Cover-Bild Die Farbe Rot
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38,00
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Politik und Staat
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 1133
  • Ersterscheinung: 28.11.2017
  • ISBN: 9783406714269
Gerd Koenen

Die Farbe Rot

Ursprünge und Geschichte des Kommunismus
"Du schließt die Augen und schaust in die Sonne, und durch deine Lider hindurch siehst du die Farbe deines Blutes – ein Karminrot. Dies ist die Farbe deiner leiblichen Existenz. Grün ist die Farbe der äußeren Vegetation. Gelb ist die Farbe der Sonne. Blau ist der Himmel über dir."

Mit diesen Sätzen beginnt Gerd Koenen seine epische Geschichte des Kommunismus, die von der alten in die moderne Welt und bis heute reicht. In seiner meisterhaften Darstellung holt er den Kommunismus aus dem Reich der reinen «Ideen» auf den Boden der wirklichen menschlichen Geschichte zurück. Er macht auf neue Weise plausibel, warum Marxismus, Sozialismus und Kommunismus eine naheliegende Antwort auf die vom modernen Kapitalismus erzeugten Umwälzungen waren – aber ebenso, wie und weshalb der «Kommunismus» als politisches System in Russland wie in China und anderswo in Terror und Paranoia endete.

Gerd Koenen schildert in seinem großen Buch die Geschichte des Kommunismus als untrennbaren Teil der Entwicklung menschlicher Gesellschaften. Weit entfernt, nur eine exzentrische Idee des 19. Jahrhunderts zu sein, hat der Kommunismus tiefe Wurzeln in den religiösen Erzählungen, philosophischen Lehren, gelebten Sozialformen oder literarischen Utopien, gerade auch Europas. Marx war der erste, der im Moment des Durchbruchs eines industriellen Kapitalismus die darin schlummernden neuen Möglichkeiten einer gesellschaftlichen Höherentwicklung und zugleich einer maßlosen menschlichen Degradation zusammengedacht hat. Das im "Kommunistischen Manifest" formulierte Postulat einer "Assoziation, worin die freie Entwicklung eines Jeden die Bedingung der freien Entfaltung Aller" wäre, beschreibt bis heute gültig, wie weit wir von einer menschenwürdigen Gesellschaft entfernt sind. In der Katastrophe des Ersten Weltkriegs trennten sich die Wege eines emanzipativen, aber geschwächten westlichen Sozialismus und eines vom Führer der russischen Bolschewiki, Lenin, ideologisch und praktisch völlig neu formatierten, machtvoll agierenden "Kommunismus" des 20. Jahrhunderts. Gerd Koenen analysiert als Erzähler mit großem Atem die Stationen dieser gewaltigen Geschichte, in der Humanismus und Terror, Kunst und Propaganda, Aufbau und Abbruch, Sieg und Niederlage so nahe beieinander gelegen haben wie nirgends sonst. Und die Metamorphosen seit 1989, allen voran Chinas, stellen viele Fragen noch einmal ganz neu.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.09.2023

Als Kapitalismuskritiker bzw. ostsozialisiert unbedingt lesen

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Mit geschätzt mehr als 850 Namen im Personenregister schenkt dieses Werk einen Blick auf den Umkreis, indem die Haupttheoretiker des Kommunismus Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tse Dung ihre Theorien ...

Mit geschätzt mehr als 850 Namen im Personenregister schenkt dieses Werk einen Blick auf den Umkreis, indem die Haupttheoretiker des Kommunismus Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tse Dung ihre Theorien entfalteten und worauf sie aufbauten. So geht der Autor außer auf diese Fünf auf die Französische Revolution und die Frühsozialisten ein, auf Ferdinand Lassalle, Trotzki, die Sozialrevolutionäre, auf Schriftsteller wie Gorki und Scholochow und viele andere Kommunisten, deren Namen mir bisher nichts sagten. Deutlich wird, dass es sich vorwiegend um Intellektuelle handelte, die sich nicht nur mit den kommunistischen Ideen beschäftigten, sondern auch bereit waren, diese mit Gewalt in der Gesellschaft durchzusetzen und auch zu reinen Terrorakten bereit waren. Die Ähnlichkeit mit heutigen Terroraktionen im Namen des Islam fällt auf und wird kurz angesprochen.
Trotz all des Schrecklichen, was geschildert wird, bewahrt sich der Autor einen Blick für den einzelnen Menschen. Seine Empathie zu ihnen ist bei Einzelnen mehr zu spüren als bei anderen, bei Marx mehr als bei Lassalle, aber fehlt, wie mir scheint, bei niemandem, wodurch der Leser sich gut in die damalige Zeit hineinfühlen kann. Wo dies besonders schwer fällt, da fragt er, wie Menschen dazu kommen können, so grausam und auch so selbst zerfleischend zu handeln bzw. wie es dazu kam, dass sie trotzdem von vielen anderen - und dies auch im Westen z.B. von anerkannten Künstlern – so überschwänglich geehrt und bejubelt werden konnten.
Gerd Koenen zeigt mit seiner genauen Rekonstruktion des Verlaufs der Revolution 1917, dass es sich im Oktober nicht um eine Revolution, sondern um einen Staatsstreich handelte, auch dass die Bolschewiki nicht, wie es ihr Name sagt, immer die Mehrheit in der Bewegung für sich beanspruchen konnten, dass Lenin immer wieder mit seinen Positionen ziemlich allein dastand und es keineswegs gesetzmäßig und zu erwarten war, dass er sich mit seiner Idee einer „Partei des neuen Typs“ und manchem anderen durchsetzte, auch wie er immer wieder seine Meinungen ändern konnte, wenn es ihm politisch klug erschien, ebenso Stalin.
Immer wieder wird benannt, dass sich insbesondere Lenin und Stalin aber auch Mao wie ein Gott verehren ließen. Andererseits wird nur bei Aufzählungen darauf hingewiesen, dass auch Priester, Mönche und Nonnen unter den zig Tausenden von Opfern der „Säuberungen“ waren. Nicht thematisiert wird der „wissenschaftliche Atheismus“ und die versuchte Ausrottung jeglicher Religion als Aberglauben. Wo der Autor sich in den ersten Kapiteln zur Geschichte des Christentums äußert, habe ich etliche kritische Bemerkungen an den ihn gesandt.
Immer wieder deutet der Autor historische Vorgänge dialektisch. Nicht was und wie es ursprünglich beabsichtigt war, führte zum erstrebten Ziel der Herrschaft, sondern die aus anderen Gründen ausgebrochenen Weltkriege ermöglichten die Errichtung der bolschewistischen wie der maoistischen Herrschaft. So zeigt er, dass Marx mit seinen Theorien zwar eine schon vorhandene Kritik der Gesellschaft bereichert und die sich bildenden revolutionären Gruppen motiviert hat, dass sie sich im Laufe der gesellschaftlichen Entwicklung jedoch nicht bewahrheitet haben. Andererseits stellt sich angesichts der heutigen Entwicklung Chinas und der herrschenden KP die Frage, welche Überraschungen wir dort noch erleben werden. Dieser Blick auf China, seine Vergangenheit und Gegenwart, ist dem Autor immer wieder wichtig.“

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