Cover-Bild Im Hause Longbourn
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10,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Penguin
  • Themenbereich: Belletristik - Liebesroman: historisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 448
  • Ersterscheinung: 11.10.2016
  • ISBN: 9783328100270
Jo Baker

Im Hause Longbourn

Roman
Anne Rademacher (Übersetzer)

Ein Millionenpublikum liebt Jane Austens Stolz und Vorurteil. Doch keiner weiß, was sich in Küche und Stall des Hauses Longbourn abspielt: Hier müht sich die junge Sarah mit Wäsche und Töpfen ab, immer noch hoffend, dass das Leben mehr für sie bereithält. Ist die Ankunft des neuen Butlers James ein Zeichen? Während Elizabeth und Mr. Darcy von einem Missverständnis ins nächste stolpern, nimmt in Longbourn noch ein anderes Liebesdrama seinen Lauf – denn James hütet ein großes Geheimnis.

Jo Baker erzählt Jane Austens bekanntesten Roman neu: aus Sicht der Dienstboten. Und zeigt, dass deren Dramen jenen der Herrschaften in nichts nachstehen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2019

Eine wunderbare Reise nach Longbourn und in die Zeit der Regency-Ära

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Ein Millionenpublikum liebt Jane Austens Stolz und Vorurteil. Doch keiner weiß, was sich in Küche und Stall des Hauses Longbourn abspielt: Hier müht sich die junge Sarah mit Wäsche und Töpfen ab, immer ...

Ein Millionenpublikum liebt Jane Austens Stolz und Vorurteil. Doch keiner weiß, was sich in Küche und Stall des Hauses Longbourn abspielt: Hier müht sich die junge Sarah mit Wäsche und Töpfen ab, immer noch hoffend, dass das Leben mehr für sie bereithält. Ist die Ankunft des neuen Butlers James ein Zeichen? Während Elizabeth und Mr. Darcy von einem Missverständnis ins nächste stolpern, nimmt in Longbourn noch ein anderes Liebesdrama seinen Lauf – denn James hütet ein großes Geheimnis. Jo Baker erzählt Jane Austens bekanntesten Roman neu: aus Sicht der Dienstboten. Und zeigt, dass deren Dramen jenen der Herrschaften in nichts nachstehen...(Klappentext)

☙☙☙☙☙

"Die ersten Aufgaben des Tages: Holz und Wasser holen, die Feuerstellen ausfegen und die Herdplatte schwärzen, danach Ruß und Schwärze von den Händen schrubben, damit sie sauber für die eigentliche Arbeit des Tages waren. Draußen wartete der eisige Pumpenschwengel auf Sarah. Lieber noch hätte sie glühende Kohlen aus dem Feuer geholt."
(S. 51)


Wer Jane Austens "Stolz und Vorurteil" kennt, dem ist auch das Haus Longbourn wohl bekannt. Doch in dem vorliegenden Buch stehen nicht die Bennets im Mittelpunkt, sondern deren Personal. Man darf sich also keine zweite Version von "Stolz und Vorurteil" im Stile von Jane Austen erwarten, sondern begibt sich Downstairs und schaut dem Personal über die Schultern, vor allem über die von Sarah, dem Mädchen für alles.
Während sie sich die Hände wund schrubbt, den Kamin fegt und die Bennets still aus dem Hintergrund bedient, träumt sie von einem aufregenden Leben und fernen Ländern. Als ein neuer junger Hausdiener eingestellt wird, sorgt er gleichzeitig für etwas Abwechslung. Unter all der Schrubberei des dreckigen Saums von Elizabeth und der Leier von Mrs. Bennet über ihre Nerven, passiert nun endlich etwas interessantes. Sarah hat nämlich den Verdacht, dass James ein Geheimnis verbirgt und ist fest entschlossen dieses aufzudecken und nach und nach beginnt sie sich in ihn zu verlieben ohne es selbst zu bemerken, denn es gibt da noch diesen aufregenden und exotischen Diener von Mr. Bingley.

Es wird hauptsächlich aus der Sicht von Sarah erzählt, aber auch in Mrs. Hills und James' Perspektive erhalten wir Einblick. Aufgrund dessen wird schnell klar, dass James wirklich etwas zu verbergen hat und dies nicht nur eine Phantasie von Sarah ist, um endlich etwas Aufregendes zu erleben. Natürlich spinnt sich Sarah wahre Schauergeschichten bezüglich James zusammen, ähnlich wie Catherine in "Northanger Abbey".

