12,90
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inkl. MwSt
- Verlag: Astor Wien
- Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
- Ersterscheinung: 15.06.2016
- ISBN: 9783900277369
Anekdoten und Zitate von Fritz Grünbaum
Kabarett in der Hölle
Stephan Paryla (Sprecher)
Geboren wird Fritz Grünbaum am 7. April 1880 in Brünn. Er durchlebt eine behütete und unbeschwerte Kindheit. Seine Familie betreibt einen Kunsthandel. Nach dem Besuch der Volksschule absolviert er mit guten Leistungen das deutsche Gymnasium in Brünn und maturiert 1899. Fritz Grünbaum zieht nach Wien, um Jus zu studieren und erhält 1904 das Absolutorium (heute Magister).
Während seines Studiums verdient er seinen Unterhalt durch zahlreiche Nebenjobs, bis er eher zufällig im Kabarett „Hölle“ seine Karriere als Komiker beginnt. Zudem verfasst er Texte zu Operetten von Robert Stolz. Er geht nach Berlin und arbeitet im „Chat Noir“. 1910 kehrt er nach Wien zurück und unterhält im „Simpl“.
Fritz Grünbaum ist ein kleiner, zierlicher Mann mit scharfem Verstand und spitzer Zunge, der mit seiner Arbeit Ansehen und Wohlstand erlangt. Zwar wurde Grünbaum von Bekannten als „bezaubernder Zeitgenosse“ beschrieben, doch hinderte ihn das nicht daran, im Jahr 1910 einen k. u. k. Offizier im Kabarett „Hölle“ zu ohrfeigen, als dieser inmitten des Programms antisemitische Sprüche rief. Danach setzte er seine Vorstellung fort.
Unter anderem unterhält er eine private Bibliothek in seiner Wohnung in der Rechten Wienzeile 27. Er spendet Geld für wohltätige Zwecke und reist gerne in die Sommerfrische. Er heiratet 1908, lässt sich alsbald wieder scheiden, um 1916 seine Kollegin Maria Ruth Drexl (Mizzi Dressler) zu ehelichen – es folgt die neuerliche Scheidung. 1919 heiratet Fritz Grünbaum in 3. Ehe Elisabeth Herzl, eine Nichte von Theodor Herzl, mit der er bis zuletzt zusammen blieb.
Die Kriegsbegeisterung des Ersten Weltkrieges zieht an ihm nicht spurlos vorüber. 1914 ließ sich Grünbaum vom Kriegstaumel anstecken und meldete sich 1915 freiwillig zum Kriegsdienst. Im Frühling 1916 kämpfte er an der italienischen Front, kehrte aber desillusioniert zurück. Seit damals fiel er durch pazifistische Wortmeldungen auf.
Nach dem Krieg folgen weitere Arbeiten mit Robert Stolz. Er pendelt zwischen Berlin und Wien und lernt zu jener Zeit Karl Farkas kennen. Beide begründen die Doppelconference, in der Farkas „den Gescheiten“ mimt. Es folgen unter anderem Auftritte im Theater an der Wien, im Ronacher und in den Kammerspielen. Ab 1926 war Grünbaum am Wiener Bürgertheater tätig.
1927 unterzeichnet Grünbaum „Die Kundgebung des geistigen Wiens“ (Vereinigung der [linken!] Intellektuellen von Wien) und macht Werbung für die Sozialdemokraten. 1930 veröffentlicht er eine Gedichtsammlung, schreibt Texte für Filme und verdient sich als Schauspieler in kleinen Rollen sein Geld. Fritz Grünbaum macht politisches Kabarett – eine Tatsache, die ihm als Jude doppelt zum Verhängnis wird, die er aber nicht wahr haben will, da er doch im Ersten Weltkrieg mit der „Großen Silbernen Tapferkeitsmedaille“ ausgezeichnet wurde. Noch vor dem Einmarsch der Nazis in Wien im Jahre 1938 dürfen Farkas und Grünbaum das „Simpl“ nicht mehr betreten.
Farkas gelingt die Flucht, Grünbaum will nach Bratislava reisen, wird an der Grenze zurückgewiesen, kommt ins Gefängnis – wo er Bruno Kreisky kennenlernt. Grünbaum wird ins KZ Buchenwald deportiert, gequält, erniedrigt und körperlich gezüchtigt. Er erkrankt aufgrund seiner schwachen körperlichen Konstitution und wird ins KZ Dachau überstellt. Die Vermittlungsversuche seiner Frau bleiben erfolglos. Er tritt den nationalsozialistischen Torturen mit seinen intellektuellen Mitteln entgegen: er erzählte z.B., wie er das „Tausendjährige Reich“ zu besiegen gedenke, oder dass der völlige Mangel an allem und das systematische Hungern das beste Mittel gegen Zuckerkrankheit sei. Als ihm ein KZ-Aufseher ein Stück Seife verweigerte, kommentierte Grünbaum dies mit den Worten: „Wer für Seife kein Geld hat, soll sich kein KZ halten“.
