Verzaubert mit den Träumen der Protagonisten
Das Haus der schönen Dinge - der Titel klingt romantisch, nach einem Wohlfülroman und ist doch so viel mehr. Das Haus der schönen Dinge ist eine Liebeserklärung an die Menschen, an die Familien, die gefühlt ...
Das Haus der schönen Dinge - der Titel klingt romantisch, nach einem Wohlfülroman und ist doch so viel mehr. Das Haus der schönen Dinge ist eine Liebeserklärung an die Menschen, an die Familien, die gefühlt schon immer in München gelebt und gewirtschaftet hatten, Ideen hatten und unermüdlich darum bemüht waren in der Gesellschaft dazu zu gehören und ihren Mitmenschen immer das Gefühl gaben, Willkommen zu sein.
Das Haus der schönen Dinge erzählt die Geschichte der jüdischen Familie Hirschvogl. Allen voran von Jacob Hirschvogl, der im Jahr 1897 mit seiner Frau Thea das Kaufhaus am Rindermarkt etabliert.
Heidi Rehn schildert anhand der Familiengeschichte der Hirschvogls sehr eindrücklich und emotional das lebhafte und bunte Treiben in München. Die Belastungen, unter denen Freundschaften zwischen jüdischen und nicht jüdischen Münchnern in den verschiedenen Zeiten der Jahre 1897 bis 1952 stehen und was Missgunst und Neid zu Hass und Hetze werden lässt.
Die Charaktere wirken derart lebendig, dass ich zunächst beeindruckt war, wie gründlich Heidi Rehn über die geschichtlichen Ereignisse und die Familienmitglieder recherchiert haben muss. Ich drückte die Daumen, verdrückte hin und wieder ein paar Tränen, war ernst und missgestimmt, wenn etwas nicht klappte und freute mich bei Erfolgen mit ihnen. Eine Familie, der ich gern begegnet wäre. Menschen, mit denen ich mich gern umgeben hätte.
Die Familie Hirschvogl wollte den Menschen in ihrer Umgebung und ihrer Kundschaft immer etwas besonderes bieten und hieß auch jene willkommen, die nicht nur viel Geld dalassen konnten, sondern auch diejenigen, die zum Gucken und Staunen ins Kaufhaus kamen.
Die Herzlichkeit zeichnet vor allen Dingen die Damen der Hirschvogls aus. Da wären Mutter Thea, Tochter Lily und später die Enkelin Edna. Alle drei gesegnet mit Herz und Hirn und dadurch auch mit Unsicherheit. Hörte man lieber auf den Verstand oder gab man lieber dem Gefühl nach? - Und manchmal entschieden dann doch die äußeren Umstände der Jahre 1897 bis 1952 für einen.
Ich war wie gefesselt von dem Geschehen und bin es bis jetzt. Die Charaktere sind mir ans Herz gewachsen und gern hätte ich einmal das Hirschvogl besucht. Am liebsten hätte ich mit eigenen Augen gesehen, wie Thea die Verkaufstische blau-weiß dekoriert, wie die Menschen zur Eröffnung am Eingang stehen und staunen und ja, ich würde auch gern sehen, wie die nicht so schönen Szenen verlaufen. Die Streitereien am Esstisch, die Blicke und die ungesagten Worte zwischen den Freundinnen, die Tumulte auf den Straßen.
Wenn ich dich, liebe Heidi Rehn, bitten dürfte oder einen Drehbuchautor: bitte macht aus dieser Geschichte der Hirschvogls eine Mini-Serie und verfilmt sie. Ich würde es lieben.
Bei all den schönen und zauberhaften Details zum Kaufhaus und das Führen der Geschäfte fehlt mir manches Mal der Verbleib wichtiger Personen. Wie gern würde ich diese bis zum Ende näher mitverfolgen. Das Haus der schönen Dinge hätte gut und gern als Triloge angelegt werden können. Auch, wenn es sicherlich sehr schmerzhaft gewesen wäre, die Charaktere in ihren schwersten Zeiten zu begleiten. So bleibt mir, die Lücken der nur angerissenen Zeiträume mit eigenen Gedanken zu füllen.
Ich danke Heidi Rehn für diese wunderschön erzählte Geschichte, die sich so wirklich und wahrhaftig anfühlt, als hätte es die Familie Hirschvogl tatsächlich gegeben.
Und ich danke Lisa Rauen, die mit ihrer Stimme die Geschichte nicht nur in mein Ohr sondern auch in mein Herz getragen hat. Die aufgebrachte Stimme von Cäcilie habe ich immer noch im Ohr.
Fazit
Wer historische Romane und ausladende Familiengeschichten mag, wird mit Das Haus der schönen Dinge bestens unterhalten. Die Geschichte entführt den Leser in die Zeiten der Jahre 1897 bis 1952 und verzaubert mit den Träumen der Protagonisten.