Buenos Aires: Paula Vanussi bittet den Psychologen Pablo Rouviot um Hilfe. Paulas Bruder Javier, der seit seiner Kindheit unter einer schweren Persönlichkeitsstörung leidet, soll für den Mord an seinem Vater, einem erfolgreichen Geschäftsmann, verantwortlich sein. Paula bittet Pablo, die Schuldunfähigkeit auf Grund der frühkindlichen psychischen Störungen in einem Gutachten festzustellen und zu bescheinigen.
Pablo will sich einen Überblick verschaffen, bevor er Paulas Auftrag annimmt, doch schon bald entdeckt er Hinweise, die auf dunkle und verworrene Machenschaften deuten, während Javier in der Psychiatrie wehrlos und zunächst nicht ansprechbar vor sich hindämmert.
Nur durch seine besonders kompetente Psychoanalyse und der besonderen Fähigkeit Worten zu lauschen, gelingt es Pablo Querverbindungen aufzudecken, doch er ahnt nicht, in welch brenzlige Situationen er sich hineinbegibt.
Der Autor:
Gabriel Rolón, geboren 1961 in Buenos Aires, studierte Psychologie und avancierte in kürzester Zeit zum bekanntesten Analytiker Argentiniens. Seine Bücher »Auf der Couch« und »Trauer, Panik, Leidenschaft«, Erzählungen über wahre Fälle aus der Praxis, waren in Argentinien Bestseller.
Reflektionen:
Das der Autor Gabriel Rolón ein praktizierender Psychologe ist, der die Psychoanalyse nicht nur beherrscht, sondern auch absolut durchschaut hat, spürt man als Leser auf dankbare Weise bei jedem einzelnen Satz.
Gabriel Rolón hat eine Handlung gezeichnet der zahlreiche Querverbindungen entspringen. Die Ausgangslage der Geschichte dreht sich zunächst um die mögliche Schuldunfähigkeit Javiers, dem der Mord an dem Vater angelastet wird. Die Hauptfigur, Pablo Rouviot, tastet sich zunächst langsam und umsichtig an Javiers familiäres Umfeld heran, bevor er den Auftrag Paulas annimmt. Pablo stellt schnell fest, dass die verworrenen Familienverhältnisse mit Mysteriösem und Verschwiegenem aufwarten, das er entschlüsseln muss, bevor er Javier helfen könnte.
Pablo wendet die psychologische Fallanalyse an und er lauscht auf jedes gesprochene Wort bei seinen Recherchen, denn er weiß, dass mit jedem Wort eine Bedeutung und Deutung einhergeht, die im Kontext zu bewerten ist. Von da an verschwimmen die Übergänge der fachlichen Kompetenzen zwischen Autor und Hauptfigur. Gabriel Rolón ist ein angesehener Psychologe in Argentinien und er gewährt dem Leser einen sehr tiefen Einblick in die Anwendung der psychologischen Patientenanalyse und er unterstreicht damit die Authentizität der Geschichte, ohne sie mit fachlichen Ausdrücken zu überschwemmen.
Entsprechend der fachlichen Kompetenz Gabriel Rolóns sind die Charaktere der Figuren äußerst fein, intensiv und lebendig gezeichnet. Diese Zeichnungen wecken beim Leser den Wunsch, zügig in der Geschichte voranzukommen, denn schon früh offenbaren sich zahlreiche, spannende Querverbindungen der Figuren, die es zu entschlüsseln gilt, die jedoch auch eine gewisse Konzentration erfordern. Der Schreibstil ist sehr flüssig zu lesen und angenehmerweise verzichtet Gabriel Rolón auf erschlagende medizinische Fachausdrücke.
Genüsslich kann man sich den Wendungen und Überraschungen hingeben und das Zusammenspiel der Figuren genießen, in dessen bedrückendes Seelenleben man tief hineinblickt und das so die Spannungskurve regelmäßig hochschnellen lässt und dennoch hat mir etwas gefehlt, dass ich nicht richtig definieren kann. Ob es der andauernde analytische Blick Pablos war oder ob einfach noch ein frischer Wind in der Geschichte fehlte? Ich war zwar definitiv sehr spannend und äußerst interessant unterhalten, aber ich war auch froh, als die letzte Seite gelesen war.
Fazit und Bewertung:
Der Psychologe ist ein anspruchsvoller Kriminalroman, der durch zahlreiche Querverbindungen der Figuren meisterlich besticht. Da Autor und Hauptfigur Psychologen sind, ist der Einblick in die angewandte Psychoanalyse eine glaubwürdige, spannende und bereichernde Essenz für den Leser, die unglaublich fesselt.