Zu Silvester 1940 macht Grünbaum wieder bei einem der heimlichen Kabarett-Abend mit. Nachdem er seinen Vortrag beendet hatte, fällt er wieder in sich zusammen. Kurz danach misslingt ihm ein Selbstmordversuch. Bald darauf, am 14. Januar 1941 stirbt Fritz Grünbaum - angeblich an "Herzlähmung". Seiner Frau wird die Urne mit seiner Asche in Rechnung gestellt.
Während seines Studiums verdient er seinen Unterhalt durch zahlreiche Nebenjobs, bis er eher zufällig im Kabarett „Hölle“ seine Karriere als Komiker beginnt. Zudem verfasst er Texte zu Operetten von Robert Stolz. Er geht nach Berlin und arbeitet im „Chat Noir“. 1910 kehrt er nach Wien zurück und unterhält im „Simpl“.
Fritz Grünbaum ist ein kleiner, zierlicher Mann mit scharfem Verstand und spitzer Zunge, der mit seiner Arbeit Ansehen und Wohlstand erlangt. Zwar wurde Grünbaum von Bekannten als „bezaubernder Zeitgenosse“ beschrieben, doch hinderte ihn das nicht daran, im Jahr 1910 einen k. u. k. Offizier im Kabarett „Hölle“ zu ohrfeigen, als dieser inmitten des Programms antisemitische Sprüche rief. Danach setzte er seine Vorstellung fort.
Unter anderem unterhält er eine private Bibliothek in seiner Wohnung in der Rechten Wienzeile 27. Er spendet Geld für wohltätige Zwecke und reist gerne in die Sommerfrische. Er heiratet 1908, lässt sich alsbald wieder scheiden, um 1916 seine Kollegin Maria Ruth Drexl (Mizzi Dressler) zu ehelichen – es folgt die neuerliche Scheidung. 1919 heiratet Fritz Grünbaum in 3. Ehe Elisabeth Herzl, eine Nichte von Theodor Herzl, mit der er bis zuletzt zusammen blieb.
Die Kriegsbegeisterung des Ersten Weltkrieges zieht an ihm nicht spurlos vorüber. 1914 ließ sich Grünbaum vom Kriegstaumel anstecken und meldete sich 1915 freiwillig zum Kriegsdienst. Im Frühling 1916 kämpfte er an der italienischen Front, kehrte aber desillusioniert zurück. Seit damals fiel er durch pazifistische Wortmeldungen auf.
Nach dem Krieg folgen weitere Arbeiten mit Robert Stolz. Er pendelt zwischen Berlin und Wien und lernt zu jener Zeit Karl Farkas kennen. Beide begründen die Doppelconference, in der Farkas „den Gescheiten“ mimt. Es folgen unter anderem Auftritte im Theater an der Wien, im Ronacher und in den Kammerspielen. Ab 1926 war Grünbaum am Wiener Bürgertheater tätig.
1927 unterzeichnet Grünbaum „Die Kundgebung des geistigen Wiens“ (Vereinigung der [linken!] Intellektuellen von Wien) und macht Werbung für die Sozialdemokraten. 1930 veröffentlicht er eine Gedichtsammlung, schreibt Texte für Filme und verdient sich als Schauspieler in kleinen Rollen sein Geld. Fritz Grünbaum macht politisches Kabarett – eine Tatsache, die ihm als Jude doppelt zum Verhängnis wird, die er aber nicht wahr haben will, da er doch im Ersten Weltkrieg mit der „Großen Silbernen Tapferkeitsmedaille“ ausgezeichnet wurde. Noch vor dem Einmarsch der Nazis in Wien im Jahre 1938 dürfen Farkas und Grünbaum das „Simpl“ nicht mehr betreten.
Farkas gelingt die Flucht, Grünbaum will nach Bratislava reisen, wird an der Grenze zurückgewiesen, kommt ins Gefängnis – wo er Bruno Kreisky kennenlernt. Grünbaum wird ins KZ Buchenwald deportiert, gequält, erniedrigt und körperlich gezüchtigt. Er erkrankt aufgrund seiner schwachen körperlichen Konstitution und wird ins KZ Dachau überstellt. Die Vermittlungsversuche seiner Frau bleiben erfolglos. Er tritt den nationalsozialistischen Torturen mit seinen intellektuellen Mitteln entgegen: er erzählte z.B., wie er das „Tausendjährige Reich“ zu besiegen gedenke, oder dass der völlige Mangel an allem und das systematische Hungern das beste Mittel gegen Zuckerkrankheit sei. Als ihm ein KZ-Aufseher ein Stück Seife verweigerte, kommentierte Grünbaum dies mit den Worten: „Wer für Seife kein Geld hat, soll sich kein KZ halten“.
Zu Silvester 1940 macht Grünbaum wieder bei einem der heimlichen Kabarett-Abend mit. Nachdem er seinen Vortrag beendet hatte, fällt er wieder in sich zusammen. Kurz danach misslingt ihm ein Selbstmordversuch. Bald darauf, am 14. Januar 1941 stirbt Fritz Grünbaum - angeblich an "Herzlähmung". Seiner Frau wird die Urne mit seiner Asche in Rechnung gestellt.
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