Es mag nun etwas merkwürdig klingen, aber genau aufgrund ihrer Naivität mochte ich Sarah, womit wir bei der Charakterzeichnung wären und diese ist der Autorin durchaus gelungen.
Sarah ist eine einfach gestrickte junge Frau, die noch nicht viel vom Leben weiß, es jedoch gerne würde. Sie hat keinerlei Lebenserfahrung, geschweige denn bezüglich Männer und kennt nur das arbeitsreiche Leben einer Dienstmagd, daher ist sie natürlich in gewisser Weise naiv und sieht viele Dinge anders, ist aber auch eine sehr liebenswerte Person, welche im Storyverlauf eine große Entwicklung durchläuft.
Doch auch die Nebencharaktere sind authentisch und gut gezeichnet. Da wäre Mrs. Hill, die gute Seele des Hauses, ihr Mann Mr. Hill, ein schrulliger, alter Mann, für alle grobe Arbeiten zuständig und teilt sich mit seiner Frau ebenfalls ein Geheimnis.
Polly, das aufgeweckte, kleine Dienstmädchen, welches gerne vor sich hin träumt, ihren Kindermund nicht immer im Zaum hat und mich daher so manches Mal schmunzeln ließ. Und natürlich James, der geheimnisvolle Neue, der vor etwas davonzulaufen scheint und sich dadurch regelrecht in die Arbeit stürzt. Im Verlauf der Geschichte erhalten wir auch Einblick in seine Vergangenheit und gleichzeitig in die Sicht eines Soldaten zur Zeit der napoleonischen Kriege.

">>Die schnarchen beide wie die Schweine! Und Mr. Hill ist ein fürchterlicher Knallfurzer.<<
>>Polly!<<
>>Wenn's doch wahr ist! Dem gehen mehr Winde ab als einem Pferd.<<"
(S. 118)


Die Bennets nehmen keinen großen Raum ein und man sieht das Geschehen von "Stolz und Vorurteil" aus dem Blickwinkel des Personals. Aufgrund dessen mögen hier die Charaktere auch anders erscheinen als Jane Austen-Kenner sie aus dem besagten Klassiker kennen. Mr. Collins wird zum Beispiel von Sarah und Mrs. Hill durchaus positiv wahrgenommen, während Wickham sogar ein noch viel größerer Unmensch ist.

Der Schreibstil ist einfach gehalten und flüssig, daher huscht man nur so durch das Buch. Man darf sich also keineswegs einen Schreibstil a la Jane Austen erwarten, was eventuell auch überhaupt nicht zu Sarahs Perspektive passen würde, ist sie doch eine einfache Magd und dies kein Roman einer Schriftstellerin aus der Regency-Zeit.

"Das Leben war so willkürlich und unbeeinflussbar wie das Wetter, und wenn man noch dazu so sehr von den Launen und Bedürfnissen anderer Menschen abhängig war, dann war es ihrer Meinung gar kein richtiges Leben mehr."
(S. 227)


Die kurzen Kapitel begünstigen das flotte Lesen und nur zu oft wird man dazu verleitet zu sagen: "Ach, nur noch ein Kapitel".
Zudem wird jedes Kapitel mit einem Zitat aus "Stolz und Vorurteil" eingeleitet, was nicht nur eine wunderbare Idee ist, sondern man als Jane Austen-Leser erkennt was sich gerade Upstairs abspielt. Zudem hat die Autorin einige Wendungen eingebaut, sodass die Story, trotz der ein oder anderen Länge, interessant bleibt.

Fazit:
Dieser historische Roman beinhaltet viel mehr als eine Liebesgeschichte, welche übrigens alles andere als kitschig daherkommt. Man erhält einen authentischen Blick auf das Leben des Dienstpersonals zur Zeit der Regency-Ära und in das Leben eines einfachen Soldaten. Ich habe diesen Roman innerhalb kürzester Zeit gelesen und habe mich nur zu gern Downstairs von Longbourn aufgehalten, James auf seinem Weg als Soldat begleitet und hinter die Kulissen der Bennets geblickt. Dieses Buch ist natürlich nicht nur für Jane Austen-Liebhaber geeignet, doch vor allem diese werden es lieben wieder zu den Bennets zurückzukehren und Longbourn aus einem ganz anderen Blickwinkel kennenzulernen.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 03.01.2017

Schöne Geschichte

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Ich muss gestehen, dass ich nicht gerade der größte Fan von Jane Austen bin und mit "Stolz und Vorurteil" nie besonders warm geworden bin. Dementsprechend skeptisch war ich auch zunächst bei "Im Hause ...

