ein "Deutschlandmärchen" mit Faltrad und Boot
Der Autor Jens Steingässer ist unter anderem zusammen mit seiner Familie für sein Engagement in Sachen Klimaschutz und Klimawandel bekannt geworden. Gleichzeitig ist er auch als Fotograf und Fotojournalist ...
Der Autor Jens Steingässer ist unter anderem zusammen mit seiner Familie für sein Engagement in Sachen Klimaschutz und Klimawandel bekannt geworden. Gleichzeitig ist er auch als Fotograf und Fotojournalist aktiv und macht wirklich tolle Fotos.
In dem jetzt erschienenen Bildband beschäftigt er sich jedoch mit seiner eigenen Vergangenheit und erzählt eine einfühlsame Geschichte seiner Reise, die er mit fantastischen Bildern in Szene setzt.
Um ein Abenteuer zu erleben muss man nicht immer in ferne Länder reisen. Schon "wenige Schritte" vor der eigenen Haustür kann ein packendes und bewegendes Abenteuer beginnen. Diese Erfahrungen durfte auch Jens Steingässer machen, der von seiner Großmutter ein Tagebuch über ihr Leben und der darin beschriebenen Flucht aus der ehemaligen DDR in die Hand gedrückt bekommt. Diese Geschichte veranlasst den erprobten Outdoor-Kenner, auf eine Reise in seine eigene Vergangenheit zu unternehmen.
Mit einem Klapprad und einem Boot macht der sich auf den Weg von seiner Heimatstadt im Odenwald bis nach Usedom an der Ostsee. Da er nicht viel mitnehmen kann, ist seine Ausrüstung in vier Radtaschen verteilt: Schlafsack, Isomatte, Zelt, Wäsche, seine Kameraausrüstung, eine Drohne und sein Rechner zur Sicherung der Fotos. Dazu noch das Boot und ein Paddel. Zusammen sind es 70 kg Gepäck, die seine Reise nicht immer "leicht" machen.
Abseits der großen Hauptstraßenversucht er sich immer nah an Flüssen seinem Ziel an der Ostsee zu nähern. Nach den ersten Kilometern ist er in schon in der Natur angekommen: Gewitter mit Regen, matschige Pfade und ursprüngliche unberührte Flussläufe.
Seine Geschichte ist insbesondere geprägt durch seine Reisebegegnungen. Besonders gut gefallen, hat mich seine unkomplizierte Art und Weise mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Neben den Erlebnissen in der zum Teil unberührten Natur, haben mich diese Geschichten angesprochen. Die Einzelschicksale und Lebensgeschichten dieser Menschen sind ehrlich und toll erzählt. Dabei berichten die "Reisebekanntschaften" von ihrem Leben und den Erfahrungen. Viele Geschichten haben mich zum Nachdenken gebracht. Auch geschichtliche Hintergründe und Landschaftsbeschreibungen kommen nicht zu kurz. Der Schreibstil ist flüssig und oftmals ein wenig "blumig". So kommt man gut ins Buch und möchte es nicht so schnell aus der Hand legen.
Die im Buch zu findenden Fotos runden die Geschichte ab und haben mich nicht enttäuscht. Leider bin ich auf der Suche im Internet nach weiteren Bildern der Reise nicht fündig geworden. Da ich selber gerne fotografiere, lasse ich mich von solchen Bildern immer inspirieren. Eindrucksvolle Naturfotos und tolle Porträt-Aufnahmen seiner Reise-Bekanntschaften lassen die Menschen und die Landschaft "lebendiger" erscheinen.
Es handelt sich um einen tollen Bildband und eine einzigartige Geschichte. Die gut 200 festeren Seiten sind in einem "weichen" Einband eingebunden. Texte und Foto sind gut gekleidet. Jedes Kapitel ist noch mal mit einer kurzen Streckenbeschreibung versehen. Die Fotos sind mit einem kurzen erklärenden Text versehen. Was ich bei einigen Büchern bemängelt, gehört hier dazu: ein Leseband.
Einzig die "Inszenierung" des Autors im Klappentext hinterlässt bei mir einen bitteren Nachgeschmack. Muss man ein Buch immer mit der Bekanntheit des Autors bewerben? Oder liegt es auch daran, dass der Autor dies bewusst als Voraussetzung mit "einfordert" Und natürlich bleibt auch in der "Danksagung" die Nennung der Unterstützer nicht aus. Und so erfährt der Leser zum Beispiel, dass Jens Steingässer kein "Null-Acht-Fünfzehn" Faltrad von der Stange fährt, sondern eine "aufgemotzte" Spezial-Edition. Auch die Nennung der übrigen Ausrüster kommt dabei nicht zu kurz. Aus diesen Gründen mag ich dem Buch auch nicht die volle Bewertung geben.