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- Verlag: Edition Kritik
- Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Gesellschaft und Kultur, allgemein
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 236
- Ersterscheinung: 01.02.2024
- ISBN: 9783000769900
1923
Lenin, Luxemburg, Korsch, Lukács, Bloch
Das imperiale Zeitalter bedeutete die umfassende Transformation von Gesellschaft, Ökonomie, Wissenschaft und Kultur, den Widerruf der Sozialutopien und das Ende liberal-bürgerlicher Aufklärung ebenso wie den Zerfall der einst dialektischen Kritik. 1923, fünf Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, sind dessen Ursachen weder theoretisch aufgeklärt, geschweige denn praktisch aus der Welt. Stattdessen herrscht Dauerkrise, die in der Großen Depression ihren Höhepunkt erreichen wird. Während die Novemberrevolution scheitert, beginnt der Aufstieg des Faschismus. Und während die gesellschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse die Menschen ans Bestehende fesseln, entpuppt sich die Oktoberrevolution als autoritärer Staatssozialismus und Kriegskommunismus. In dieser Situation – gesellschaftlicher Hoffnungslosigkeit, der dogmatischen Theorie und autoritären Praxis – erscheinen 1923 ›Marxismus und Philosophie‹ von Karl Korsch, ›Geschichte und Klassenbewusstsein‹ von Georg Lukács und ›Geist der Utopie‹ von Ernst Bloch. Drei Werke von epochaler Bedeutung, wie Gerhard Stapelfeldt zeigt, weil sie noch einmal versuchen, Kritik auf der Höhe der Zeit und des Begriffs in alle Richtungen zu formulieren, nicht zuletzt gegen die verknöcherte Marx-Orthodoxie jener Zeit. Gerhard Stapelfeldt diskutiert nicht bloß Lehrstücke dialektischer Theorie im gesellschaftsgeschichtlichen Kontext der Vernunftzerstörung. Er wendet das Reflexionspotenzial der Dialektik noch gegen sie selbst. Deren Grenzen reflektierend, eröffnet er die Möglichkeit, Kritik auch unter den gegenwärtigen Bedingungen überhaupt noch formulieren zu können. Gerhard Stapelfeldt lehrte bis 2009 als Professor am Institut für Soziologie der Universität Hamburg und ist seit 2010 als freier Autor tätig. Er hat zahlreiche Studien zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, zur Kritik der politischen Ökonomie und zur kritischen Theorie publiziert. Diese Denktradition wird in seinem umfangreichen Werk nicht bloß philologisch rekonstruiert, sondern in Form der Kritik der ökonomischen Rationalität weiterentwickelt zu einer Kritik sowohl der gegenwärtig herrschenden Formen neoliberaler Politik-Ökonomie als auch ihrer historischen Vorläufer. ›1923‹ zeigt die Notwendigkeit solcher »Selbstanwendung des Materialismus«, einer selbstreflexiven Gesellschaftstheorie in Zeiten ihres Zerfalls.
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