"Olivensommer" von Isabelle Broom erschien (in Übersetzung vom Englischen in Deutsche von Uta Rupprecht) als TB, broschiert im Diana-Verlag (Verlagsgruppe Randomhouse), 2017.
Schon das dekorativ gestaltete Cover deutet darauf hin, wo der Roman verortet sein könnte: Hier ist es Griechenland, genauer gesagt, die Ionische Insel Zakynthos, auf der der Leser auf den Spuren Hollys weilt und die zauberhaft beschrieben wurde:
"Seit dem Tod ihrer Mutter ist Holly Expertin darin, Menschen auf Abstand zu halten. Doch als sie einen unerwarteten Brief ihrer Tante aus Zakynthos erhält, beginnen die Mauern zu bröckeln. Holly reist auf die griechische Insel und versucht, den Spuren ihrer Familie zu folgen - einer Familie, von deren Existenz sie zuvor nichts wusste. Warum hat ihre Mutter nie von ihrer Schwester erzählt? Und was hat es mit der handgezeichneten Karte auf sich, die Holly und ihr Nachbar Aidan in einem alten Haus finden?"
(Quelle: Buchrückentext)
Meine Meinung:
Holly, Ende zwanzig und mit Rupert, einem ehrgeizigen Banker liiert, sucht für sich den richtigen Lebensweg, als sie unerwartet der Brief ihrer Tante Sandra aus Griechenland erreicht. Sandra, von deren Existenz sie nichts wusste, vererbt Holly ein Haus auf der Insel Zakynthos. Holly reist nach Griechenland, um sich das Haus anzusehen und befindet sich damit bereits auf den Spuren zu ihrer eigenen Geschichte bzw. der ihrer Familie:
Als Kind litt Holly unter dem Alkoholmissbrauch ihrer Mutter, die auch an den Folgen ihres Alkoholismus starb. Wut- und Schamgefühle bestimmen seither ihr Leben mit. Der Brief und die Erbschaft werfen nun Fragen auf: Weshalb hatten sich die beiden Schwestern so zerstritten? Wer ist der leibliche Vater von Holly?
Nach ihrer Ankunft lernt sie den Nachbarn Aidan kennen, der als Tierarzt seit einigen Jahren auf der Insel wohnt. Er bietet ihr an, sie an die Stellen der Insel zu führen, die Holly auf der Karte im Haus der Tante gefunden hat: So folgen beide den Spuren von Jenny und Sandra, als es nach holprigem Beginn der Bekanntschaft anfängt zu knistern....
Es handelt sich um einen Entwicklungs- und Frauenroman, der teils in London und teils in Griechenland, Zakynthos verortet ist: Die Autorin hat es sehr gut verstanden, sowohl Holly als auch ihre aufkeimende Liebe zur Insel in all ihrer inneren Zerrissenheit darzustellen: In London leidet sie unter Schlaflosigkeit, während sie auf der Insel wunderbar schläft; in ihrem Leben in London gibt es einen Job, der sie im Grunde nicht auslastet und einige wenige Freunde. Vor allem aber gibt es einen Freund, Rupert, mit dem sie sich vielleicht eine Zukunft vorstellen könnte - aber ist es der für sie richtige Weg?
Ihr wird klar, dass sie nur auf Zakynthos die Rätsel um ihre Familie lösen kann und hat Unterstützung durch Aidan, der als einziger unter die Schuppen blicken kann, die sie sich hat wachsen lassen - ebenso wie die Schildkröten, die im Meer vor der Insel zu finden sind, pellt sich auch Holly nach und nach aus ihrem Ei und versucht, instinktiv das Richtige zu tun, um ihrem Leben Sinn zu geben und es selbstbestimmt zu führen: Sie tritt die Reise zu sich selbst an und stellt sich ihren Problemen...
Isabelle Broom hat einen flüssig zu lesenden Schreibstil und es ist ihr gelungen, eine Geschichte über Familiengeheimnisse, die eine junge Frau zu lösen hat, auf einer wunderschönen griechischen Insel darzustellen, deren Beschreibungen mich schon fasziniert haben und mich literarisch auf die Inseln zurückzuführen, die ich selbst kenne (Kos, Leros, Korfu z.B.) - Ihr Schreibstil ist authentisch und die Hauptprotagonisten sind realistisch dargestellt; lediglich mit Hollys emotionalen Wirrungen hatte ich nicht so viel anfangen können. Sehr viel hingegen mit ihrer Kreativität und ihrer Entwicklung, die sehr positiv ist - und bei der es gegen Ende des Romans romantisch, ehrlich und auch tragisch zugeht...
Themen dieses Débutromans, den ich im Genre Frauen- und Entwicklungsromane, auch Liebesromane ansiedeln würde, sind vielfältig vorhanden und werden recht schlüssig behandelt; so z.B. Schuldgefühle, Verzeihen, Liebe, Verrat, Familiengeheimnisse, Selbstakzeptanz und die Übernahme von Selbstverantwortung.
Fazit:
"Olivensommer" empfehle ich gerne weiter; besonders LeserInnen, die Frauen- und Liebesromane in Zusammenhang mit Familiengeheimnissen mögen und ein Faible für das wunderschöne Hellas mitbringen - egal ob es die Ionischen Insel, den Dodekanes, den Peleponnes oder sonst eine griechische Region ist: Ich würde es auf jeden Fall mitnehmen als sehr geeigneten Roman für den Urlaub - oder einem literarisch schönen und durchaus lesenswerten Ausflug nach Hellas! Ich vergebe 4 Sterne.