Familiengeschichte in den finnischen Schären
Johan Bargums Nachsommer wurde erstmals 1993 veröffentlicht. Der Dumont-Verlag hat das Buch 2018 neu aufgelegt. In dem Familienroman geht es um die Brüder Olof und Carl, die ein gestörtes Verhältnis zueinander ...
Johan Bargums Nachsommer wurde erstmals 1993 veröffentlicht. Der Dumont-Verlag hat das Buch 2018 neu aufgelegt. In dem Familienroman geht es um die Brüder Olof und Carl, die ein gestörtes Verhältnis zueinander haben. Als die Mutter beider im Sterben liegt, treffen sie nach langem aufeinander.
Olof und Carl könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Olof allein in seinem Heimatort lebt und die kranke Mutter betreut, ist Carl vor vielen Jahren mit seiner Frau Karla in die USA ausgewandert. Dort leben sie mit ihren Söhnen und haben den Kontakt zu Carls Mutter und Bruder nahezu abgebrochen. Als aber die Mutter der von Olof und Carl auf dem Sterbebett liegt, reist Carl auf das Bitten seines Bruders hin widerwillig mit seiner Familien an.
Die Handlung spielt im Spätsommer in den südfinnischen Schären. Im familieneignen Landhaus treffen Carl und Olof nach vielen Jahren aufeinander. Die Rivalität beider ist durchweg spürbar und auch Karla, Carls Ehefrau, scheint dabei eine Rolle zu spielen. Die Position des Lieblingssohnes scheint Carl durch seine Auswanderung in die USA bei seiner Mutter eingebüßt zu haben. Olof fühlte sich immer im Schatten seines Bruders und versucht sich im Laufe der Geschichte aus diesem zu lösen.
Es ist ein kurzes, aber sehr beeindruckendes und prägnantes Buch. Das Setting ist gut gewählt, die familiären Spannungen werden schnell deutlich. Die Fehler und Versäumnisse vergangener Tage spielen eine entscheidende Rolle und verlangen danach, aufgearbeitet zu werden. Die immer brüchiger werdende Atmosphäre spitzt sich leise aber stetig zu, sodass der Leser mittendrin ist im brüderlichen Zwist. Die Geschichte kommt gänzlich ohne Lärm und Gezeter aus und macht dennoch klar, wie zerrissen die Figuren sind.
Nachsommer überzeugt durch seinen klugen und feinen Schreibstil, seine Leichtigkeit und Melancholie. Es gelingt Bargum, auf nur 144 Seiten, alle wichtigen Aspekte des Lebens zu vereinen.