Mein Lieblingsbuch von Heinrich Böll
Das Buch Gruppenbild mit Dame von dem deutschen Nobelpreisträger Heinrich Böll ist nach meiner Meinung sein bestes Buch, wenn auch nicht sein bekanntestes Buch. Erschienen ist es 1971. Hauptperson ist ...
Das Buch Gruppenbild mit Dame von dem deutschen Nobelpreisträger Heinrich Böll ist nach meiner Meinung sein bestes Buch, wenn auch nicht sein bekanntestes Buch. Erschienen ist es 1971. Hauptperson ist die junge Frau Leni Pfeiffer, geboren 1922.
Sie lernt während des 2. Weltkrieges den sowjetischen Kriegsgefangenen Boris kennen und lieben. Sie bekommen einen Sohn, doch ihr Glück währt nicht lange. Boris gerät in ein Lager der Amerikaner und kommt darin um.
Im Laufe des Buches übernimmt rasch ein Verfasser, der sich stets abgekürzt ironisch als „Verf.“ ins Gruppenbild einbringt, die Schilderungen des Lebens von Lena in Form von Zeugenerinnerungen und Recherchen. Und so entsteht nach und nach um die Gestalt der Leni Pfeiffer herum ein spannendes Panorama Deutschlands im 20. Jahrhundert über viele Jahrzehnte. Ein großer Roman über die deutsche Vorkriegs- und Nachkriegsgeschichte. Ein Klassiker, der jungen Menschen das gesellschaftliche und politische Leben in Deutschland zwischen 1920 und 1980 veranschaulicht.
Inzwischen ist die mehr oder weniger mittelose Lena achtundvierzig Jahre alt und ihr geliebter Sohn sitzt im Gefängnis, weil er auf seine Weise ein an der Mutter begangenes Unrecht korrigieren wollte. Lena ist eine ungewöhnliche und sonderbare Frau. „Sie ist schweigsam und verschwiegen... Sie ist nicht verbittert und sie ist reuelos, sie sie bereut nicht einmal, dass sie den Tod ihres ersten Mannes nie betrauert hat; (...) sie weiß wahrscheinlich einfach nicht, was Reue ist. "
Leni hat 32 Jahre gearbeitet, 5 Jahre als ungelernte Hilfskraft im Büro ihres Vaters, 27 Jahre als Gärtnereiarbeiterin. Ihr erhebliches Immobilien-Vermögen, ein großes Mietshaus, hat sie leichtfertig unter der riesigen Inflation aus den Händen gegeben. 1941 war Lena drei Tage lang mit einem Berufsunteroffizier der deutschen Wehrmacht verheiratet war. Daraus bezieht sie eine Kriegerwitwenrente, dazu hat sie Sozialrente beantragt. Leni geht es bescheiden, besonders seit ihr Sohn im Gefängnis sitzt. Warmherzig, berührend und zeitlos politisch.