Zwischen Depression und Witz
Eine Woche im Leben eines äußerst frustrierten Gag-Schreibers: „Die Zunge Europas“ ist Heinz Strunks zweites Werk nach seinem Erfolgsroman „Fleisch ist mein Gemüse“. Parallelen zum Erstling sind deutlich ...
Eine Woche im Leben eines äußerst frustrierten Gag-Schreibers: „Die Zunge Europas“ ist Heinz Strunks zweites Werk nach seinem Erfolgsroman „Fleisch ist mein Gemüse“. Parallelen zum Erstling sind deutlich zu erkennen, nur dass aus dem pickeligen Heinzer, der ein deprimierendes Dasein als Tanzkapellenmusikant fristet, der 34 Jahre alte Markus Erdmann geworden ist – ein frustrierter, einsamer, in allen Belangen des Lebens zu kurz gekommener Mann. Markus schreibt ohne große Leidenschaft und ohne großen Erfolg Bühnenprogramme für den Komiker Sven. Jeden Sonntag isst er Mittag bei seinen Großeltern in der Käfersiedlung – der Großvater dement, die Großmutter überfordert und die Beziehung zu Dauerfreundin Sonja dümpelt auch nur noch so vor sich hin. Sieben Tage lang begleitet der Leser nun Markus durch sein trostloses, ereignisloses Dasein. Interessant und lesenswert wird der Roman aufgrund von Markus Erdmanns Gedankengängen. Mit scharfen Augen beobachtet er seine Umgebung und seziert gnadenlos seine gesamte Umwelt – sei es im Café, in den Diskos auf der Hamburger Reeperbahn, im Zug oder vor dem eigenen Fernseher. Ihr Fett weg bekommen vor allem die deutsche Comedy und die aktuellen TV-Formate. Sprachlich finde ich den Roman brillant: diese Mischung aus tiefer Depression und Witz, die genau Beobachtungsgabe, das Spiel mit Formulierungen und die Tiefe zwischen den Zeilen. Ein wirklich intelligentes, unterhaltsames Buch.