Die Affäre
Dank einer Leserunde durfte ich "Die Affäre" von Gill Paul entdecken. Mit diesem Buch habe ich mich auf ungewohnte Lesepfade begeben und mal in ein für mich etwas ungewohntes Genre geschnuppert
Nach ...
Dank einer Leserunde durfte ich "Die Affäre" von Gill Paul entdecken. Mit diesem Buch habe ich mich auf ungewohnte Lesepfade begeben und mal in ein für mich etwas ungewohntes Genre geschnuppert
Nach anfänglichen Einstiegsschwierigkeiten hat mich die Geschichte irgendwo auf den ersten 100 Seiten an die Hand genommen und mich ins Wirrwarr der 1960er Jahre nach Rom entführt und Kinoluft schnuppern lassen.
Diana war mir von allen Figuren von Anfang an sympathisch. Sie ist eine selbstbewußte Frau, aber zu Beginn der Handlung sehr mit dem Rollenbild ihrer Zeit verhaftet. Das Jobangebot aus Hollywood reißt sie aus dem inzwischen gewohnten Alltagstrott und fördert unterdrückte, verdrängte Wünsche ans Licht. Den Wandel Dianas vom grauen Mäuschen, dass es allen Recht machen will zur selbstbewußten, starken und doch auch verletzlichen Frau habe ich beim Lesen gerne verfolgt. Sie macht Fehler, erleidet Rückschläge, verliert und geht doch gestärkt aus ihren Erfahrungen hervor.
Mit den Männern in der Geschichte hatte ich ein wenig mehr zu kämpfen...
Trevor, der Ehemann, kommt sie Beginn knöchern, verstaubt und mit einer ausgeprägten "Pseudo-Abhängigkeit" von Diana daher. So sieht er sich mit Haushaltsdingen vollkommen überfordert und geht komplett in seiner akademischen Welt auf. Zwischen ihm und seiner jüngeren Frau scheinen Welten zu liegen, insbesondere als Diana "flügge" wird. Aus meiner Sicht wandelt er sich im Lauf der Geschichte gleich nach Diana am stärksten und meine anfängliche Skepsis, ja teilweise sogar Abneigung ihm gegenüber hatte sich am Ende des Buchs ins totale Gegenteil verquert.
Ernesto, der Liebhaber, kommt von Anfang an sehr jovial, lebenslustig und der weiblichen Seele gegenüber sehr aufmerksam und galant daher. Irgendwie hatte ich bei ihm trotzdem von Anfang an ein komisches Gefühl. Der "Gute" war mir zu glatt, zu geschniegelt und zu ausweichend. Die Geschichte hat meinem Bauchgefühl dann auch Recht gegeben
Scott, der Reporter, ein junger hochmotivierter, naiver, tollkühner bisweilen sogar leicht lebensmüder Reporter, der mir leider von Anfang bis Ende nicht wirklich sympathisch wurde. Wie man als Journalist so blauäugig durch die Gegend stolpern kann ist mir ein Rätsel. Wundere mich jetzt noch, dass der Jungspund heil aus der ganzen Geschichte raus gekommen ist.
Der Hintergrund bzw. das Setting mit den Dreharbeiten zu Cleopatra mit Elizabeth Taylor, Richard Burton und anderen Hollywoodgrößen vor der die Handlung mit Diana, Trevor und Scott spielt, war hochinteressant und hat mich bisweilen sogar mehr als die hauptsächliche Handlung interessiert.
Für mich war "Die Affäre" ein gemischtes, aber dennoch unterhaltsames Leseerlebnis und ich sage "Vielen Dank, dass ich mitlesen durfte!".
Ps: Werde mir demnächst den Film "Cleopatra" mal wieder anschauen, dieses Mal mal aus einem anderen Blickwinkel