An der Schwelle des Erwachens

Träume und Gedanken. Joachim Werneburg führt seit Jahrzehnten ein Arbeitsjournal, daraus sind die vorliegenden Fragmente entnommen. Sie sind nicht mit Blick auf eine Einheit entstanden, besitzen oft die scharfen Kanten von Brocken, die sich nicht aneinanderfügen lassen. Der Leser gelangt durch einen Sprung aber leicht von dem einen zum anderen. Es handelt sich um Bedeutungsinseln. Die Intervalle zwischen ihnen zeigen, neben ihrer Pluralität, auch eine organische Anordnung auf. Die Texte sind nach ihrer Entstehungszeit aneinandergefügt.

Dichtungen, die Werneburg in dieser Zeit verfaßte, spiegeln sich in den Träumen und Überlegungen wider. Themen zum Alten Ägypten, Griechenland oder Indien, auch der thüringischen Heimatregion, spielen eine Rolle. Dazu kommen Reflexionen über die poetische Verfahrensweise, es zeigen sich Parallelen zur Alchemie.

Manche Fragmente scheinen wie Meteoritenstücke aus einem unbekannten Himmel losgelöst zu sein, das zeigt sich besonders bei den unmittelbaren Natureindrücken. Sie kontrastieren oft zur langjährigen Tätigkeit des Ingenieurs J. W. in einer Thüringer Umweltbehörde. Er wirkte so auch in der Region des Traumes, selbst noch auf anderen Planeten. Was ist überhaupt ein Traum, wie lassen sich Bilder aus dem Unbewußten ans Tageslicht bringen? Dazu gibt es Hinweise.

Mit Blick auf die Allmacht destruktiver Mächte in der heutigen Welt verweist Werneburg auf das Buch der Wandlungen (I Ging), das chinesische Weissagebuch. Darin ist zum zwölften Hexagramm von der „Stockung“ zu lesen: „Der Stillstand dauert nicht ewig. Allerdings hört er nicht von selber auf, sondern es bedarf des rechten Mannes, um ihm ein Ende zu bereiten.“