Meine Meinung
Genki Kawamura stellt in seinem Roman die einfache Frage: Was macht ein gutes und erfülltes Leben aus?
Ein junger Mann erfährt, dass er bereits im Alter von 30 Jahren sterben wird. Er hat einen unheilbaren Gehirntumor, obwohl sein Unwohlsein sich eher wie eine Erkältung äußerte. Diese Diagnose reißt ihm den Boden unter den Füßen weg, denn der Arzt gibt ihm einen Überlebenszeitraum von 7 Tagen bis max. einem halben Jahr. Der junge Postbote aber schließt einen Pakt mit dem Teufel, der es ihm ermöglicht noch etwas länger auf dieser Welt zu bleiben: Für jeden weiteren Tag, den er leben will, verschwindet irgendetwas von dieser Welt. Doch der Teufel entscheidet was verschwinden wird. Was soll schon passieren wenn der Staub aus den Bücherregalen verschwindet? Oder die ganzen Klatschzeitschriften? Oder aber die Katzen?
Genki Kawamura erzählt mit seinem namenlosen Hauptdarsteller eine wundervolle Geschichte über den Sinn des Lebens. Was macht das Leben eigentlich lebenswert? Warum verschwenden wir so viel Zeit mit unwichtigen Dingen? Warum fühlen wir uns immer unsterblich, als hätten wir noch alle Zeit der Welt. Wenn unsere Zeit abläuft, wollen wir plötzlich noch so viel machen und erledigen, z. B. Fallschirmspringen oder Urlaub auf den Malediven, die Welt sehen, seit Jahren der Funkstille doch noch mal Gespräche mit Menschen führen, jemanden anrufen und ihm sagen, das er uns wichtig ist.
Der Autor regt mit dieser Geschichte, die nicht mal 200 Seiten lang ist, sehr zum Nachdenken an. Am emotionalsten finde ich , als der junge Mann sich mit seiner Familie auseinandersetzt. Was ist alles schief gelaufen? Was hätte er anders machen können? Was kann er vielleicht noch wieder gut machen? ER beginnt zu verstehen, das vieles, was nicht so gut in seinem Leben gelaufen ist, auch zum großen Teil seine eigene Schuld war und das er vieles in der Vergangenheit nicht aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet hat.
Vielleicht sollten wir uns wieder weniger auf Smartphones konzentrieren und nicht unser komplettes Leben um sie herum aufbauen. Fangen wir doch wieder mit den guten alten Dingen an: Verlässlichkeit, Aufrichtigkeit und Offenheit. Verabredungen einhalten. Versprechen nicht als leere Worthülsen verenden lassen. Unterhaltungen von Angesicht zu Angesicht führen. Was ist wirklich wichtig im Leben? Was macht mein Leben lebenswert? Für mich sind es die kleinen Dinge, die mich glücklich machen, z. B. ein gutes Buch zu lesen oder mit meinem Kater zu kuscheln, Zeit mit meiner Familie zu verbringen oder gute Freunde zu treffen, die Zeit nutzen für Dinge, die mir am Herzen liegen. Für jeden sind das sicherlich andere Dinge. Nehmt euch die Zeit dafür!
Trotz des schweren und melancholischen Themas, bleibt der Schreibstil immer leicht und an vielen Passagen auch sehr humorvoll. Das Buch lässt sich schnell und flüssig lesen und trotzdem trifft es oft mitten ins Herz.
Vielen Dank an das Team vom bloggerportal für dieses Rezensionsexemplar!
Zitat
"Um etwas zu bekommen, muss man auf etwas anderes verzichten", hatte meine Mutter mir erklärt. Das sei zwar eine Binsenwahrheit, aber die Menschheit würde ständig nehmen wollen, ohne zu geben. Ein räuberisches Verhalten sei das. (Seite 40)
Fazit
Ein Buch, das definitiv dazu anregt, sich mit sich selbst zu befassen und für sich selbst zu klären, was im Leben wirklich wichtig ist. Von mir eine klare Leseempfehlung.