Ein düsteres Portrait einer eigentlich guten Seele, die zum Preis, ihre Liebe zu schützen, zerrissen wird.
Bereits im Oktober, beim Bloggertreffen von Diogenes auf der Frankfurter Buchmesse, wurde Fuminori Nakamuras neuer Roman „Die Maske“ vorgestellt. Die Vorfreude steigerte sich bis Februar ins Unermessliche, ...
Bereits im Oktober, beim Bloggertreffen von Diogenes auf der Frankfurter Buchmesse, wurde Fuminori Nakamuras neuer Roman „Die Maske“ vorgestellt. Die Vorfreude steigerte sich bis Februar ins Unermessliche, bis das neue Werk dann endlich vor mir lag. Und dann wurde es an einem Tag verschlungen. Bereits letztes Jahr konnte mich Nakamuras „Der Dieb“ überzeugen und so war ich gespannt, wie der neue Roman werden würde. Der Klappentext versprach Spannung und einen Einblick in die menschlichen Abgründe. Es geht um Fumihiro, den letzten Sohn einer Industriegiganten-Familie, den Kukis, der von seinem Vater mit 60 Jahren gezeugt wurde und ganz der Tradition nach als „Geschwür“ aufwachsen soll, das Unheil über die Menschen bringt. Fumihiros Vater adoptiert ein junges Mädchen, das genauso alt ist wie sein jüngster Spross, und hält ihm zu Beginn des Buchs die Ansprache, die Fumihiros Leben verändern soll: Mit vierzehn Jahren würde er ihm die Hölle auf Erden zeigen, die ihm schließlich zu dem machen soll, wozu er genetisch bestimmt ist. Doch Fumihiro hegt andere Pläne, denn er will weder die fragwürdige Tradition fortführen noch seinen Vater, der für ihn nie einer war, über sein Leben bestimmen lassen. Er und Kaori, das adoptierte Mädchen, kommen sich derweil immer näher und als Fumihiro mitbekommt, was sie für seinen Vater für Dinge tun soll, fasst er den Entschluss, der in seinem Inneren bereits reifte, endlich in Worte: Vater muss sterben.
Ist es wirklich immer falsch, einen Menschen zu töten? Ist es ein Verbrechen, jemanden zu töten, der alles daransetzt, dir zu schaden und demjenigen, der dir alles bedeutet? Oder ist das nur unser Egoismus?
Ein spannendes Set-up, ein zu allem entschlossener Protagonist und der Vater, der zu seinem Erzfeind wird, das alles packt Fuminori Nakamura hier zu diesem grandiosen Werk zusammen. Wir begleiten Fumihiro dabei, wie er seinen Mord plant und wie es schließlich zur Ausführung kommt — wenn auch etwas anders, als er sich das vorgestellt hatte. In den folgenden Wochen leidet Fumihiro körperlich und geistig unter seiner Tat, ein Fieber quält ihn und zehrt ihn aus. Später bemüht er sich, sein normales Leben mit Kaori an seiner Seite wieder aufzunehmen, doch ausgemergelt wie er ist, scheint das Gesicht seines toten Vater mehr und mehr Besitz von ihm zu ergreifen. Er ist nicht mehr fähig, ein normales Teenager-Leben zu führen, alles scheint überschattet von dem Mord. Wir springen in die Gegenwart, wo er als junger, von Psychosen zerfressener Mann Kaori von einem Privatdetektiv überwachen lässt, um zu schauen, wie es der Liebe seines Lebens geht und ob sie ebenfalls an ihrer gemeinsamen Vergangenheit leidet. Wir begeben uns in die Abgründe der Menschlichkeit, sehen, wie eine zerrissene Seele zum Untergang eines Menschens führt. Fumihiro ist Opfer der selbst erfüllenden Prophezeiung und letzten Endes tatsächlich zum Geschwür geworden, auch wenn er zunächst niemandem mit seiner negativen Kraft schadet außer sich selbst. Sein Wesen deformiert sich, wird zu einem schwarzen Schmetterling, dessen Gedanken alles zu zerreißen drohen. Sein Vater trichterte ihm stets ein, dass Mord an einem Menschen widernatürlich sei, kein Tier der Welt töte seine Artgenossen, und so sei es auch mit den Menschen — Kaori merkte es damals und Fumihiro war sich in der ersten Nacht seines Fiebers bereits bewusst gewesen, dass von nun an alles anders sein würde.
Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/fuminori-nakamura-die-maske