Als die junge Nell, die nach dem Tod ihrer Eltern bei ihrer Tante aufwuchs, einen Liebesbrief entdeckt, hat sie nur noch einen Wunsch, den mysteriösen Schreiber des Briefes zu finden. Denn ihre Tante war, soweit sie zurückdenken kann, immer allein. Im Brief befinden sich Koordinaten und ein Rätsel, welches Nell zu einem weiteren Brief führen sollen. Als sie bei ihrer ersten Station ihrer Suche auf den jungen Fotografen Sam trifft, kommen sie ins Gespräch und wie sich herausstellt, war Sam schon einmal an diesem Ort und kennt den nächsten Brief bereits. Gemeinsam beginnen sie, nach weiteren Briefen zu suchen und lernen sich dabei näher kennen.
Meine Meinung
Ich bin ein Fan von J. Vellguth, die es schon sehr oft geschafft hat, mich mit ihren Romanen in ihren Bann zu ziehen. Deshalb gab es vom ersten Augenblick an keinerlei Zweifel, dass ich auch “Der letzte Liebesbrief” lesen musste. Das Cover finde ich sehr hübsch und es verspricht schon gleich eine gefühlvolle Geschichte.
Diese Geschichte nimmt den Leser auch vom ersten Moment an gefangen, denn der Einstieg ist sehr spannend. Mit ihren gefühlvollen und zugleich mitreißenden Schreibstil hat man von Beginn an das Gefühl, den Protagonisten zuzuschauen. Auch die Atmosphäre ist gleich gegeben, denn die Suche nach den Liebesbriefen beginnt in einem verlassenen Gebäude. Neben den Emotionen und der Spannung bei der Suche, gibt es aber auch immer wieder Gelegenheiten zum Schmunzeln. Gerade die Dialoge zwischen Nell und Sam zeigen wieder deutlich den Humor. Für Abwechslung ist hier auf jeden Fall gesorgt und es macht unheimlich viel Spaß, die beiden Protagonisten auf ihrer Reise zu begleiten.
Wie ich bereits erwähnte, ist die Suche nach weiteren Briefen, sehr spannend gestaltet, denn man begleitet Nell und Sam an viele spannende Orte. Das Thema Urbexen ist hier mit integriert und wer sich da ein wenig interessiert, kann auch die verlassenen Orte und deren Atmosphäre sehen und spüren. Auch das Finden eines neuen Briefes lässt die Spannung steigen, denn man fiebert fast schon wie die Protagonistin Nell einem erneuten Fund und neuen Geheimnissen entgegen.
Doch nicht nur diese Atmosphäre, sondern auch die Geschichte hinter Nell ist sehr emotional. Es geht hier nicht nur darum, für Nells Tante eine heimliche Liebe zu finden, sondern auch um die Selbstfindung der zutiefst empfindsamen, jungen Frau. Sie hat ihre Eltern bereits als Baby verloren, ist sowohl innerlich als auch äußerlich verletzt und muss selber lernen, anderen Menschen wie auch sich selbst, Vertrauen entgegen zu bringen.
Zu guter Letzt ist es auch wieder romantisch, aber ohne wirklich kitschig zu werden. Denn die beiden Protagonisten sind einfach zwei wundervolle Persönlichkeiten, die man tief ins Herz schließt.
Nell ist auf den ersten Blick sehr selbstsicher, doch man spürt bei ihr schnell, dass ihre forsche Art doch nur zum Selbstschutz dient. Sie hält die Menschen auf Abstand und es ist gar nicht so leicht, ihren Schutzwall zu durchbrechen.
Doch da ist Sam, der erfolgreiche Fotograf, dem aber, wie er selbst sagt, die Muse abhanden gekommen ist. Doch schnell merkt er, dass es Nell ist, die ihm plötzlich neue Inspirationen schenkt. Er schaut hinter die Fassade und ist einfach unheimlich sympathisch. Er ist wohl behütet aufgewachsen und kennt es nicht anders, als das in seiner großen Familie immer jemand für den anderen da ist.
Die Nebencharaktere bleiben hier zwar im Hintergrund, aber die wichtigsten Personen der Handlung sind trotzdem klar und deutlich gezeichnet. So konnte ich mir sowohl von Sams Familie, aber auch von Nells Tante ein gutes und vorstellbares Bild zeichnen.
Mein Fazit
Gefühlvoll, romantisch, humorvoll, aber auch spannend und atmosphärisch erzählt J. Vellguth die Geschichte von Nell und Sam. Schnell waren die beiden Charaktere mir ans Herz gewachsen und ich habe sie sehr gerne auf ihren Reisen, sowohl bei der offensichtliche Suche nach den Briefen als auch bei der inneren Suche nach dem eigenen Ich, begleitet. Es ist ein Buch über Vertrauen, über Missverständnisse, über Selbstzweifel, aber auch darüber, dass es nie zu spät ist, um wieder das Leben so zu nehmen, wie es ist. Klare Leseempfehlung!