Erdrückend spannend
Die verschiedenen Personen in Marquez Roman schmiegen sich zu einer kleinen abgeschlossenen Welt zusammen, da ist zum Beispiel Pater Angel, der in seiner kleinen halb verfallenen Kirche sitzt und natürlich ...
Die verschiedenen Personen in Marquez Roman schmiegen sich zu einer kleinen abgeschlossenen Welt zusammen, da ist zum Beispiel Pater Angel, der in seiner kleinen halb verfallenen Kirche sitzt und natürlich um das Seelenheil seiner Schäfchen bemüht ist, oder der Bürgermeister des kleinen Ortes, der sich seit Wochen mit Zahnschmerzen durch die Gegend schleppt und zwischendurch versucht - z.B. durch Überlassungen von Gemeindegrundstücken den Ärmsten eine Stütze zu sein, oder auch der Richter des Ortes, der sein Büro sicher seit einem Jahr noch nicht betreten hat. Doch plötzlich wird ein Mann erschossen, am frühen Vormittag und mehr oder weniger öffentlich. Und ständig hängen Schmähschriften an den Wänden, in denen einerseits Unwahrheiten verbreitet werden, andererseits familiäre Geheimnisse ausgeplaudert werden.
Marquez entwirft in seinem Roman über ein kleines kolumbianisches Urwalddorf ein düsteres, dunkles und bedrohliches Bild einer eigentlich intakten kleinen Gesellschaft. Irgendwie scheint es fast so, als wolle er uns einen Spiegel vorhalten, auch wenn die angewandten Methoden manchmal etwas abstrakt wirken, doch vielleicht macht gerade dies den Reiz dieses Buches aus, wir müssen uns diesen Schuh nicht anziehen, sondern können entspannt in unseren dicken Sesseln sitzen und dieses spannende Buch genüßlich lesen!