Grandios
Shen Tai begräbt freiwillig die Toten einer verehrenden Schlacht. Für seine selbstlose Tat wird er von dem Nachbarkönigreich mit 250 sardianische Pferden belohnt. Doch dieses Geschenk ist für den jungen ...
Shen Tai begräbt freiwillig die Toten einer verehrenden Schlacht. Für seine selbstlose Tat wird er von dem Nachbarkönigreich mit 250 sardianische Pferden belohnt. Doch dieses Geschenk ist für den jungen Mann absolut gefährlich, denn zu viele im Kaiserreich begehren diese sagenumwobenen Pferde. Und so macht sich Shen Tai auf den Weg, um die Pferde dem Kaiser zu übergeben. Dabei trifft er auf überraschende Verbündete, wie beispielsweise eine Auftragsmörderin und einen Dichter, der dem Alkohol nicht abgeneigt ist.
Ich hatte den Roman schon länger im Auge, habe mich bis jetzt jedoch nie an den Roman herangewagt. Mir sind bis jetzt einfach eher wenig geglückte Umsetzungen von asiatischen Settings untergekommen, sei es in Filme oder in Romanen. Oftmals wirkte auf mich alles zu gewollt zu kitschig und von allem zu viel. Doch meiner Meinung nach hat hier der Autor, Guy Gavriel Kay, alles richtig gemacht. Denn hinter den Buchdeckeln verbirgt sich eine Geschichte mit undurchsichtigen Intrigen und einer grandiosen Kulisse. Die Welt wirkte auf mich insgesamt absolut authentisch und definitiv nicht überladen. Rituale, wie beispielsweise die Trauermonate nach dem Tod eines Familienmitglieds und die strengen Regeln die währenddessen zu befolgen sind, werden verständlich geschildert und nicht unnötig ausgeschmückt. Auch die politischen Machtverhältnisse im Kaiserreich werden realistisch dargestellt. Der Autor beschönigt dabei nichts, sodass der Krieg und der Kampf um Macht durch z.B. Auftragsmördern und Mörderinnen nicht romantisiert wird.
Das Kaiserreich wird von allen Seiten bedroht, sodass eine unruhige Zeit herrscht. Der Kaiser hat seine besten Jahre hinter sich gelassen und möchte dies doch einfach nicht wahr haben, denn wie so viele mächtige Personen, will er unsterblich sein. Oft begehrt man genau das, was man nicht haben kann, sei es Unsterblichkeit oder Pferde, die als Statussymbol gelten. Durch seine bewundernswerten Taten erhält Shen Tai, bis dato ein eher unbedeutender Mann, 250 Pferde vom Nachbarreich geschenkt. Somit wird er für alle Mächtigen des Kaiserreichs zu einer interessanten Spielfigur. Schnell gerät der Protagonist Shen Tai also in den gefährlichen Strudel der Politik und muss sich mit den Mächtigen des Landes herumschlagen.
Der Schreibstil des Autors ist detailverliebt und sehr intensiv. Wer einen prägnanten und zum Punkt kommenden Schreibstil bevorzugt, kommt daher bei diesem Roman nicht unbedingt auf seine Kosten. Ich bin ein bekennender Fan von ellenlangen Sätzen, sodass ich schon nach wenigen Seiten begeistert war. Trotz des ausschweifenden Stils hatte ich nie das Gefühl, dass der Autor sich in seinen Beschreibungen verliert. Es gab in der Geschichte immer einen erkennbaren roten Faden.
Die Figuren waren oft undurchsichtig, sodass mir nie ganz klar war, auf welcher Seite die unterschiedlichen Figuren jetzt stehen und welche Absichten sie verfolgen. Aufgrund dessen konnte ich immer mit rätseln und es konnte sich so eine konstante Grundspannung aufbauen. Keine der Figuren lassen sich wirklich in Schwarz oder Weiß einteilen. Jede Figur hat eigene, sehr menschliche, Beweggründe, sodass es für mich nicht unbedingt den einen Bösewicht gibt. Vor allem der Protagonist Shen Tai und seine Bewacherin haben es mir angetan. Oft liefern sich die beiden einen witzigen Schlagabtausch, die die Stimmung des Romans auflockern und mich oft zum Schmunzeln gebracht haben.
Wie man bemerken konnte, bin ich absolut angetan von dem Roman und „Schatten im Himmel“ hätte durchaus zu meinem Jahreshighlight werden können- wäre da nicht das Ende gewesen. Damit meine ich nicht, dass ich mit der Konfliktlösung nicht zufrieden bin, sondern eher mit der Umsetzung. Das Schicksal einiger zentralen Figuren wurden in nur wenigen Kapiteln abgehandelt und auf gefühlt drei Seiten wurde das restliche Leben der Figuren dargestellt. Insgesamt wirkt das Ende daher auf mich viel zu überstürzt. Ich habe einfach das Gefühl, dass der Autor unbedingt ein schnelles Ende benötigt und er für mehr keine Zeit hatte.
„Im Schatten des Himmels“ konnte mich positiv überraschen. Eine tolle Story mit interessanten Figuren und einer atemberaubenden Kulisse. Vor allem der detailreiche Schreibstil hat es mir angetan. Leider hat mich das Ende etwas enttäuscht, da einfach alles viel zu schnell geht. Dennoch eine absolute Empfehlung von mir und ich freue mich schon auf den nächsten Band!
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