Die erste Begegnung
Lorna lebt als Lehrerin auf der kleinen schottischen Insel Mure, die man nur über die Fähre verlassen kann. Sie ist Schulleiterin der örtlichen Schule und lebt bei ihrem Vater, damit sie ein Auge auf ihn ...
Lorna lebt als Lehrerin auf der kleinen schottischen Insel Mure, die man nur über die Fähre verlassen kann. Sie ist Schulleiterin der örtlichen Schule und lebt bei ihrem Vater, damit sie ein Auge auf ihn haben kann, denn dieser hat sich seit dem Tod der Mutter sehr verändert. Mure braucht dringend einen neuen Arzt, denn der alt Dr. MacAllister möchte sich endlich zur Ruhe setzen. Doch wer möchte schon so abgeschottet am Ende der Welt leben. Als würden ihre Gebete erhört, kommt der syrische Flüchtling Saif nach Mure, um die Position des neuen Doktors zu übernehmen. Anfangs sind die Bewohner ihm gegenüber zwar freundlich, aber skeptisch. Saif bemüht sich auch nicht sehr, sich der Gemeinschaft anzuschließen, er zieht die Einsamkeit am Strand vor, wo er seinen Gedanken über seine Flucht und seiner verlorenen Familie nachhängt. Lorna lernt Saif kennen, als sie mit ihrem Vater zur Behandlung in dessen Praxis ist. Schnell schlägt ihr Herz höher, doch Saif ist so unnahbar. Wird er sich ihr irgendwann einmal öffnen?
Jenny Colgan hat mit „Begegnung in der kleinen Sommerküche am Meer“ eine sehr gefühlvolle Kurzgeschichte vorgelegt, die wohl eine Einführung zu einem folgenden Roman herstellen soll. Der Schreibstil ist gefühlvoll und flüssig und nimmt den Leser gleich mit auf die schottische Insel Mure, die von rauer See umtost mit langen Sandstränden ein Gefühl von unberührter Natur spiegelt. Sehr behutsam lässt die Autorin den Leser Saif und Lorna kennenlernen. Das Schicksal von Saif geht einem unter die Haut, denn die Situation in dem Flüchtlingscamp zeigt eine unbekannte und sehr düstere Welt, in der jeder um sein Leben kämpft sowie um Anerkennung und Würde. Auch die Dorfgemeinschaft wird sehr schön wiedergespiegelt, in der sich jeder um jeden kümmert, aber auch alles über jeden weiß und Anteil nimmt.
Die Charaktere sind sehr lebensnah gestaltet und geben dem Leser die Möglichkeit, mit ihnen zu fühlen und zu leiden. Lorna ist eine Frau, die sich rührend um ihren Vater kümmert. Gleichzeitig hofft sie, dass sie doch noch den Mann ihrer Träume findet. Saif ist ein eher melancholischer Mann, der Tragisches erlebt hat und immer noch hofft, auch wenn diese Hoffnung immer mehr schwindet. Auch die weiteren Protagonisten werten die Geschichte mit ihren Auftritten auf und geben ihr zusätzliches Input.
„Begegnung in der kleinen Sommerküche am Meer“ ist eine schöne Sequenz als Einführung zum nächsten Roman der Autorin. Die Kurzgeschichte ist einfühlsam und unterhält mit einem hochaktuellen Thema. Empfehlenswert!