Die Teerose
"Die Teerose" eignet sich perfekt für verregnete Tage, denn durch Jennifer Donnelly's ergreifenden Schreibstil taucht man sehr tief in das harte Leben in Whitechapel rund um 1888 ein. Die Geschichte wird ...
"Die Teerose" eignet sich perfekt für verregnete Tage, denn durch Jennifer Donnelly's ergreifenden Schreibstil taucht man sehr tief in das harte Leben in Whitechapel rund um 1888 ein. Die Geschichte wird packend erzählt und fesselt, berührt und begeistert.
Fiona ist eine sehr willensstarke, junge Frau und ich habe sie auf Anhieb in mein Herz geschlossen. Ihr Leben in den Gassen von Whitechapel ist schon von Grund auf nicht einfach, doch was ihr dann widerfährt hat mich sehr schockiert und ich habe stark mit ihr gefühlt. Ich glaube nicht, dass jede Frau derart mutig weitergekämpft hätte, im Gegenteil. Viele hätten vermutlich aufgegeben, wären in der Gosse gelandet oder gestorben. Hut ab für ihren Ehrgeiz und ihre Zuversicht.
Joe war mir nicht so ganz sympathisch, da er Fiona nicht nur fremd geht, sondern allgemein eher ein weinerlicher Charakter ist. Die Autorin versucht hier oft auf die Tränendrüse zu drücken, da er ja leider leider das Mädchen heiraten muss, welches er geschwängert hat und es ja ach so schwer hat...Meiner Meinung nach sollte man zu seinen Fehlern stehen und sein Jammern konnte ich nicht ganz nachzuvollziehen.
Die Autorin beschreibt sehr detailliert die bitter Armut, mit der die Arbeiterklasse zu jener schwer zu kämpfen hatte. Sehr düster und lebensnah zeigt sich, wie sehr Ehefrauen und Kinder von den Männern im Hause abhängig waren. So war es nicht unüblich, dass eine gesamte Familie nach dem Tod des Vaters ins Armenhaus ziehen musste, wo ein überleben alles andere als leicht war. Man merkt sehr deutlich wie viel Arbeit Jennifer Donelly in die Recherchen gesteckt hat.
Leider jedoch verliert die Geschichte im weiteren Verlauf an ihrer Glaubwürdigkeit. Ohne jede Schwierigkeiten werden so manche Protagonisten steinreich und es geschehen einfach zu viele Zufälle und perfekte Begebenheiten. Besonders der Beginn von Fiona's neuem Leben in New York erscheint mir recht unglaubwürdig. Ich bezweifel, dass es in der Realität damals so einfach und ohne Probleme von statten geht, wie sie ihr neues Geschäft aufbaut.
Trotz kleinerer Schwächen lässt sich das Buch sehr gut lesen und ich hatte einige schöne Lesestunden.