Band
der Reihe "Edition Scientifique"
36,80
€
inkl. MwSt
- Verlag: VVB Laufersweiler Verlag
- Genre: keine Angabe / keine Angabe
- Seitenzahl: 92
- Ersterscheinung: 12.06.2024
- ISBN: 9783835971974
UNTERSUCHUNGEN ZU METHODENDER SCHLAFMAUSFORSCHUNG AM BEISPIEL VONHASELMAUS (MUSCARDINUS AVELLANARIUS) UND GARTENSCHLÄFER (ELIOMYS QUERCINUS)
Vor dem Hintergrund der Bedrohung der biologischen Vielfalt und dem Bedarf an effektiven und tierschutzgerechten Forschungsmethoden bei wenig untersuchten Tierarten, hat die vor¬liegende Arbeit folgende Ziele, die anhand von drei Publikationen erarbeitet werden:
1. Untersuchung des Zusammenhangs zwischen wissenschaftlichem Kenntnisstand und dem Gefährdungsstatus der Schlafmäuse in Europa. Dazu wurde eine Literatur¬über¬sicht erstellt, um zu sehen, zu welchen Arten die meisten Forschungen durch¬ge¬führt wurden und ob die FFH-Richtlinie eine Auswirkung darauf hatte. Die Hypothese lautet, dass die in der FFH-Richtlinie gelisteten Schlafmausarten Gegenstand umfang¬reicher Forschungen waren, während die nicht enthaltenen vernachlässigt wurden.
2. Untersuchung der Präferenz von Haselmäusen für Haselmauskästen oder Niströhren an¬hand eines Auswahlexperiments. Dabei wurde die Hypothese getestet, dass Hasel¬mäuse Nistkästen und Niströhren entsprechend ihres Angebots zufällig nutzen.
3. Entwicklung und praktische Erprobung von Methoden zur Untersuchung, Kenn-zeichnung und Probengewinnung von Gartenschläfern unter Berücksichtigung des Tier¬schutzes und der Verwertbarkeit der gewonnenen Proben.
Publikation 1: Analysiert wurden die auf den internationalen Tagung zu Schlaufmäusen zwischen 1990 und 2017 vorgestellten und in der wissenschaftlichen Literatur seit 1950 ver¬öffentlichten Forschungsergebnisse zu den vier zentraleuropäischen Schlafmausarten. Die Zahl der Präsentationen stieg im Laufe der Zeit für die in der FFH-Richtlinie gelistete Hasel¬maus (N = 200) und den Siebenschläfer (N = 150), während die Zahl der Präsentationen zum Garten¬schläfer (N = 46) bis 2014 zurückgingen und erst 2017 wieder anzusteigen scheinen; beim ebenfalls in der FFH-Richtlinie gelisteten Baumschläfer (N = 67) zeigte sich kein Trend. Die Zahl der veröffentlichten Artikel stieg bei allen Arten außer beim Gartenschläfer an. Dieser Schwerpunkt spiegelt die weite Verbreitung von Hasel¬maus und Sieben¬schläfer wider, passt aber nur schlecht zum Schutzstatus und zur aktuellen Bedrohung und zu den Er¬haltungs¬be¬mühungen für den Gartenschläfer. Die Ergebnisse können als Leit¬faden für die Neu¬be¬wertung künftiger Forschungsprioritäten sowie für die Durch¬führung neuer Monitoring¬projekte und ökologischer Studien dienen.
Publikation 2: In einem zweijährigen Auswahlexperiment wurden zwei Methoden zum Fang und zur Umsiedlung von Haselmäusen miteinander verglichen. Dieser Vergleich dient zum einen der Entscheidungsfindung bei der Methoden¬wahl und zum anderen der Klärung der Frage, welche Rolle die Konkurrenz um sichere Verstecke bei der Habitatwahl der Haselmaus spielt. Während der Anteil von Haselmäusen besetzter Kästen (n=156) bzw. Röhren (n=156) in beiden Jahren stabil blieb (9,3% und 9,6%), war der Anteil der von Apodemus-Mäusen besetzter Kästen bzw. Röhren im zweiten Jahr geringer (26,5% und 0,2%) Im ersten Jahr bevor¬zugten Haselmäuse eindeutig Niströhren gegenüber Nistkästen (p<0,05), im zweiten Jahr war das Gegenteil der Fall (p<0,001). Die Bevorzugung der einen oder anderen Vor¬richtung wurde hauptsächlich durch die Konkurrenz mit Apodemus-Mäusen beeinflusst, die Nist¬kästen gegenüber Niströhren bevorzugten (p<0,001), als sie im ersten Jahr reichlich vorhanden waren. Die Hypothese musste daher ver¬worfen werden, da Hasel¬mäuse Nist¬kästen gegenüber Nist¬röhren bevorzugen, auch wenn die Konkurrenz durch Lang¬schwanz¬mäuse in ein¬zelnen Jahren dazu führen kann, dass Nist¬röhren durch Haselmäuse häufiger genutzt werden als Kästen.
