Cover-Bild Blaue Stunden
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 09.08.2013
  • ISBN: 9783548611532
Joan Didion

Blaue Stunden

Antje Rávik Strubel (Übersetzer)

„In manchen Breitengraden gibt es vor der Sommersonnenwende und danach eine Zeitspanne, nur wenige Wochen, in der die Dämmerungen lang und blau werden. Während der blauen Stunden glaubt man, der Tag wird nie enden. Wenn die Zeit der blauen Stunden sich dem Ende nähert (und das wird sie, sie endet), erlebt man ein Frösteln, eine Vorahnung der Krankheit: das blaue Licht verschwindet, die Tage werden schon kürzer, der Sommer ist vorbei.“

Eine sehr persönliche Bilanz der großen amerikanischen Autorin und ein ehrliches Buch über Tod und Vergänglichkeit, Erinnerung und Alter, über das, was wir verlieren, und das, was bleibt.

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Lesejury-Facts

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Veröffentlicht am 27.09.2020

Mehr Wut als Trauer

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Joan Didions geliebter Ehemann verstarb 2003 völlig überraschend und keine zwei Jahre später musste sie ihre Adoptivtochter Quintana Roo mit nur 39 Jahren zu Grabe tragen. In ‚Blaue Stunden‘ erzählt sie ...

Joan Didions geliebter Ehemann verstarb 2003 völlig überraschend und keine zwei Jahre später musste sie ihre Adoptivtochter Quintana Roo mit nur 39 Jahren zu Grabe tragen. In ‚Blaue Stunden‘ erzählt sie von der Zeit danach, von den Fragen die sie sich stellte, den Gedanken, aber auch von den Erinnerungen an ihre Tochter. Doch es ist nicht nur der Schmerz über den erlittenen Verlust über den sie berichtet, sondern auch die Feststellung, dass sie nicht nur älter, sondern alt wird.

Alt werden und sterben – die Meisten schweigen lieber über diese Themen, obwohl sie zu den wenigen Dingen im Leben gehören, die zweifelsfrei eintreffen werden. Wäre es also nicht sinnvoll, sich schon frühzeitig damit auseinanderzusetzen, um möglichst gut damit klar zu kommen, wenn der Fall eintritt? Joan Didion hat sich bereits mit dem Tod ihres Mannes literarisch auseinandergesetzt und nun ist es der Tod ihrer Tochter und ihr eigenes Altwerden. Doch statt, wie zumindest von mir erwartet, ein besonnenes und vielleicht schmerzerfülltes Ringen um Worte fand ich eine beinahe wütende und verletzte Autorin jener Zeit vor, die mit sich und dem Lauf der Dinge hadert.

Natürlich hadert man mit dem Tod des eigenen Kindes, keine Frage! Aber warum mit dem eigenen Altwerden? Ja, die Kräfte lassen nach, Krankheiten nehmen zu und der Tod ist keine ferne Erscheinung mehr. Es ist der Lauf der Dinge, der nicht zu ändern ist. Doch es scheint für eine erfolgreiche, schöne Frau wie Joan Didion schwer zu akzeptieren zu sein, dass auch sie nicht von diesem Prozess verschont bleibt.

" Eigentlich habe ich mein ganzes Leben bis heute nicht ernsthaft daran geglaubt, dass ich alt werden würde."

"Ich will den Notfall noch nicht einmal in Erwägung ziehen. Notfall, glaube ich noch immer, ist das, was jemand anderem passiert."

Weil mich Manches in diesem Buch gestört hat (dieses ständige Namedropping beispielsweise), habe ich noch ein paar weitere Artikel über Joan Didion und ihre Familie gelesen. Fakt ist, sie hat bis zum Tod ihres Mannes ein bemerkenswert privilegiertes Leben ohne größere Dramen geführt, was sie auch offen anspricht. Doch trotz dieses Bewusstseins scheint sie jeden Schicksalsschlag als persönliche Kränkung zu empfinden. Kaum eine Spur von Dankbarkeit für das, was ihr bisher vergönnt war – was wohl mehr war und auch noch ist, als die meisten Menschen je erreichen können. Auch ihr selbstkritisches Denken über die Zeit mit ihrer Tochter Quintana Roo hinterlässt einen faden Nachgeschmack: Offensichtlich war diese seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten schwer alkoholkrank, was letztendlich zum Tod führte. Doch darüber verliert Joan Didion kaum ein Wort, statt dessen gibt es beschönigende Worte zum vielleicht allzu lockeren Umgang mit Alkohol.

"Alkohol mag als Medizin gegen Deprimiertheit seine Mängel haben, aber niemand hat je auch nur angedeutet – fragen Sie jeden Arzt -, dass er nicht das wirksamste bekannte Mittel gegen Beunruhigung ist."

Es ist mein erstes Buch von dieser Autorin gewesen und leider habe ich keinen allzu guten Eindruck von ihr. Ja, sie hat einen besonderen, eigenwilligen Schreibstil mit bemerkenswert guten Gedanken, aber als Persönlichkeit wirkt sie auf mich recht selbstherrlich und ohne jede Spur von Demut. Schade für sie, denn vermutlich werden ihre letzten Jahre so keine guten werden.

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