Schöner Historienschmöker
18. Jh. Sophia wächst als einzige Tochter von Lord Grafton recht frei und ungezwungen auf, da ihr vielbeschäftigter Vater kein Auge auf ihre Erziehung hat. Die Suche nach einem geeigneten Ehemann gestaltet ...
18. Jh. Sophia wächst als einzige Tochter von Lord Grafton recht frei und ungezwungen auf, da ihr vielbeschäftigter Vater kein Auge auf ihre Erziehung hat. Die Suche nach einem geeigneten Ehemann gestaltet sich schwierig, da Sophia gar nicht daran denkt, sich an irgendeinen Mann zu binden. Ihr Debüt vor der Londoner Gesellschaft ist für Sophia einzig und allein Grund genug, jedes Fest und jede Party zu besuchen und sich hofieren zu lassen. Doch dann stirbt überraschend ihr Vater und sie bleibt allein zurück mit einem riesigen Schuldenberg. Der Familiensitz muss verkauft werden und am Ende bleibt nur eine Tabakplantage in Virginia übrig. Da ihr in England nichts mehr bleibt, macht sie sich per Schiff auf nach Amerika, um die Tabakplantage für einen Neustart zu nutzen. Doch das Leben in der neuen Welt ist so ganz anders als in England. Hier muss sich Sophia erst ihren Platz erkämpfen und Menschen begegnen, die sie bei ihrem Vorhaben unterstützen. Erst nach und nach und mit viel persönlichem Einsatz, Mut und Selbstbewusstsein gelingt es Sophia, sich eine neue Heimat auf der Plantage zu schaffen.
Helen Bryan hat mit ihrem Buch „Tal der Träume“ einen unterhaltsamen und fesselnden historischen Roman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und detailreich, so dass der Leser schnell in eine vergangene Zeit abtaucht und an der Seite von Sophie erst eine ereignisreiche Zeit in England mitmachen darf, um dann die abenteuerliche Seite der Schiffspassage und die Anfänge in Virginia auf der Plantage zu erleben. Der Autorin versteht es geschickt, mit ihrer bildreichen Sprache beim Leser ein regelrechtes Kopfkino zu veranstalten. Der Spannungsbogen wird gemächlich aufgebaut, steigert sich aber im Verlauf der Handlung immer weiter in die Höhe. Die Autorin hat den geschichtlichen Hintergrund gut recherchiert und mit ihrer Geschichte verwebt. Sie zeichnet ein unbarmherziges Bild der neuen Welt, das harte Leben der Siedler, die auf der Suche nach einem neuen Leben alles auf sich nehmen, den Kampf um Land und das unrühmliche Schicksal der Sklaven sowie der Indianer.
Die Charaktere sind sehr liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt worden. Aufgrund ihrer individuellen Eigenheiten wirken sie sehr lebendig und authentisch. Sophie ist von Kindheit an verwöhnt und verzogen worden. Sie hat ihre Mutter nie kennengelernt, der Vater hat ihr jeden Wunsch erfüllt, war er doch zu beschäftigt, um sich eingehend mit ihrer Erziehung zu befassen. So entwickelt Sophie schnell ihren eigenen Kopf, ist stur und wirkt teilweise sogar egoistisch und vergnügungssüchtig, dabei ist sie nur eine unreife und teils naive junge Frau. Doch das ändert sich schnell, als sie alles verliert. Sophie muss auf einmal ganz neu lernen, sich zurückzunehmen, Situationen abzuwägen, mit den eigenen Händen zu arbeiten und vor allem sich zu behaupten. Dabei erwachsen ein ganz neues Selbstbewusstsein und eine Stärke, dass es dem Leser bei der Lektüre eine Freude ist, dies zu beobachten.
„Tal der Träume“ ist ein sehr spannender und unterhaltsamer historischer Roman, der die passende Bühne für eine Frau bietet, die sich von einer verwöhnten Göre zu einer starken Protagonistin entwickelt. Sehr gefühlvoll und fesselnd zu lesen und für alle geeignet, die gern in diesem Genre unterwegs sind. Auf jeden Fall eine Leseempfehlung!