Cover-Bild Thüringer Meer
Band der Reihe "Das Werk Walter Werneburgs"
13,50
inkl. MwSt
  • Verlag: Scidinge Hall Verlag
  • Themenbereich: Kunst
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 124
  • Ersterscheinung: 2012
  • ISBN: 9783905923100
Joachim Werneburg

Thüringer Meer

Gedichte 1977-1989
Joachim Werneburg (*1953 in Erfurt / Thüringen). Nachbemerkung: Die Gedichte dieses Bandes aus den Jahren 1977 bis 1988 enthalten eine Mythologie Thüringens für Geologie, Pflanzen- und Tierwelt. Die Exkursionen führen in die Frühgeschichte dieses Landstrichs, den schöpferischen Konflikt mit westlichen Eroberern (Merowinger) und slawischen Einwanderern (Wenden).

Vor Jahrmillionen, sagen heute die Geologen, soll es in Thüringen ein Meer gegeben haben. Doch wie Ludwig Bechstein in den „Sagen aus Thüringens Frühzeit“ (1836) mitteilt, habe man schon vor Jahrhunderten auf dem Gebiet des Thüringer Flachlands ein schiffbares Meer für möglich gehalten, aus welchem nur der Inselsberg hervorragte. Das Erfurt der Legenden erscheint denn auch wie eine versunkene Stadt.

Was also mag die Dichterin Sidonia Hedwig Zäunemann (1711 - 1740) empfunden haben, als sie in ein Bergwerk bei Ilmenau hinabstieg und dabei auf die Sedimente eines urzeitlichen Meeres stieß? Dies wird in der Dichtung „Kupferberg“ angedeutet. Die Ablagerungen der Erdrinde scheinen den Schichtungen der menschlichen Psyche zu entsprechen. Versteinerte Tiere und Pflanzen reden den Besucher an.

Man braucht nicht immer so tief in die Erdschichten steigen. Nahe der Oberfläche liegen die Zeugen der vorchristlichen Kultur Thüringens. Archäologen finden diese, der Dichter deutet sie („Die Rabenfibel“). Ein Lichtstrahl fällt auf den Bernstein mit den Namenszügen Hahwar und Ida. Die Geister des heidnischen Thüringer Königreichs werden geweckt und berichten von dessen Untergang im Jahr 531. Dem Gedichtband sind 14 Farbgraphiken von Walter Werneburg (1922 - 1999), dem Vater des Autors, beigegeben, expressiv und mit Elementen des Germanischen Tierstils ist darin die frühgeschichtliche Welt gestaltet.

Bilder des Merowingerreiches, das einst über Thüringen siegte, ruft das Gespräch des spätrömischen Dichters Venantius Fortunatus (ca. 530 - 609) mit der Heiligen Radegundis (ca. 520 - 587) herauf, dabei kommt auch die gar gekochte Landschaft, ein Berg aus Fleisch und Zuckererbsen im Tal des Tellers, nicht zu kurz.

Aus Überlieferungen altslawischer Religion sind die „Slawischen Tänze“ gestaltet. Die gestrenge Mittagsfrau examiniert den Herzog Radulf († nach 642) des bereits christianisierten Thüringens, dabei kann er nur mit Mühe seinen Kopf retten.

Die „Minnesprüche“ nach Motiven der Lieder Heinrichs von Morungen († um 1220) führen ins Hohe Mittelalter. Das weiße Licht reiner Minne wird gebrochen in die sinnenfrohe Farbigkeit einer Gedichtfolge.

Johannes Babel, fahrender Poet zu Erfurt, wendet sich Ende des 15. Jahrhunderts gegen die abgerundete, theologische Philosophie seiner Zeit (Dichtung „Babel“). Damit bereitet er den Humanistenkreis um Eobanus Hessus vor. Dieser Gelehrte arbeitet im Jahr 1521 an den Nachrichtungen der Idyllen Theokrits, während das aufgebrachte Volk die Kirchen stürmt.

Im Text „Widukind“ spiegeln sich die Verhältnisse am barocken Fürstenhof zu Rudolstadt wider, Furien und Parzen dirigieren ein Maskenspiel. Der Held gewinnt für Kaiser Karl eine Schlacht gegen Sarazenen, doch die Siegesnachricht wird durch die intrigierende Partei verfälscht …

Letztlich ist der Band „Thüringer Meer“ das Denkmal einer Existenz im kleindeutschen Mauerstaat DDR. Dessen Zeitgeist wird in einigen Epigrammen und Odenstrophen kritisch reflektiert. Tiefe der Gedanken war - bis auf den Meeresgrund - möglich. Dies Land wurde als Zeittunnel erfahren, die mythische Vergangenheit zeitgenössisch erlebt. Dagegen verblaßten verklärte Gegenwart und hehre Zukunftsvisionen zu etwas längst Vergangenem. So war es leicht, einen distanzierten, spielerischen Umgang mit den Ereignissen zu erlernen, ganz gleich aus welcher Zeit.

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