Eine Art Endzeitroman
Von der Bibliothekarin zur Nachtwächterin wird die Protagonistin auf eigenen Wunsch, insgesamt scheint sie ein isoliertes Leben aufnehmen zu wollen. Oder aber die zwischenmenschlichen Kontakte auf ein ...
Von der Bibliothekarin zur Nachtwächterin wird die Protagonistin auf eigenen Wunsch, insgesamt scheint sie ein isoliertes Leben aufnehmen zu wollen. Oder aber die zwischenmenschlichen Kontakte auf ein Minimum und nur auf die Personen, die mit ihrem Arbeitsbereich zusammenhängen oder -hingen, zu belassen. Denn die Fabrik, in der sie ihre isolierte Tätigkeit aufnimmt und auch ihre Zelte aufschlägt, ist in der Abwicklung begriffen.
Es ist Einsamkeit, die dem Leser auf jeder Seite des Romans entgegenschlägt, jedoch keine traurige Isolation, sondern vielmehr ein selbst gewähltes - und sehr selbstbestimmtes - Format.
Die Protagonistin und ihr Kollege haben einen Auftrag: nämlich den Wolf zu fassen oder zumindest zu finden, der eines Abends vom Koch gesichtet wurde. Doch ist es tatsächlich ein Wolf - hat das Wort für den Koch dieselbe Bedeutung wie für die anderen? Sind Worte allgemeingültig oder individuell. In diese und ähnliche Richtungen gehen die Gedanken der Protagonistin, die zudem von merkwürdigen Skizzen und Auflistungen begleitet werden, die alles oder nichts bedeuten könne.
Die Schicksale der Figuren sind auf eine seltsame Art aus dem Zusammenhang gerissen, etwas über die Vergangenheit erfährt man nur in Andeutungen (in Bezug auf die Ich-Erzählerin) bzw. sehr punktuell: so sammelt bspw. jemand alle Informationen über den Mann, der vom Himmel fiel. Und auf dem Gelände der Fabrik landete. Ein dunkelhäutiger Mann, der vielleicht aus Kamerun stammte, vielleicht aber auch nicht. Den keiner einordnen kann. Ebenso wenig wie den Wolf.
Ein spröder, ziemlich sperriger Roman, der den Leser - so mein Eindruck - gar nicht erobern, sondern seine Spuren in ihm, in seinem Gedächtnis hinterlassen will. So etwas habe ich noch nie gelesen - es war schwer und gleichzeitig leicht, sperrig und gleichzeitig offen. Stellenweise geradezu teilnahmslos, wenn man das von einem Roman sagen kann.
Ein bisschen erscheint er mir wie eine Bühne, von der fast alle Darsteller verschwunden sind, bald wird sie komplett einsam sein. Endzeitstimmung auf eine seltsam sachliche Art. Für Leser, die gern interpretieren - oder auch für Liebhaber sehr offener, moderner Formate. Ich bevorzuge die zweite Variante und hoffe, dass ich bei dem ein oder anderen Neugierde wecken konnte, es lohnt sich!