Ein Abstieg...
Als Herr Jensen nach 10 Jahren völlig überraschend seine Arbeit bei der Post verliert, die er schon seit seiner Schülerzeit ausübt, beginnt er sein Leben komplett umzustellen. Zunächst freut er sich über ...
Als Herr Jensen nach 10 Jahren völlig überraschend seine Arbeit bei der Post verliert, die er schon seit seiner Schülerzeit ausübt, beginnt er sein Leben komplett umzustellen. Zunächst freut er sich über die viele freie Zeit, die er nur auf einmal hat, aber je länger er in seiner Wohnung sitzt, desto wunderlicher wird er. Da er kaum soziale Kontakte hat, die er pflegt,verlässt er die Wohnung nur noch zum Einkaufen. Zu Beginn des Romans geht er noch auf Feiern seiner ehemaligen Kollegen, aber das stellt er bald ein, da er zu ihnen keinen echten Zugang findet.
Auch um eine neue Arbeit findet er nicht. Zu einer Schulungsmaßnahme wird er zwar geschickt, die er auch abschließt, aber er verliert immer mehr den Bezug zur Realität. Er widmet sich dann eingehenden Studien des Talkshowsprogamms, was er aber ganz plötzlich einstellt und seinen Fernseher abschafft. Auch Zeitungen und Radio verweigert Herrn Jensen fortan komplett, wodurch er sich - nach seiner Meinung - ganz der Natur widmen kann. Leider schweigt auch die Natur, was Herrn Jensen komplett aus seinen Theorien wirft. Je weiter seine Eigelung fortschreitet, desto weiter entfernt er sich von der Welt - er montiert seinen Briefkasten ab, weil er ihn in "seiner" Welt mit seinen Schreiben stört. Als er dann von einer Seelsorgerin bekommt, weil sich die Menschen in seiner Umgebung doch Gedanken um seinen Zustand machen, nimmt er seinen Namen vom Klingelschild und mit diesem Moment endet auch der Roman.
Der Schreibstil von Jacob Hein ist schlicht und sehr gleichmäßig, wenn man auch manchmal die Handlung als etwas naiv ansehen kann. Die Sprache ist knapp und simpel gehalten, ähnlich wie der Herzschlag des Hauptakteurs. Es gibt keine besonderen sprachlichen Auffälligkeiten, wodurch sich der Roman leicht lesen lässt.
Der Ausstieg von Herrn Jensen aus der Gesellschaft ist praktisch ein Ausstieg vom sozialen Leben. Man könnte Herrn Jensen als modernen Robinson Crusoe ansehen, der an seinem eigenen Leben strandet. Er igelt sich immer mehr ein und verzweifelt schließlich komplett an seiner Situation, die sich auch - über den Roman hinausgehend mal angenommen - nicht ändern wird.
Fazit:
Der Roman setzt sich intensiv mit dem Thema des sozialen Abstiegs auseinander.
Jedoch finde ich den Titel etwas unpassend, weil ich den "Ausstieg" eher als Einigeln ansehe und auch das Gefühl während des Lebens nicht los wurde, das sich dieser Ausstieg eher als Konseqenz der Lage ergibt als freiwillig gewählt ist. Der Roman ist eher eine Pyschoanalyse eines gesellschaftlichen Aussenseiters, der auch kein Interesse am sozialen Leben hat.