Ich muss gestehen, dass ich nicht gerade der größte Fan von Jane Austen bin und mit "Stolz und Vorurteil" nie besonders warm geworden bin. Dementsprechend skeptisch war ich auch zunächst bei "Im Hause Longbourn", was jedoch nicht nötig war, denn trotz aller Vergleiche konnte mich das Buch durchaus unterhalten.

Jo Baker hat hier zwar nicht das Rad neu erfunden, allerdings durchaus eine interessante Geschichte erschaffen, die bis auf kleinere Schwächen ganz nett ist. Ich hätte mir zwar gewünscht, dass die Geschichte etwas flüssiger und nicht so langatmig ist, allerdings kann man über die zwischenzeitlichen Längen gut hinwegsehen.

Die Geschichte ist dabei schnell erzählt: Während es in "Stolz und Vorurteil" meist nur um die stellenweise doch sehr ungesunde Liebesgeschichte zwischen Elizabeth und Mr. Darcy geht, geht es in "Im Hause Longbourn" um die Bediensteten, allen voran um das Dienstmädchen Sarah, das mit ihrem Leben unzufrieden ist und gerne mehr daraus machen möchte. Mehr könnte dabei auch zwischen ihr und dem neuen Butler James entstehen, doch dieser hat ein großes Geheimnis, sodass auch diese Geschichte nicht ohne große Dramen auskommen kann.

Dabei sind die Figuren allesamt sehr interessant und vor allem von der Autorin gut gezeichnet, aber nicht immer zwingend sympathisch. Dennoch habe ich die Geschichte rund um Sarah und James gerne gelesen, sodass ich "Im Hause Longbourn" tatsächlich besser als "Stolz und Vorurteil" finde.

Das Cover ist nicht nur schön anzusehen, sondern passt auch sonst sehr gut zur Geschichte. Auch die restliche Buchgestaltung ist mehr als gelungen, denn bei jedem Kapitelanfang gibt es ein Zitat aus "Stolz und Vorurteil". Die Kurzbeschreibung ist ebenfalls gelungen, sodass ich dem Buch trotz Skepsis gerne eine Chance gegeben habe.

Kurz gesagt: "Im Hause Longbourn" ist eine interessante und oftmals dramatische Geschichte, die stets mit "Stolz und Vorurteil" verknüpft ist und mich gut unterhalten konnte. Somit ist diese Geschichte besonders für Fans von Jane Austen ein absolutes Muss.

Veröffentlicht am 11.01.2023

Ein ansprechender, historischer Unterhaltungsroman mit „Stolz und Vorurteil“ & „Downton Abbey“ Flair, der zur Abwechslung die Domestiken in den Fokus rückt, aber in Sachen Charakterentwicklung leider nur an der Oberfläche kratzt.

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Sarah, eine Waise, lebt und arbeitet schon seit geraumer Zeit im Haushalt der Bennets, seit sie einst von Mrs. Hill, aus dem Waisenhaus geholt wurde. Und obwohl Mrs. Hill seit eh und je die oberste Haushälterin ...

Sarah, eine Waise, lebt und arbeitet schon seit geraumer Zeit im Haushalt der Bennets, seit sie einst von Mrs. Hill, aus dem Waisenhaus geholt wurde. Und obwohl Mrs. Hill seit eh und je die oberste Haushälterin im Hause Bennet ist, hat sie durchaus auch ein Ohr für die Sorgen und Nöte ihrer Anvertrauten. Sarah fühlt sich dort zwar gemocht und aufgehoben, doch neigt sie in stillen Momenten auch schon mal dazu, sich vorzustellen, wie es wäre, ein eigenbestimmtes Leben zu führen.

