düster, trostlos und hoffnungslos
Schweden zur Zeit des 2. Weltkrieges : 2 Brieffreundinnen treffen sich und fahren mit dem Fahrrad durch Schweden. Durch eine Vergewaltigung wird die eine schwanger. Der Versuch einer Abtreibung endet wieder ...
Schweden zur Zeit des 2. Weltkrieges : 2 Brieffreundinnen treffen sich und fahren mit dem Fahrrad durch Schweden. Durch eine Vergewaltigung wird die eine schwanger. Der Versuch einer Abtreibung endet wieder in sexueller Nötigung und schlägt zudem fehl, sodass die Familie von der Schande erfährt. Das dadurch geborene Kind wird kühl und distanziert erzogen, da es der Mutter schwerfällt, Nähe aufzubauen. Auch die Tochter erfährt sexuelle Gewalt und führt ein trostloses Leben. Jeder Versuch, sich zu befreien und ein selbstbestimmtes Leben zu führen, scheitert. Meist, weil wieder eine Schwangerschaft dazwischen kommt.
Die Schicksale dieser Frauen sind alle so hoffnungslos und düster, dass einem das ganze Buch sehr trostlos vorkommt. Aber am schlimmsten fand ich dieses Schweigen. Keiner hat wirklich mit dem anderen geredet ! Die Frauen nicht mit ihren Männern, die Mütter nicht mit ihren Töchtern.... Nie haben die Männer oder die Frauen über ihre Gedanken, Gefühle oder ihre Wünsche und Träume gesprochen. Dabei hätte es so vieles leichter gemacht. Ein großer Teil des Unglücks hätte nicht sein müssen, wenn man mal mitgeteilt hätte, wie es einem geht. Viele Mißverständnisse hätten beseitigt werden können und man hätte nicht nur aufgrund von Mutmaßungen darüber, was der andere denkt oder erwartet, gehandelt. Nicht mal über die Dinge, die passiert sind wird gesprochen. Die Tochter erzählt nichts von der Vergewaltigung und die Mutter nichts von ihrer, obwohl dies vielleicht ein Trost gewesen wäre, da sie dann empathisch reagieren könnte. Die Tochter erfährt durch das Schweigen der Mutter auch nie, dass sie einer Vergewaltigung entstammt und dass diese deshalb so verschlossen und kühl ihr gegenüber ist. Jeglicher Annäherungsversuch der Mutter später wird abgewehrt und die Gespräche drehen sich um Alltagsbanalitäten, wenn sie überhaupt zustande kommen.
Das Buch ist natürlich gut geschrieben und liest sich auch gut, aber es hätte statt des fröhlichen Titels "Die Daisy Sisters" eher "das große Schweigen" heißen müssen. Denn das Unbeschwerte ist nach wenigen Seiten vorbei. Lesenswert, aber sehr trostlos und deprimierend.