Cover-Bild Die afrikanischen Kultobjekte
Band 62 der Reihe "Schriften zur Kulturgeschichte"
139,80
inkl. MwSt
  • Verlag: Kovac, Dr. Verlag
  • Themenbereich: Kunst
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 560
  • Ersterscheinung: 10.2022
  • ISBN: 9783339132123
Heinz Meyer

Die afrikanischen Kultobjekte

Eine anthropologische Analyse aus evolutionsbiologischer Sicht
Die vorliegende anthropologische Erörterung expliziert die in der Regel als die Kunst Schwarzafrikas verstandenen Artefakte in ihrer kultischen Bedeutung. Sie läßt die ausschließlich ästhetische Interpretation der eindrucksvoll gestalteten Werke als eine Verkürzung von deren Funktion in der animistischen Religion erkennen. Verzeichnet wird die authentische Bestimmung der afrikanischen Kultobjekte meist unter anderem in den aktuellen Auseinandersetzungen über die Restitution der in europäischen Museen aufbewahrten und ausgestellten Skulpturen.

Mit evolutionsbiologischer Perspektive sowie mit dem Rekurs auf philosophische Aussagen, religionswissenschaftliche Erkenntnisse, psychologische Erklärungen und kunstwissenschaftliche Deutungen wird die Analyse betrieben. Sie versteht die animistische Auffassung und den animistischen Kult als Beiträge zur Minderung der erlebten Komplexität der Welt und des menschlichen Daseins. Zentraler Inhalt dieser Religion ist die Überzeugung, in der Welt wirkten übersinnliche Kräfte und diese ließen sich mit kultischen Maßnahmen effizient beeinflussen, derart werde das irdische wie das postmortale Wohl der Individuen und das ihrer Stammesgemeinschaften erhalten und gefördert.

Die Artefakte gewinnen in den verschiedenen Kulten eine integrale Funktion. Als in Raum und Zeit existierende Objekte entsprechen sie einerseits der sinnlichen Struktur der menschlichen Auffassung der Welt. Andererseits vermitteln sie, so das Erleben der Betroffenen, die Beziehung zum Übersinnlichen. Ihnen wird nämlich unterstellt, an diesem zu partizipieren und durch übernatürliche Kraft ausgezeichnet zu sein, das heißt, das Transzendente nicht nur symbolisch zu vergegenwärtigen.

Mit den skizzierten Bestimmungen und Leistungen heben die afrikanischen Kultobjekte sich insbesondere von der Mehrzahl der Kunstwerke der europäischen Moderne ab. Die ästhetisch reizvolle Gestaltung der Kultobjekte wird als die sinnlich ansprechende Vergegenwärtigung numinoser Wirklichkeit erklärt, die außergewöhnliche Gestaltungskraft der afrikanischen Kultur vor allem auf deren Schriftlosigkeit und auf die gesellschaftliche Bedeutung der Kultobjekte zurückgeführt. Die Erörterung geht auf die europäische Rezeption, speziell die durch die Künstler in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, ein. Sie stellt gleichfalls den bei den Kultobjekten besonders komplexen Zusammenhang von Originalen, Kopien und Fälschungen dar. In einem Anhang wird die mentale Konstitution des Menschen als die Basis der Entwicklung religiösen Erlebens und Verhaltens, dementsprechend gleichfalls als die Basis der Gestaltung und des Einsatzes von ästhetisch reizvollen Kultobjekten dargelegt.

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