist auf der Vorderseite ein kleiner Quilt eingebaut, sodass man immer die haptische Referenz hat; dieser Handschmeichler mit seinen verschiedenen Oberflächen kann als pars pro toto für das üppig visuelle Werk angefasst werden.
Die Geschichte der Quilts ist vielleicht nicht so eindeutig, wie es die Amerikaner möchten, die für sich die Erfindung reklamieren und in vielen Publikationen zementieren. Nimmt man z.B. das buntgescheckte Kleid des Arlecchino aus der Commedia dell'arte, so liegt man in der Machart für diese Kleidung im 16. Jahrhundert.
Ein anderer Aspekt der geltenden Praxis der Stoffapplikation liegt in der Kleiderherstellung selber. Da über Jahrhunderte Stoffe vor allem monochrom gedruckt wurden, musste man Verzierung mit Pelzbesatz, Bildelementen, Fremdstoffe und Herrschaftszeichen immer händisch applizieren. Auch Fahnen und Standarten mussten zusammengesetzt werden, um Sichtbarkeit und Differenz herzustellen.
Da die Gewebeherstellung und -veredelung kostspielig war, wurde konsequent eine (textile) Subsistenzwirtschaft praktiziert, in der immer alles verwendet und wiederverwendet wurde, bis bloss noch Fetzen für Lumpensammler übrigblieben.
Susanne Guyer hat ihre Quilts weniger aus dem Bewusstsein an Mangel erstellt, sondern eher aufgrund des Reichtums an verschiedenen Stoffen aus vielfältiger Provenienz. Über 40 Jahre hat sie aus dem häuslichen Überfluss abgetragener, gekaufter und vererbter Textilien und Stoffresten Quilts hergestellt, die ihrerseits eine grosse Bandbreite visueller Erscheinungsformen und gestalterischer Komplexitäten zeigen, so von umrandeten Milieus über geometrische Muster bis hin zu farbkompositorischen, Schwindel erzeugenden Flächenfüllungen.
Was nach Chaos aussieht, ist aber für die ausgebildete Mathematik-Lehrerin Susanne Guyer immer ein Stück Berechnung, nämlich gegen das Verzetteln anzukämpfen, indem jeder Stofffetzen an Ort und Stelle fixiert und mit den Nachbarn verbunden wird. Daraus entsteht das Bild einer höheren Ordnung; es ist die Ordnung des Lebens an sich.
Die vom Kunsthistoriker Fritz Franz Vogel herausgegebene und gestaltete knapp 400-seitige Publikation taucht visuell und textlich ein in das stupende Textilwerk, das bisher noch kaum eine Öffentlichkeit gesehen hat. Im Werk mit über 1350 Abbildungen ist auf der Vorderseite ein kleiner Quilt eingebaut, sodass man immer die haptische Referenz hat; dieser Handschmeichler mit seinen verschiedenen Oberflächen kann als pars pro toto für das üppig visuelle Werk angefasst werden.
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