Als die reiche Familie Bingley ganz in die Nähe zieht und die Aufmerksamkeit von Mrs. Bennet und ihren unverheirateten Töchtern erweckt, profitiert auch Sarah davon, denn Mr. Bingley hat einen äußerst attraktiven Diener, der in der nächsten Zeit häufiger zwischen Netherfield Park und Longbourn pendeln wird, um Briefe von seinem Dienstherren zu überbringen. Doch während Bingleys Diener ganz offen um Sarahs Gunst buhlt, weckt doch noch ein anderer Mann ihr Interesse. Der mysteriöse James Smith, der von Mr. Bennet unter anderem als Hausdiener angestellt wurde. Still und äußerst verschlossen geht er seinem Tagewerk nach, ist fleißig und zuvorkommend allen gegenüber. Doch schenkt er Sarah nicht die Aufmerksamkeit, die sie gerne hätte, was sie so gegen ihn aufbringt, dass sie sich vornimmt herauszufinden, welches mögliche Geheimnis er vor allen verbirgt. Ausgerechnet die Besuche des undurchsichtigen Soldaten Mr. Wickham, die unter den Bennetmädchen für helle Begeisterung sorgen, führen im Dienstbotentrakt zu gewissen Spannungen. Und auch die friedliebende Mrs. Hill steht plötzlich zwischen den Fronten, als James von einem auf den anderen Tag verschwindet, denn Mr. Bennet verweigert ihr jegliche Hilfe…

In ihrem historischen Roman „Im Hause Longbourn“ stellt die Autorin Jo Baker die Domestiken der Familie Bennet aus Jane Austens Klassiker „Stolz und Vorurteil“ in den Fokus, was sich für meinen Geschmack zunächst einmal als erfrischende Idee entpuppte. So erfährt der Leser hier zum Beispiel, wie mühselig und aufreibend sich einst ein typischer Waschtag gestaltete, oder wie aufwendig die Herstellung von alltäglichen Dingen wie Seife, damals noch war. Diese Einstreuungen bezüglich des Arbeitsalltags werden informativ erzählt, jedoch stellt die Autorin diese zeitweilig so sehr in den Fokus, dass darunter die Charakterentwicklung und die Handlung ein wenig auf der Strecke bleiben.
Über weite Teile der Erzählung geschieht im Dienstbotentrakt nichts, außer dem Entgegennehmen von Befehlen der Bennets und deren Umsetzung, was ich als ein wenig schade empfinde, da die Figuren allen voran Sarah, James und Mrs. Hill so viel Potential in sich bergen, das hier meiner Meinung nach leider nicht vollkommen ausgeschöpft wurde.

Zwar ist am Erzählstil der Autorin nichts auszusetzen, doch fehlt es der Geschichte meinem Empfinden nach einfach mehr an Lebhaftigkeit. Vielleicht liegt es daran, dass die Figuren untereinander nicht sehr viele Dialoge miteinander führen, oder etwa, dass der Arbeitsalltag alles zwischenmenschliche zur Nebensache macht. Immerhin lässt die Autorin aber doch hier und da Emotionen zwischen ihren Figuren zu- etwa wenn Sarah und James ihre Gefühle füreinander darlegen, Mrs. Hill traurig über ihren verlorenen Sohn nachsinniert oder James seine Vergangenheit Revue passieren lässt. In diesen Momenten empfand ich den Roman auch als atmosphärisch dicht und stark geschrieben, doch leider reichten diese wenigen Romanpassagen für mich nicht aus, um mehr in diesem Roman sehen zu können, als „nette Unterhaltungslektüre“.

Sehr positiv fand ich das Timing bzw. wie die Autorin die Geschichte von Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ ihrem Roman zeitlich anpasste. So hat man als Leser das Gefühl, man bekomme beim Lesen hier sämtliche Ereignisse, die sich während Elizabeth und Jane etwa in Mr. Darcy und Mr. Bingley verliebten, im Hintergrund abspielten, nachträglich dargeboten.
Jo Bakers Roman rundet ausgerechnet die Charaktere der Bennets (auch wenn diese hier lediglich als Nebenfiguren in Erscheinung treten) zusätzlich ab, denn durch gewisse Einfälle, die die Autorin in ihrem Roman einfließen lässt, treten sogleich die Charakterstärken als auch die Schwächen der Bennets mehr zu Tage. Dies gilt auch übrigens für die Figur des Wickham.

Zugegeben, man muss Jane Austens Roman nicht unbedingt gelesen haben, wenn man sich „Im Hause Longbourn“ zu Gemüte führen möchte, doch ehrlich gesagt sähe ich persönlich keinen Sinn darin, ohne Vorwissen zu diesem Buch zu greifen. Trotz meiner Kritikpunkte ist es ein eingängiger historischer Schmöker, der Unterhaltungswert besitzt, wenn ich auch Austens Witz beim Lesen schmerzlich vermisst habe.

Kurz gefasst: Ein ansprechender, historischer Unterhaltungsroman mit „Stolz und Vorurteil“ & „Downton Abbey“ Flair, der zur Abwechslung die Domestiken in den Fokus rückt, aber in Sachen Charakterentwicklung leider nur an der Oberfläche kratzt.

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