Nach Band 1 bis 8 der Jack-Daniels-Reihe sowie „Alle wollen Tequila“ und „Die Brandmörder“ hatte ich für zwei Romane ausgesetzt, weil Brutalitäten, Unglaubwürdiges und Skurrilitäten für meinen Geschmack zu viel Raum gewonnen hatten. Nach langer Abstinenz war ich dann aber doch neugierig geworden, wie es mit Jack, Phin, ihrer Tochter, Harry und Herb weitergeht.
Ich bin gut reingekommen, fühlte mich durch die Lücke nicht beeinträchtigt, da Angaben zu den Geschehnissen seit der Geburt von Jacks Tochter eingeflochten sind.
Warum man in der deutschen Übersetzung zwanghaft irgendwelche beliebig austauschbaren Titel erfindet, habe ich noch nie verstanden, aber das möchte ich nicht lange ausführen.
J.A. Konrath versteht sich als Meister, seine Leser im schnellen Wechsel zwischen „Gruseln und Entsetzen“ und „Vor Lachen auf dem Boden kringeln“ hin- und herzuscheuchen, wobei die kapitelweisen Perspektivwechsel im unvermeidlichen Showdown besonders rasant ausfallen. Das hatte ich erwartet. Das habe ich bekommen.
Einige innere Kämpfe rund um Jack, Tequila und Herb weisen streckenweise eine gewisse Tiefe auf, sodass Mitfühlfaktor aufgebaut wird. Ansonsten aber flach erzählt. Zugegeben, bei einigen Schilderungen rund um Harry, z. B. zum Thema Feminismus und neue wildgewordene Haustiere, habe ich mich tatsächlich amüsiert, auch wenn das zu meinem Unbehagen viel mit Lächerlichem, Klischees und Schadenfreude zu tun hatte. Gefühlt war zu Beginn der Reihe seitens Hauptfigur Jack mehr feinsinniger oder zynischer Humor dabei, was mehr Klasse hatte und mir damit besser gefallen hat.
Die ausführlich dargelegten Brutalitäten durch menschenlebenverachtende Psychopathen und was Schwerverletzte noch leisten, war mir - wie schon in Band 8 - zu viel.
Am Ende bleibt bei mir das Gefühl, kurzweilig unterhalten, aber nicht bereichert worden zu sein.
Auf der einen Seite lebt die Serie davon, dass einem die Figuren ans Herz wachsen und etwas bedeuten. Auf der anderen Seite fehlt mittlerweile Innovatives. Das Innenleben der Bösen und der Aufbau der Geschichte gestalten sich immer ähnlich. Alle vermeintlichen Wendungen und Überraschungen hatte ich lange vorausgesehen, weil sich das Strickmuster wiederholt.
In Summe habe ich die Lektüre nicht bereut, weil mich die vom Autor erdachte Entwicklung der Charaktere interessierte und auch immer so viel passiert, dass mir nie langweilig wurde. Dennoch werde ich die unzähligen noch zu erwartenden Fortsetzungen zugunsten anspruchsvollerer Romane links liegen lassen.