Cover-Bild Abschlussball
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 312
  • Ersterscheinung: 09.06.2017
  • ISBN: 9783423281164
Jess Jochimsen

Abschlussball

Roman

Über Musik, letzte Lieder und die Improvisation des Lebens

»Noch die traurigste Musik tröstet: Du bist nicht allein. Einer ist da, der sie spielt.« Bov Bjerg über ›Abschlussball‹

»Eine leuchtende Geschichte vom Altwerden und Jungsein, vom Spiel und vom Ernst und von der Suche nach einem eigenen Ton.« Annette Pehnt

Für Marten ist der Friedhof der richtige Ort: Friedhöfe sind ruhig, gut ausgeschildert und bieten ausreichend Schatten. Schon als Kind hat er die Befürchtung, nicht in diese Welt zu passen – und als sich die Möglichkeit auf ein Dasein frei von Unwägbarkeiten bietet, greift er zu: Er wird Beerdigungstrompeter auf dem Nordfriedhof in München und spielt den Toten das letzte Lied. Als Marten die Bankkarte seines soeben zu Grabe getragenen Klassenkameraden Wilhelm findet, beginnt eine groteske Irrfahrt. Ohne eigenes Zutun wird er in einen Strudel merkwürdiger Ereignisse  gezogen und lernt all das kennen, wovon er sich Zeit seines Lebens so mühsam ferngehalten hat: andere Menschen, Geld, Abenteuer, die Liebe.

Ein komischer und anrührender Roman über einen wundersamen Lebensverweigerer, der binnen eines Sommers das Abenteuer seines Lebens besteht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.10.2017

Begeistert mich restlos

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Marten ist Friedhofsmusikant. Er trompetet bei Beerdigungen und kann sich im Grunde nichts Schöneres vorstellen. Um die zwanzig hat er bereits eine Ausbildung als Bibliothekar und ein „Standardleben“ hinter ...

Marten ist Friedhofsmusikant. Er trompetet bei Beerdigungen und kann sich im Grunde nichts Schöneres vorstellen. Um die zwanzig hat er bereits eine Ausbildung als Bibliothekar und ein „Standardleben“ hinter sich, dem er entflohen ist. Eigentlich könnte alles immer so weiter gehen, wäre da nicht die Beerdigung eines ehemaligen Mitschülers, ein Haufen Geld und eine Unruhe, die ihn nicht so schnell loslässt.
Abschlussball ist ein moderner Entwicklungsroman par excellence. Nach einem Einstieg rekapituliert Marten seine Kindheit und Jugend. Gleichzeitig ist es genau der Gegenentwurf zu einem Entwicklungsroman, denn damals schon fühlte er sich schrecklich alt. Schwermut, Nachdenklichkeit, der Wunsch, Nichts zu tun, wirklich nichts. Er hat Gelenkschmerzen, graue Haare, die Physiologie gleicht sich seiner „alten“ Seele an. Und ja, natürlich steckt da viel dahinter. Schnell wird klar, dass Marten depressiv ist. Er hat Zusammenbrüche, bräuchte Hilfe, alles drum und dran.
Der Leser muss aufmerksam sein, um das zu entschlüsseln. Marten ist sehr introvertiert, er erzählt die Geschichte und blickt ganz anders auf sich, als sein Umfeld das zwischen den Zeilen tut. Während er die Musik als Mittel des Ausdrucks und Verbundenheit zu seiner Mutter nutzt, sich seine Welt in Improvisationen versucht zu erspielen, gibt es nur wenige echte Verbindungen in seinem Leben. Seine Schwester, die eben da ist, sein Vater, der langsam verschwindet.
Jess Jochimsen zeigt einen ungewöhnlichen Helden, der dadurch besticht, dass er gar kein Held sein will. Als Marten Bücher „entdeckt“ verliert er sich in den Geschichten, weil er gar keine eigenen Abenteuer erleben will. Keinen Wundert es mehr, als ihn, dass er durch den Tod des ehemaligen Mitschülers so durchgerüttelt wird. Vielleicht auch, weil Marten zuletzt ihre Verbindung sieht. Wilhelm, in der Schule das Gegenteil von Marten, beliebt, gute Noten, überall dabei – und plötzlich verschwunden. Dass es eine andere Art, eine andre Ausprägung des gleichen Übels ist, wird nie benannt, es ist eine der Feinheiten des Romans.
Eine winzige Handlung ist es dann, die Marten mitreißt. Weil er hofft, dass Wilhelms Geschichte anders verlaufen ist, aber auch, weil er insgeheim immer wieder auf seine eigene schielt. Dass der Leser auch das nicht vor den Latz geknallt bekommt, sondern selbst erlesen muss, ist für mich ein weiterer Pluspunkt. Es steht alles da, wir müssen es nur erkennen. Die vielen Anspielungen, von Romanen über Figuren, von Metaphern über Strukturen, haben mich ehrlich restlos begeistert.
Und natürlich der Inhalt selbst. Marten, der sich plötzlich in einem geheimen Keller wiederfindet, der sich verliebt zum ersten Mal jung fühlt, der das erste Mal die Grenzen von München übertritt. Und alles zirkelt immer wieder um seine Erkenntnis, die ihm bevorsteht. Der Leser ahnt es, sieht es kommen, rätselt dennoch. Dass der Roman selbst zyklisch verläuft, ist ein besonderes Schmankerl.
Es gibt Bücher, die mich begeistern, weil sie mich abholen. Solche, die mich faszinieren, weil sie so dicht sind. Bücher, die mich unterhalten, zum Lachen bringen, zum Nachdenken, zum Nicken. Sehr wenige schaffen das alles auf einmal. Jess Jochimsens Abschlussball gehört definitiv dazu!

Veröffentlicht am 13.07.2017

Abschlussball

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Marten, ewiger Außenseiter ohne nennenswerte soziale Kontakte, sieht in seinem Leben wenig bis gar keinen Sinn. Erst nachdem er, bedingt durch seinen Job als Beerdigungstrompeter, seine Zeit vorwiegend ...

Marten, ewiger Außenseiter ohne nennenswerte soziale Kontakte, sieht in seinem Leben wenig bis gar keinen Sinn. Erst nachdem er, bedingt durch seinen Job als Beerdigungstrompeter, seine Zeit vorwiegend auf dem Friedhof verbringen kann, beginnt er langsam zu sich zu finden. Zwischen den vielen Toten fühlt er sich wohler als je in seinem Leben zuvor. Doch als er nach der Beerdigung eines ehemaligen Klassenkameraden dessen Bankkarte findet, gerät sein wohlgeordnetes Leben aus den Fugen. Er findet keine Ruhe mehr und versucht verzweifelt herauszufinden wer Wilhelm war und was mit ihm geschehen ist.

Fazit
Eine philosophische Auseinandersetzung mit dem Leben, seinem Sinn und dem Tod, die ohne pathetisch zu werden, viele Denkanstöße gibt.