Fiktional History. Manchmal mit Längen, aber insgesamt fesselnd und spannend.
Es herrschen finstere Zeiten in England des Jahres 865.
Während sich die Königreiche gegenseitig bekriegen, lenken mächtige Bischöfe das Land und niemand wagt es, sich der Kirche zu widersetzen. Doch ...
Es herrschen finstere Zeiten in England des Jahres 865.
Während sich die Königreiche gegenseitig bekriegen, lenken mächtige Bischöfe das Land und niemand wagt es, sich der Kirche zu widersetzen. Doch als kriegerische Nordmänner Englands Küsten erreichen und mordend durch die Lande ziehen, muss das wikingische Halbblut Shef sich entscheiden, welchen Göttern er folgen soll…
„Die Söhne des Wanderers“ ist der erste Band von Harry Harrisons und John Holms Wikinger-Epos. Die Geschichte bedient sich historischer Figuren und Schauplätze, erzählt aber eine mehrheitlich fiktive Geschichte.
Der Schreibstil ist trotz der teilweise altertümlichen Ausdrucksweise der Figuren sehr gut lesbar. Die Schlachten, Schauplätze und das Leben der Protagonisten werden sehr gut und anschaulich beschrieben. Ich konnte mich sofort in das Setting hineinversetzten. Allerdings hat sich der Einstieg der Handlung etwas in die Länge gezogen.
Man sollte sich aber die Zeit nehmen und sich auf die ca. 580 Seiten einlassen.
Die Entwicklung der Geschichte und auch des Protagonisten Shef werden im Verlauf des Buches immer facettenreicher und interessanter.
Das Buch spielt mit dem „Was wäre, wenn“-Gedanken. Was wäre, wenn statt der Normannen die Franken die Hand nach England ausstrecken, und die Kirche die Errungenschaften römischer Kriegstechnik nicht als Teufelswerk verdammt, sondern bewusst zu nutzen beginnt? Und auch die Nordmänner öffnen sich durch Shef neuen Möglichkeiten der Kriegsführung. Diese Verflechtung von Fiktion und Historie erschafft ein spannendes neues Weltbild.
Natürlich werden für die Figuren und Parteien gerne bekannte Klischees bedient. Die Nordmänner sind wild, stark, grausam und haben eine ganz eigene Vorstellung von Ehre.
Die Kirchenmänner sind verschlagen, berechnend und fühlen sich dem „ungebildeten“ Volk und den englischen Königen weit überlegen.
Man sollte also keine geistig hoch anspruchsvolle Schilderung von historischen Fakten mit einer großen Prise Fiktion erwarten. Die Handlung konzentriert sich mehr auf die Konflikte der einzelnen Gruppen, als auf die Charakterentwicklung, so das manche Figuren eher Archetypen bleiben.
Trotzdem fand ich die Kombination aus historischer Erzählung und Fantasy-Roman fesselnd und spannend zu lesen.