Die Gebirgsbahn zwischen Lippstadt und Warstein

Dieser Bildband möchte Lust machen auf eine reizvolle Region, auf eine grandiose Eisenbahnstrecke und auf Spaß am Fotografieren. Wer mit dem Auto zwischen Lippstadt und Warstein unterwegs ist, kennt die Westfälische Landes-Eisenbahn eher als Verkehrshindernis. Sie hat aber viel mehr zu bieten: die Einheimischen reden vom Westfälischen
Semmering!

Diese Gebirgsstrecke über den Haarstrang verbindet die Bördelandschaft im Raum Soest/Lippstadt mit dem Möhnetal und dem Naturpark Arnsberger Wald. Der Bahnverkehr mit seinen Bier-, Kalkstein- und Holzzügen ist nicht weniger spektakulär als die Landschaft. Man kann das mit außergewöhnlichen Fotos belegen. Wir gehen einen Schritt weiter. Wir wollen diesen Motiven nachspüren, sie nachempfinden um sie vielleicht ganz anders nachmachen zu können. Dabei kann jeder Besucher jedes Motiv neu interpretieren. Wetter, Jahreszeiten, die Bestellung der Felder und die Zusammensetzung der Züge sind einem ständigen Wechsel unterzogen. Wer auf dem Haarstrang steht, wird jeden Tag anders erleben. Mal ist die Fernsicht so gut, dass man bis zumTeutoburger Wald und zum Ruhrgebiet schauen kann, mal hängen die Wolken so tief,
dass die Flügel der Windräder kaum noch zu sehen sind. Was sich weit unten im Tal tut, könnte dann auch auf einer Modelleisenbahn stattfinden.
Der Schienenstrang über den Haarstrang hat beinahe etwas Künstlerisches. Das stählerne Band zeichnet Linien in die Landschaft, die Züge erinnern an Schlangen, die Windräder kreisen um gewaltige Wolken, das Wetter sorgt für ein Schauspiel, bei dem Täler und Berge die Kulisse bilden, so wie es sich für ein dramatisches Theater gehört. Mal
stellt die Regie einen Bauern mit Traktor in die Landschaft, mal sind es ganz andere überraschende Accessoires, die für immer neue Bilder sorgen.

Als Eisenbahnfotograf und Naturliebhaber habe ich diese Region schätzen gelernt. Sie bietet Entspannung und Abwechslung zugleich. Selbst bei Regen und Nebel gibt es die vielfältigsten Fotomotive für jeden Geschmack. Aber Vorsicht, es gibt Szenarien, die einen nicht mehr loslassen und an denen man sich über Jahre fotografisch abarbeiten kann. Ich möchte den Betrachter einladen, an diesem Schauspiel teilzunehmen.

Johannes Glöckner