Cover-Bild Horno
Band 20 der Reihe "Forschungen zur Archäologie im Land Brandenburg"
82,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 600
  • Ersterscheinung: 05.02.2021
  • ISBN: 9783910011991
Jens Henker, Kerstin Kirsch

Horno

Zur Archäologie eines Niederlausitzer Dorfes
Das mittelalterliche Horno entstand um 1200 unter Wettinischer Herrschaft als voll entwickeltes Angerdorf, das bei festgelegter Parzellenzahl von ca. 25 Hofstellen auch eine klare Struktur der umgebenden Ackerflur aufwies. Zahlreiche Funde und Befunde ermöglichen die Rekonstruktion der mittelalterlichen Dorfstrukturen über drei Jahrhunderte bis zum Beginn der frühen Neuzeit. Dabei zeigen sich sowohl Kontinuitäten als auch Brüche in der Bebauungsstruktur, unterschiedliche Bauweisen von Wohn- und Nebengebäuden bis hin zu sozialtopografischen Veränderungen.
Neben Pfostenbauten sind die Überreste ebenerdiger Häuser erkennbar. Als integrative Bestandteile ehemaliger Gebäude gelten eingetiefte Gebäudereste wie Holz-, Stein- oder Erdkeller bzw. kellerartige Vorratsgruben.
Angesichts der problematischen Wasserverhältnisse auf der Hochfläche hatten die Hornoer ein komplexes Wasserbewirtschaftungssystem entwickelt. Verschiedene wassertechnische Einrichtungen wie Holzkastenbrunnen, Zisternen, Teichen und Feldbrunnen versorgten das Dorf stabil mit Brauch- und Trinkwasser.
Funde und Befunde lassen trotz geringen Umfangs einige konkrete Aussagen zu Hauswerk, Handwerk und Gewerbe in Hono zu. Im Großen und Ganzen waren die handwerklichen Aktivitäten wie die Dorfschmiede ebenso wie Ofenanlagen auf Land- und Hofwirtschaft ausgerichtet, wenngleich der Dorfkrug überregionale Verbindungen aufzeigt.
Aufgrund der vollflächigen Ausgrabung des Dorfes auf rund 24 ha war es möglich, auch die Funde eines gesamten Dorfes in ihrer Geschlossenheit zu untersuchen. Da es sich in der übergroßen Mehrheit um keramische Reste handelt, erhält diese Fundgattung besonderen Raum. Entwickelt wird ein regional basiertes Chronologieschema und damit ein Leitfaden zur Bestimmung und Datierung mittelalterlicher Keramik. Zahlreiche Vergleiche mit dem Fundmaterial weiterer vom Tagebau betroffenen und somit ebenso großflächig untersuchter Dörfer, wie Klein Görigk, Kausche und Wolkenberg, mit ihren dendrochronologischen Daten sichern das Ergebnis ab.
Die typologisch-technische Analyse der sehr heterogenen Keramiken des Dorfgründungshorizonts erbrachte, dass die ersten Siedler aus drei verschiedenen Herkunftsregionen kamen. In spätslawischer Tradition gefertigte Keramik verweist auf die Beteiligung slawischer Siedler, da in Horno selbst und seiner Umgebung keine slawische Siedlung vorhanden war. Eine umfangreiche Serie der NAA an Keramik belegt, dass ein Teil der slawischen Gefäße in Horno vor Ort gefertigt worden ist, wofür nur Siedler mit slawischen Wurzeln infrage kommen. Der größte Teil der Keramik der Dorfgründungszeit weist starke Parallelen zur mitteldeutschen Standbodenkeramik auf. Dies und besondere Gefäßformen, wie Bügelkannen, verweisen auf eine starke Zuwanderung aus dem wettinischen Südwesten. Zusammen mit kugelbodigen Gefäßen, die ihren Ursprung im Nordwesten haben, ergeben sich für die Neusiedlergeneration von Horno somit sehr unterschiedliche Herkunftsräume.
Die mengenmäßige Verteilung verschiedener Keramiken ermöglichte es, Fragen zur Dorfstruktur und zur Sozialtopographie zu klären. Die entsprechende Untersuchung ließ erkennen, welche Produkte Fernimporte sind und welche von regionalen Produzenten stammen. Dabei erwies sich der Anteil hochwertiger überregional verhandelter Stücke als sehr gering. Letztendlich konnten zu vielen Bereichen des dörflichen Lebens, zum Ansiedlungsprozess, den ökonomischen Grundlagen wie auch zur Vernetzung im regionalen und überregionalen Handel neue Erkenntnisse gewonnen werden. Gleichzeitig stellten sich viele neue Fragen, die der Zukunft und dem Vergleich mit weiteren Dörfern vorbehalten bleiben.

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