30,80
€
inkl. MwSt
- Verlag: Shaker
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 172
- Ersterscheinung: 31.12.2014
- ISBN: 9783844032697
Ein Wegbereiter der Physikalischen Chemie im 19. Jahrhundert – Julius Lothar Meyer (1830-1895)
Das mit Beginn des 19. Jahrhunderts rapide steigende, aber fast ausschließlich empirische Wissen in anorganischer und organischer Chemie und ständig wachsende Bedürfnisse nach industrieller Fertigung chemischer Produkte einerseits sowie noch unsichere oder fehlende Deutungen von chemischen Begriffsinhalten und Abläufen chemischer Vorgänge andererseits forderten immer dringender die Erforschung der theoretischen Grundlagen und damit die Entwicklung einer theoretischen Chemie. Das vorliegende Buch beschreibt und begründet, dass der in der friesischen Kleinstadt Varel geborene spätere Chemieprofessor Julius Lothar MEYER mit seinem von 1864 bis 1884 in fünf Auflagen herausgegebenen Hauptwerk Die modernen Theorien der Chemie dieser Forderung als einer der ersten nachkam und damit zu den Wegbereitern einer theoretischen und physikalischen Chemie gehörte. Den Chemikern und Studenten seiner Zeit schuf er somit ein erstes, ausschließlich auf dieses völlig neue interdisziplinäre Fachgebiet zwischen Chemie und Physik konzentriertes Lehrbuch, in dem er die wegweisenden theoretischen Erkenntnisse des 1860 in Karlsruhe stattgefundenen internationalen Chemikerkongresses verarbeitete.
Auf diesem Hintergrund überprüfte MEYER die aus den empirischen chemischen und physikalischen Befunden damals abgeleiteten Hypothesen und Theorien kritisch auf Vereinbarkeit mit der Atomlehre DALTONs (1808), deren glühender Verfechter er zeitlebens war. Im Ergebnis entwickelte er daraus ein inhaltlich und mit Zitaten aus Werken anderer Autoren akribisch untersetztes und systematisiertes Lehrgebäude, das sich aus heutiger Sicht weitgehend als prinzipiell richtig bestätigt hat (z. B. in den Kapiteln zur kinetischen Gastheorie, zu den Gesetzen der Thermodynamik, der Massenwirkung, der Elektrochemie und zum Periodensystem). Darüber hinaus äußerte MEYER einige aus damaliger Sicht erstaunliche zukunftsweisende Ideen zum Atombau (Atome könnten nicht kleinste und damit letzte Einheiten der Elemente sein, sondern sind möglicherweise zusammengesetzt aus „Massetheilchen einer dritten höheren Ordnung“ bzw. aus „innerhalb der Atome vertheilten positiven und negativen elektrischen Massen“) und zur chemischen Bindung (seine Hypothesen zur „Atomverkettung“, die Benzolformel als „ringförmige Verkettung mit freien Affinitäten an jedem der sechs Kohlenstoffatome“).
Aus relevanten Inhalten seines Lehrgebäudes ergab sich für MEYER die periodische Anordnung der chemischen Elemente in seinem System als logische Konsequenz: Die erstmals von ihm berechneten relativen Atomvolumina und die meisten seinerzeit bekannten chemischen und physikalischen Eigenschaften der Elemente erwiesen sich als „periodische Functionen“ ihrer relativen Atomgewichte. Diese von MEYER und seinem russischen Kollegen MENDELEJEW zeitgleich und unabhängig voneinander mit den damaligen wissenschaftlichen Erkenntnissen am deutlichsten untersetzte periodische Gesetzmäßigkeit findet in MEYERs Hauptwerk gebührende Berück- sichtigung. Ihre von MEYER zur Hauptfrage erklärte ursächliche Begründung auf der Basis atomphysikalischer und quantenchemischer Erkenntnisse ab dem 20. Jahrhundert konnten beide jedoch nicht mehr erleben. Im abschließenden Teil des Buches wird noch kurz die direkte Gründerzeit der Physikalischen Chemie Ende des 19. Jahrhunderts behandelt.
Auf die Vita MEYERs, die wegweisenden Ergebnisse aus seinen Doktorarbeiten (erstmalige Beschreibung einer chemischen Bindung von Sauerstoff für den Transport vom Blut in die Organe) und auf die Stationen seiner Hochschullehrerlaufbahn wird einleitend eingegangen. Im Anhang findet sich u.a. der Text einer von MEYERs Rektoratsreden in Tübingen „Über naturwissenschaftliche Weltanschauung“.
Auf diesem Hintergrund überprüfte MEYER die aus den empirischen chemischen und physikalischen Befunden damals abgeleiteten Hypothesen und Theorien kritisch auf Vereinbarkeit mit der Atomlehre DALTONs (1808), deren glühender Verfechter er zeitlebens war. Im Ergebnis entwickelte er daraus ein inhaltlich und mit Zitaten aus Werken anderer Autoren akribisch untersetztes und systematisiertes Lehrgebäude, das sich aus heutiger Sicht weitgehend als prinzipiell richtig bestätigt hat (z. B. in den Kapiteln zur kinetischen Gastheorie, zu den Gesetzen der Thermodynamik, der Massenwirkung, der Elektrochemie und zum Periodensystem). Darüber hinaus äußerte MEYER einige aus damaliger Sicht erstaunliche zukunftsweisende Ideen zum Atombau (Atome könnten nicht kleinste und damit letzte Einheiten der Elemente sein, sondern sind möglicherweise zusammengesetzt aus „Massetheilchen einer dritten höheren Ordnung“ bzw. aus „innerhalb der Atome vertheilten positiven und negativen elektrischen Massen“) und zur chemischen Bindung (seine Hypothesen zur „Atomverkettung“, die Benzolformel als „ringförmige Verkettung mit freien Affinitäten an jedem der sechs Kohlenstoffatome“).
Aus relevanten Inhalten seines Lehrgebäudes ergab sich für MEYER die periodische Anordnung der chemischen Elemente in seinem System als logische Konsequenz: Die erstmals von ihm berechneten relativen Atomvolumina und die meisten seinerzeit bekannten chemischen und physikalischen Eigenschaften der Elemente erwiesen sich als „periodische Functionen“ ihrer relativen Atomgewichte. Diese von MEYER und seinem russischen Kollegen MENDELEJEW zeitgleich und unabhängig voneinander mit den damaligen wissenschaftlichen Erkenntnissen am deutlichsten untersetzte periodische Gesetzmäßigkeit findet in MEYERs Hauptwerk gebührende Berück- sichtigung. Ihre von MEYER zur Hauptfrage erklärte ursächliche Begründung auf der Basis atomphysikalischer und quantenchemischer Erkenntnisse ab dem 20. Jahrhundert konnten beide jedoch nicht mehr erleben. Im abschließenden Teil des Buches wird noch kurz die direkte Gründerzeit der Physikalischen Chemie Ende des 19. Jahrhunderts behandelt.
Auf die Vita MEYERs, die wegweisenden Ergebnisse aus seinen Doktorarbeiten (erstmalige Beschreibung einer chemischen Bindung von Sauerstoff für den Transport vom Blut in die Organe) und auf die Stationen seiner Hochschullehrerlaufbahn wird einleitend eingegangen. Im Anhang findet sich u.a. der Text einer von MEYERs Rektoratsreden in Tübingen „Über naturwissenschaftliche Weltanschauung“.
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