Der Klappentext fasst den Inhalt treffend zusammen. Kurz vor Weihnachten bleibt ein Zug im Schneesturm stecken. Eine Gruppe von Reisenden: ein Geschwisterpaar ca. Mitte zwanzig, eine junge, reizende Revuetänzerin, ein Nörgler, ein junger Buchhalter und ein älterer Herr von der königlichen parapsychologischen Gesellschaft verlassen den Zug und finden zum Cottage, in dem alles zum Antreffen der Gäste vorbereitet ist und keiner da ist. Die Gruppe macht es sich im Haus gemütlich. Zwei aus der Gruppe sind krank und müssen versorgt werden. Alle rätseln, für wen das Haus vorbereitet wurde und ob der Hausherr bald auftaucht, denn dann müsste man sich rechtfertigen, was sie in seinem Haus ohne seine Einladung machen. Ein Messer auf dem Boden, ein Störenfried, der kurz darauf im Cottage auftaucht und für gereizte Atmosphäre sorgt, und noch paar andere Vorkommnisse mysteriöser Natur sorgen für Gedankenspiele, wie man sie z.B. in den Krimis von Agatha Christie kennt.
Man schreibt das Jahr 1937, was man erst zum Schluss mitbekommt. Bis dahin fühlt man sich durch die Sprache und die Art zu denken, z.B. durch die Dinge, die als Problem angesehen und im vollen Ernst ausdiskutiert werden, in die Zeit zwischen den Kriegen versetzt. Die leicht gruselige Atmosphäre, u.a. dank einigen parapsychologischen Elementen, passend zur damaligen Weltanschauung, lässt einen fleißig weiterblättern. Allerdings, zwei Drittel des Romans werden mehr oder weniger geistreiche Dialoge geführt und gerätselt. Der alte Maltby stellt unentwegt seine Theorien auf und kommt irgendwann zum Entschluss, dass das verlassene Haus, in dem sich die Gruppe wegen des Schneesturms aufhält, ein altes Familiengeheimnis birgt, das just an diesen Weihnachten gelüftet werden will.
Erst im letzten Drittel wird es richtig spannend. Alte Familiengeschichten und menschliche Abgründe tun sich auf.
Die Erzählperspektiven werden oft und gerne gewechselt. Mal erzählen die Frauen, die sich von Streitereien der Männer lieber fernhalten wollen, die Revuetänzerin gewährt Einblick in ihr Tagebuch. Ein andermal ergreift das Wort der delirierende Buchhalter. Diese Einlagen sorgen eher für Heiterkeit. Oft übernimmt der alte Maltby das Wort. Am Ende gibt es noch zwei Polizisten, die nur in diesem Kapitel auftauchen und aus ihrer Perspektive das Geschehen nacherzählen, dann wird klar, wie es zu vier Toten kam.
Am Ende ist alles aufgeklärt: wer wen ermordet hat und warum. Weihnachten ist auch vorbei und es gibt einen Familienzwist weniger.
Sprachlich hat mich dieser Krimi hier und dort überrascht: Mehrmals liest man vom „erbrochenen Siegel“ auf einem Brief, ein zerbrochenes Siegel war eher gemeint. Auch Phrasen wie „Das Lachen enthielt die Kälte und den Spott des Todes und bildete den grauenvollsten Augenblick der ganzen grauenvollen Erinnerung…“ im Kap. 24, oder „in der Regel ist man dumm – zwischen dem, was man weiß, und dem, was man ausdrücken kann, ist eine Wand.“ Im Kap. 25, oder auch: „Die Spieler sind häufig blind von Details.“ Im Kap. 27 sucht man in heutigen Krimis wohl vergeblich.
Im Nachwort gibt es Infos zum Autor und seinem Schaffen. Demnach war J. Jefferson Farjeon seinerzeit recht populär und dieser Krimi soll auf dem Höhepunkt seines Schaffens entstanden sein.
Fazit: Ein atmosphärischer Krimi, prima passend zu Advents- und Weihnachtszeit. Man fühlt sich ins Jahr 1937 nach England versetzt und rätselt mit. Mir kam das Ganze ein wenig wie ein Déjà-vu vor. Aber ein nettes Lesen am Feierabend war es trotzdem.