Cover-Bild Nachbeben
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Piper
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Gesellschaft und Kultur, allgemein
  • Genre: Sachbücher / Natur & Technik
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 26.09.2024
  • ISBN: 9783492073073
Hendrik Streeck

Nachbeben

Die Pandemie, ihre Folgen und was wir daraus lernen können

Die fällige Bilanz

Die Pandemie ist vorbei, das Virus ist geblieben. Drei Jahre Ausnahmezustand liegen hinter uns, die geprägt waren von Ungewissheit, von sinnvollen und sinnlosen Maßnahmen , von Warnungen , Mahnungen und Überspitzungen . Wir sollten diese Zeit nicht einfach verdrängen, sondern sie aufarbeiten, aus ihr lernen und die so gewonnenen Erkenntnisse nutzen, nicht zuletzt, um uns auf zukünftige Pandemien und Krisen aller Art besser vorzubereiten.

Essenziell für die richtigen Schlussfolgerungen ist eine ergebnisoffene, ehrliche, aber auch konsequente Aufarbeitung und Benennung von Fehlern und Versäumnissen. Dabei geht es nicht darum anzuklagen – es geht um Glaubwürdigkeit . Denn nur so können wir vermeintlich unversöhnliche Positionen auf dem Pfad eines offenen, diskussionsfreudigen und gar versöhnlichen Diskurses zusammenführen. Das ist nicht nur eine medizinische, sondern auch eine politische und gesamtgesellschaftliche Herausforderung.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.09.2024

Versöhnlicher Diskurs

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Die Pandemie ist vorbei, das Coronavirus ist geblieben. Welche Maßnahmen werden wir bei einer weiteren Krise neuerlich ergreifen, welche eher meiden? Haben wir überhaupt etwas gelernt aus den letzten Jahren? ...

Die Pandemie ist vorbei, das Coronavirus ist geblieben. Welche Maßnahmen werden wir bei einer weiteren Krise neuerlich ergreifen, welche eher meiden? Haben wir überhaupt etwas gelernt aus den letzten Jahren?

Sachlich und glaubwürdig nähert sich Hendrik Streeck vielen Fragen an und versucht, Antworten zu finden, auch wenn es nicht immer eine klare und eindeutige gibt, wie zum Beispiel gleich zu Beginn: woher stammt SARS-CoV-2 wirklich? Vermutlich wird dies unklar bleiben, es existieren lediglich Mutmaßungen. In den einzelnen, sehr übersichtlich gestalteten Kapiteln des - auch für Laien - sehr gut lesbaren Sachbuchs folgt Streeck dem Verlauf der Corona-Pandemie und erläutert auf überaus seriöse Weise, welche sinnvollen Maßnahmen, aber auch, welche weniger nützlichen Vorschriften in rascher Abfolge auf die Menschen hereingeprasselt sind. Niemals geht es um Anklage oder Schuldzuweisung, vielmehr empfinde ich das Buch als Lob einerseits und als gelungene konstruktive Kritik andererseits. Wir sollten nun jedoch das Kapitel Pandemie nicht einfach abschließen, sondern danach trachten, Lehren zu ziehen und die Phase der Ruhe dazu nützen, uns geeignete Strategien für künftige Krisenfälle zurechtzulegen. Dies kann eben nur dann gelingen, wenn wir uns einer Aufarbeitung stellen, wieder die Wissenschaft mit ihrem Diskurs in den Mittelpunkt bringen und auch Informationen und Meinungen zulassen, welche gerade nicht zu unseren Vorstellungen entsprechen. Ein ehrliches und respektvolles Miteinander sollte zeigen, dass es nicht „die Wissenschaft“ und „jene unantastbare Meinung“ gibt, sondern, dass Erkenntnisse stets überprüft und weiterentwickelt werden müssen, dass nicht nur Virologen, sondern auch Personen aus anderen Fachrichtungen wesentliche Sichtweisen zu einer insgesamt gelungenen Strategie beitragen müssen.

Von der Möglichkeit, eine Pandemie zu verhindern über erste Reaktionen und Maßnahmen, Evaluierung von Verordnungen und deren Sinnhaftigkeit bis hin zur Frage, ob es während der Pandemie mehr und bessere Vergleichsstudien hätte geben müssen, geht es weiter zur Impfung und einer Betrachtung des Themas Impfpflicht. Auch wenn es sehr schwierig ist, wird doch ab und zu auf andere Länder in Europa geschaut, um zu erfahren, wie es dort mit Lockdowns, Testen und Kontaktbeschränkungen ausgesehen hat, ob man eher eine gestrenge No-Covid-Strategie verfolgt oder auf Eigenverantwortung gesetzt hat.

Kurzweilig und sehr informativ führt Virologe Streeck durch die Jahre der Corona-Pandemie und appelliert eindringlich, nicht nur alles in normative Vorschriften zu drücken, sondern auch die Würde des Menschen als wesentliches Gut unseres Lebens zu berücksichtigen. Seiner Sicht, Aufarbeitung sei ein wesentlicher Teil einer guten Fehlerkultur, kann ich mich nur uneingeschränkt anschließen und hoffe, dass viele dabei mithelfen, Gräben und Kluften zu schließen und die immer noch vorhandene Spaltung in der Bevölkerung zu überwinden. Hendrik Streeck bietet in seinem Buch viele Lösungsmöglichkeiten und Anregungen, welche auf völlig unaufgeregte, ja sehr sympathische Art und Weise zu einem Miteinander aufrufen. Ich kann dem Experten über weite Strecken nur zustimmen und dieses Sachbuch für eine große Zahl an Lesern weiterempfehlen, denn eines ist gewiss: die nächste Krise wird nicht ewig auf sich warten lassen.