Schonungslos, hart, aber verdammt gut.
Familiengeschichten haben mich schon immer fasziniert. und so musste auch dieses Buch aus der Bibliothek mit. Das Cover ist düster gehalten, es birgt eine gewisse Unwetterstimmung mit sich.
Schottland, ...
Familiengeschichten haben mich schon immer fasziniert. und so musste auch dieses Buch aus der Bibliothek mit. Das Cover ist düster gehalten, es birgt eine gewisse Unwetterstimmung mit sich.
Schottland, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebt Roderick Maccrae mit seinem Vater – einem armen Bauern – und seiner Schwester in einem kleinen Dorf, und bewirtschaftet einen Bauernhof. Doch das mehr schlecht als Recht. Das merkt auch der Constable, und tyrannisiert die Familie, und unterdrückt diese. Roderick ist frustriert. Der Dorflehrer bietet ihm eine Ausbildung auf einer weiterführenden Schule an, doch Roderick weiß genau, dass dies nicht möglich ist, weil er seinem Vater auf dem Hof helfen muss. Der Constable übt immer mehr Druck auf die Familie aus, der Vater fühlt sich ungerecht behandelt und versucht mit Roddys Hilfe gegen den Constable aufzugebehren. Doch dies verschlimmert die Situation nur noch. Zudem hat seine Schwester eine körperliche Beziehung. Roderick kommt der Gedanke, dass er den Constable töten könnte, und so greift er zur Waffe, und tötet im Affekt den Constable und zwei seiner Familienmitglieder. Das Dorf ist geschockt, und die Justizangestellten und Ärzte versuchen nachzuvollziehen, was einen für damalige Zeiten intelligen jungen Mann dazu bewogen hat, diese Tat zu begehen.
Bei diesem Thriller/Krimi steht nicht die Ermittlung des Täters im Vordergrund, denn dieser ist bereits bekannt. Hier wird eher nach dem warum gefragt. Ein junger Mann, dem dank seines Lehrers eigentlich die Welt ausserhalb seines Dorfes offen gestanden haben, entscheidet sich dafür, seinen Vater zu unterstützen. Er hat sogar einen Schwarm im Dorf, und überlegt sich, ein eigenes Leben aufzubauen. Doch Roderick haftet das seltsame an. In seinen eigenen Gedanken gefangen, nach außen hin schüchtern und still, begeht er eine Tat, die ihm erst keiner zugetraut hätte, und doch halten ihn alle für seltsam genug, es doch zu tun.
Psychologen und andere Ärzte, Justizbeamte und Polizeibeamte versuchen mit den damaligen Mitteln herauszufinden, warum ein junger Mensch so handeln kann. Diese Ermittlungen werden ergänzt durch die Aufzeichnungen Rodericks, ermutigt vom Anwalt schrieb der Angeklagte seine Version und Handlungsmotive nieder.
Diese Geschichte ist sehr düster und bewegt sich in menschlichen Abgründen, die Graeme Macrae Burnet auf den Punkt zusammen fasst. Kein unnötiges Ausschweifen, kein Breittreten unwichtiger Details. Die Stimmung ist düster, und doch bleibt Raum für Empathie. Der Angeklagte möchte seinem Vater die Last des Constables abnehmen, und hofft auf ein besseres Leben. Schonungslos, hart, aber verdammt gut.