Ein emotionales und spannendes Buch!
Inhalt
Jacob ist 18 Jahre und Autist. Ihm wird die Diagnose Asperger-Syndrom zugeschrieben. Sein Alltag wird von Strukturen und Regeln bestimmt, während soziale Kontakte und emotionales Verhalten in den ...
Inhalt
Jacob ist 18 Jahre und Autist. Ihm wird die Diagnose Asperger-Syndrom zugeschrieben. Sein Alltag wird von Strukturen und Regeln bestimmt, während soziale Kontakte und emotionales Verhalten in den Hintergrund rücken. Für Jacob gelten andere Regeln sowohl in der Schule als auch im Haushalt. Freitags werden nur blaue Lebensmittel gegessen, am Dienstag nur rote Speisen und am Donnerstag ist auf dem Teller alles braun. Orange mag Jacob gar nicht, genauso wenig wie offene Haare und Berührungen. Wenn etwas nicht seinen Gewohnheiten entspricht, so ist er in seinem Körper gefangen. Er befindet sich dann in einem leeren schwarzen Raum, aus dem er nur heraus kommt, wenn seine Mutter ihn beruhigt. Jacob weist in solchen Situationen autoaggressives Verhalten auf und schreit. Mit einem ganz speziellen Lied lässt er sich dann meistens beruhigen. Doch gelten für Jacob auch andere Regeln vor Gericht? Denn dort steht er nun und muss seine Unschuld beweisen. Alle Hinweise deuten daraufhin, dass Jacob seine Tutorin ermordet habe. Nur Jacob weiß, was an diesem Nachmittag wirklich passiert ist. Ist Jacob unschuldig, kann sein Anwalt ihn vor den Geschworenen als geistig beeinträchtigt darstellen oder ist er das sogar?
Beschreibung
Bei diesem Buch handelt es sich um ein Buch von Jodi Picoult, welches schon seit einiger Zeit auf meinem SuB lag. Was mich abgeschreckt hat war in erster Linie die dicke des Buches (681 Seiten) und die recht kleine Schrift und das obwohl ich bereits einige Bücher und Hörbücher von Jodi Picoult verschlungen habe und bislang immer sehr begeistert war. Jodi Picoult zeichnet sich durch ihren tollen Schreibstil aus und die einzigartigen Handlungen, die den Leser ständig zum Nachdenken anregen und einen nicht mehr loslassen. Ihre Geschichten gehen unter die Haut und ganz tief ins Herz.
Auch „in den Augen der Anderen“ hat mich nicht enttäuscht und die etwa 681 Seiten gingen wie im Fluge vorüber. Dies liegt einerseits an der wunderbar überlegten Handlung von Jodi Picoult, andererseits an ihrem Schreibstil und den unterschiedlichen Charakteren, die hier thematisiert werden und eigene Kapitel erhalten.
Nachdem man Jacob und seine Familie kennengelernt, geht die eigentliche Handlung auch schnell los. Ähnlich wie Jacobs Eltern weiß auch der Leser nicht, weshalb Jess umgekommen ist, ob Jacob sie umgebracht hat oder nicht. Das spannende daran ist, dass man im Gegensatz zu Jacobs Mutter, seinem Anwalt und auch den Ermittlern, bereits weiß, dass Theo irgendwas mit dem Tod von Jess zu tun hat oder zumindest genaueres darüber weiß. So hat man als Leser das Gefühl, dass man einigen Personen etwas voraus ist. Der Autorin gelingt es allerdings wirklich gut, auch den Leser immer wieder zweifeln zu lassen und ehrlich gesagt habe ich mich gegen Ende des Buches damit abgefunden, dass Jacob wohl der Täter ist, was für mich total frustrierend war. Denn obwohl Jacob mit all seinen Macken vielleicht auch etwas anstrengend sein mag, gehört es dennoch zu seinem Asperger-Syndrom und macht ihn aus und liebenswert. Ich hatte das Gefühl, dass ich Jacob so gut kennengelernt habe und er mir unheimlich nahe stand. All die Jahre, die seine Mutter Emma mit ihm verbracht hat, all die Erfahrungen, die sie mit Jacob gemacht hat, habe ich innerhalb von ein paar Stunden erfahren können und fühlte sich an, als hätte ich diese vielen Jahre mit Jacob und seiner Familie gemeinsam verbracht. Und obwohl Jacob immer sagt, dass er keine Freunde hat, so hatte ich doch das Gefühl, dass viele mit ihm befreundet waren. Denn insbesondere bei seinen neuen Bekanntschaften stößt er unmittelbar auch Sympathie. Selbst Rich Matson geht auf Jacob ein und spricht sehr freundschaftlich mit ihm. Auch Oliver sein Anwalt hat schnell einen Draht zu Jacob. Denn mit seinem Charme und seiner unermüdlichen Ehrlichkeit, gelingt es Jacob doch immer wieder alle von sich zu überzeugen. Gleichzeitig wird dem Leser natürlich auch die anstrengenden Seiten vor Augen geführt und man erfährt medizinische Details und Eindrücke, die einem die Welt eines Autisten erkennen lassen. So waren auch die Kapitel um Jacob super interessant, da man hier einen Eindruck davon gewinnen konnte, wie Jacobs Denk- und Handlungsweisen sind.
Auch die Denk- und Handlungsweisen von Jacobs Mitmenschen werden einem näher gebracht. Und das alles auch eine so authentische und herzliche Weise, dass ich zu keiner Zeit etwas in Frage gestellt habe. Wir lernen quasi den gesamten Alltag on Jacob kennen. Die unendliche Liebe von Emma zu ihrem Sohn, die Liebe von Theo zu seinem älteren Bruder die durch die ständige Aufmerksamkeit, die Jacob zu kommt, etwas gedämmt sein mag.
Der Prozess nimmt einen großen Platz in diesem Buch ein und steht mit seinen Nebenhandlungen im Fokus. Ich fand den Prozess zwar total interessant und unheimlich real, allerdings hatte dieser auch einige Längen. Dies ist tatsächlich mein einziger Minuspunkt, was das Buch anbelangt. Ansonsten hat es für mich alles erfüllt, was es zu einem Buch braucht. Naja, bis auf das Cover vielleicht noch. Ich kann hier nicht wirklich einen Zusammenhang finden, aber viel wichtiger ist ja auch der Inhalt des Buches.
Fazit
Mich hat dieses Buch sehr beeindruckt und mir erneut aufgezeigt, dass Jodi Picoult eine wirklich tolle Autorin hat und keinesfalls nur Unterhaltungsromane schreibt, sondern Romane, die zu jederzeit eine Message übermitteln, zum Nachdenken anregen und den Leser auch nach dem Auslesen des Buches nicht mehr los lässt. Dieses Buch ist spannend, emotional, interessant und informativ. Von mir gibt es 4,5 Sterne, da sich die Handlung für mich an einigen Stellen in die Länge gezogen hat.