Cover-Bild Der Sasanidische Archetypus
32,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Reichert, L
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 100
  • Ersterscheinung: 06.04.1990
  • ISBN: 9783882264708
Johanna Narten, Karl Hoffmann

Der Sasanidische Archetypus

Untersuchungen zu Schreibung und Lautgestalt des Avestischen
Die heiligen Schriften der Zarathustra-Anhänger, das Avesta, geht in seinen wesentlichen Bestandteilen wohl auf die erste Hälfte des ersten Jahrtausends v. Chr. zurück. Die Handschriften, in denen das Avesta aufgezeichnet ist, stammen dagegen aus dem späten Mittelalter (um 1300) und reichen bis in die Neuzeit. Sie sind in einer eigenen Schrift geschrieben und enthalten in auffälliger Fülle Varianten, Verderbnisse und Absonderlichkeiten, die häufig das Verständnis erschweren. Die Avesta-Schrift ist jedoch wesentlich älter als die ältesten Handschriften. Sie wurde vielleicht um 400 n.Chr., also zur Zeit der Sasanidenherrschaft im Iran, ausgebildet. Mit ihrem reichhaltigen Zeicheninventar wurde sie offensichtlich zu dem Zweck geschaffen, die jahrhundertelang mündlich tradierten Texte in ihrer inzwischen erreichten Lautgestalt so genau wie möglich aufzeichnen zu können. Die Erstaufzeichnung in Avesta-Schrift dürfte nur wenig später als die Schrifterfindung erfolgt sein, als Bezeichnung bietet sich hierfür „Sasanidischer Archetypus“ an. Durch die Rekonstruktion des Sasanidischen Archetypus, auf den letztlich die gesamte schriftliche Überlieferung des Avesta zurückgeht, lässt sich nun eine große Zahl der seltsamen und falschen Schreibungen, die die Beurteilung vieler sprachlicher und mithin auch inhaltlicher Gegebenheiten problematisch machen, erklären. Andererseits bildet der Sasanidische Archetypus das Bindeglied zwischen der handschriftlichen Überlieferung des 2. Jahrtausends n. Chr. und der Sprache der Textverfasser aus dem 1. Jahrtausend v. Chr. Das Avesta hat in seiner langen Überlieferung viele Etappen durchlaufen, die ihre unterschiedlichen Spuren im Text hinterlassen haben. Die Zwischenstufe des Sasanidischen Archetypus ermöglicht es weitgehend, den Ablauf der Entwicklung nachzuzeichnen, d.h. Lücken in der Geschichte des Avestischen und der Avesta-Überlieferung auszufüllen und die sprachliche Richtigkeit des Textes wiederherzustellen.

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