"Diese Ausstellung ist nicht nur wichtig für die Schülerinnen und Schüler unserer Schule", erklärt Herr Hohmann mit kräftiger Stimme, "sondern für alle Kinder in unserer Stadt. Darum bin ich sehr froh, dass sich auch die Schülerinnen und Schüler der Grundschule bereit erklärt haben, die bedeutenden Gemälde zu bewundern." Ich seufze leise. Mir ist es eindeutig zu anstrengend, dieser langen Rede zuzuhören. Aufmerksam werde ich erst wieder, als Herr Hohmann erzählt, wie viel diese Gemälde wert sind: "Das Bild `Venus mit Amor als Honigdieb` ist das wertvollste Stück unserer Ausstellung. │...│Zuletzt wurde es im Jahr 2013 für mehr als zwei Millionen Euro in London versteigert."
"Agenten außer Rand und Band" ist bereits der dritte Fall für die selbsternannten Agenten und Brüder Benjamin und Lasse Baumann. Dieses Mal müssen sie den Dieb eines teuren Gemäldes finden, dass in ihrer Schule ausgestellt und geklaut wurde. Jeder ist verdächtig: die Schüler, die Lehrer, der Hausmeister, der Direktor oder war es gar die auf Stöckelschuhen klappernde Sekretärin? Als dann noch einer ihrer Freunde zu Unrecht verdächtigt wird, wird die Zeit knapp und unüberlegt begeben sich die Kinder in große Gefahr. Warum lassen sich die zwei nicht von der Polizei helfen? Können sie den Dieb im Alleingang schnappen? Oder sind sie dieses Mal einen Schritt zu weit gegangen?
Im Zentrum der Geschichte geht es um den Diebstahl und seine Aufkärung, was zeitweise wirklich spannend und aufregend zu verfolgen ist. Was mir aber sehr gut gefallen hat, ist, dass der Autor sehr wichtige Werte einfließen lässt - ohne es den Lesern aufzudrücken. Es geht um den Zusammenhalt in der Familie und unter Freunden, um Behinderungen und Inklusion und um Ehrlichkeit, Vertrauen und Liebe. Wie weit würde man für Menschen gehen, die man liebt? Würde man sogar riskieren für sie zu sterben? Aber es geht (versteckt) auch um verschiedene Familiendynamiken, um Geschwisterbeziehungen und Vernachlässigung. Da der Autor diese Dinge aber wirklich gut und "unauffällig" verpackt, fallen sie jüngeren Kindern vielleicht gar nicht auf. Mit älteren Kindern kann man sicher nach oder während des Lesens darüber reden.
Für uns war es ganz besonders berührend wie Jonathan mit seiner Schwester umgeht. Der Bruder meine Nichte sitzt nämlich auch im Rollstuhl und sie liebt ihn abgöttisch und verteidigt ihn gegen andere (obwohl er der Ältere ist). Und uns hat auch der Zusammenhalt der Kinder untereinander sehr gut gefallen, die doch alle scheinbar so verschieden sind. Sehr gern mochten wir auch den kleinen Bruder Lasse, der durch seine Unbefangenheit und vielen Fragen die Geschichte noch unterhaltsamer und lustiger macht.
Man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Denn es gibt bereits einen vierten Band in der "Ben & Lasse" - Reihe: Agenten hinter Schloss und Riegel.
"Agenten außer Rand und Band" wurde als Hardcover 2017 (bereits in der zweiten Auflage) im SCM Verlag veröffentlicht. Das Cover zeigt die Brüder und eine dritte Person, wie sie bei Nacht über eine Mauer klettern. Hinter dem Tor warten zwei bellende Hunde. Das sieht alles nicht wirklich ungefährlich aus. Und das ist es auch nicht. Aber das Motiv passt perfekt zum Buch. Genau wie der Titel, der sich im Gespräch auf Seite 106 (auf-)klärt.
Das Buch ist handlich, passt also problemlos in jede Tasche. Das Cover ist stabil, die Klebung auch. Das Buch kann einiges aushalten.
Vom Verlag wird das Buch für Leser ab 8 Jahre empfohlen. Das finde ich passend. Ich würde jedoch die Altersspanne nicht so arg einschränken, wie es der Verlag vorgibt: auf 8 - 10 Jahre. Denn auch mir hat das (Vor-)Lesen viel Freude bereitet. Genau wie meiner neunjährigen Nichte. Aber auch mein siebenjähriger Neffe hatte viel Freude an der Geschichte. Defintiv ist es - auch durch seine angenehme Schriftgröße und die kurzen Sätze - gut für Erstleser geeignet. Aber auch lesefreudige ältere Kinder werden viel Freude an dieser Buchreihe haben. Was ich graphisch auch sehr schön finde, sind die Kapitelanfänge. Sie haben keine Titel, dafür Zahlen die in einer Lupe plaziert sind. Wie passend für kleine Spürnasen.
Das Einzige, dass ich anmerken möchte, ist, dass das Buch mit seinen 173 Seiten und einer Kapitellänge von 5-9 Seiten manchmal doch etwas lang ist für Erstleser. Es hat auch keine Abbildungen zum Auflockern und ist damit eher etwas für kleine Leseratten oder zum Vorlesen.
Fazit:
Eine spannende Agentengeschichte mit viel Humor - für Mädchen und Jungen. Kindgerecht und leicht verständlich. Zum Vorlesen und für Erstleser.
Was mir besonders gut gefallen hat, ist, dass der Autor bewusst christliche Werte einbaut ohne belehrend zu wirken. Manche Kinder werden sie wahrscheinlich sogar überlesen. Aber trotzdem könnte man mit seinen Kindern danach in ein Gespräch über Dinge wie Ehrlichkeit, Vertrauen und den Wert von Freundschaft kommen. Es ist so wichtig füreinander dazusein und füreinander einzustehen. Ganz egal ob nun unter Geschwistern oder unter Freunden. Uns hat es sehr gut gefallen und wir freuen uns auf den vierten Teil.