Publikation 3: Angesichts des anhaltenden Rückgangs des Gartenschläfers in weiten Teilen Europas wurden Methoden zum Handling und zur Probennahme an lebenden Tieren dieser Art beschrieben und Daten über genetische Vielfalt, Körpermaße und Parasiten an lebenden Individuen (n = 156) aus Hessen und Rheinland-Pfalz erhoben. Blut wurde unter Isofluran-Sauerstoff-Narkose aus der vorderen Hohlvene bzw. Jugularvene entnommen. Geschlecht, Gewicht, Tibiotarsal- und Schwanzlänge aller Tiere wurden gemessen. Genetische Analysen (n = 64) anhand von Haarproben, Untersuchungen von Mund-, Augen- und Analabstrichen (n = 156) auf Viren und parasitologische Untersuchungen von Kotproben (n = 57) wurden durchgeführt. Die genetische Analyse der mitochondrialen DNA ergab für das Unter¬suchungs¬gebiet drei Haplotypen (WE4, WE4-3, WE5). Die Mikrosatelliten-Analyse zeigte eine ver¬gleichsweise hohe genetische Vielfalt mit 66 % Überlappung der Allele, eine geringe genetische Distanz (DJost 5,6 %) und einen niedrigen Differenzierungsindex (FST = 0,02) zwischen Individuen aus Hessen und Rheinland-Pfalz. Alle Abstrichproben waren negativ für Bornaviridae. In 47 % der Kotproben wurden Zysten von Protozoen und Oozysten von Kokzidien, Trematoden, Zestoden und Nematoden nachgewiesen. Damit konnten erfolgreich tier¬schutz¬gerechter Methoden und Techniken zur Untersuchung, Immobilisation und Beprobung lebender Schlafmäuse etabliert werden.
Insgesamt konnte mit dieser Arbeit der wissenschaftliche Kenntnisstand über die Biologie sowie effektive und tierschutzgerechte Erfassungs- und Untersuchungsmethoden einer bislang von der Forschung vernachlässigten Tiergruppe verbessert werden.
1. Untersuchung des Zusammenhangs zwischen wissenschaftlichem Kenntnisstand und dem Gefährdungsstatus der Schlafmäuse in Europa. Dazu wurde eine Literatur¬über¬sicht erstellt, um zu sehen, zu welchen Arten die meisten Forschungen durch¬ge¬führt wurden und ob die FFH-Richtlinie eine Auswirkung darauf hatte. Die Hypothese lautet, dass die in der FFH-Richtlinie gelisteten Schlafmausarten Gegenstand umfang¬reicher Forschungen waren, während die nicht enthaltenen vernachlässigt wurden.
2. Untersuchung der Präferenz von Haselmäusen für Haselmauskästen oder Niströhren an¬hand eines Auswahlexperiments. Dabei wurde die Hypothese getestet, dass Hasel¬mäuse Nistkästen und Niströhren entsprechend ihres Angebots zufällig nutzen.
3. Entwicklung und praktische Erprobung von Methoden zur Untersuchung, Kenn-zeichnung und Probengewinnung von Gartenschläfern unter Berücksichtigung des Tier¬schutzes und der Verwertbarkeit der gewonnenen Proben.
Publikation 1: Analysiert wurden die auf den internationalen Tagung zu Schlaufmäusen zwischen 1990 und 2017 vorgestellten und in der wissenschaftlichen Literatur seit 1950 ver¬öffentlichten Forschungsergebnisse zu den vier zentraleuropäischen Schlafmausarten. Die Zahl der Präsentationen stieg im Laufe der Zeit für die in der FFH-Richtlinie gelistete Hasel¬maus (N = 200) und den Siebenschläfer (N = 150), während die Zahl der Präsentationen zum Garten¬schläfer (N = 46) bis 2014 zurückgingen und erst 2017 wieder anzusteigen scheinen; beim ebenfalls in der FFH-Richtlinie gelisteten Baumschläfer (N = 67) zeigte sich kein Trend. Die Zahl der veröffentlichten Artikel stieg bei allen Arten außer beim Gartenschläfer an. Dieser Schwerpunkt spiegelt die weite Verbreitung von Hasel¬maus und Sieben¬schläfer wider, passt aber nur schlecht zum Schutzstatus und zur aktuellen Bedrohung und zu den Er¬haltungs¬be¬mühungen für den Gartenschläfer. Die Ergebnisse können als Leit¬faden für die Neu¬be¬wertung künftiger Forschungsprioritäten sowie für die Durch¬führung neuer Monitoring¬projekte und ökologischer Studien dienen.
Publikation 2: In einem zweijährigen Auswahlexperiment wurden zwei Methoden zum Fang und zur Umsiedlung von Haselmäusen miteinander verglichen. Dieser Vergleich dient zum einen der Entscheidungsfindung bei der Methoden¬wahl und zum anderen der Klärung der Frage, welche Rolle die Konkurrenz um sichere Verstecke bei der Habitatwahl der Haselmaus spielt. Während der Anteil von Haselmäusen besetzter Kästen (n=156) bzw. Röhren (n=156) in beiden Jahren stabil blieb (9,3% und 9,6%), war der Anteil der von Apodemus-Mäusen besetzter Kästen bzw. Röhren im zweiten Jahr geringer (26,5% und 0,2%) Im ersten Jahr bevor¬zugten Haselmäuse eindeutig Niströhren gegenüber Nistkästen (p<0,05), im zweiten Jahr war das Gegenteil der Fall (p<0,001). Die Bevorzugung der einen oder anderen Vor¬richtung wurde hauptsächlich durch die Konkurrenz mit Apodemus-Mäusen beeinflusst, die Nist¬kästen gegenüber Niströhren bevorzugten (p<0,001), als sie im ersten Jahr reichlich vorhanden waren. Die Hypothese musste daher ver¬worfen werden, da Hasel¬mäuse Nist¬kästen gegenüber Nist¬röhren bevorzugen, auch wenn die Konkurrenz durch Lang¬schwanz¬mäuse in ein¬zelnen Jahren dazu führen kann, dass Nist¬röhren durch Haselmäuse häufiger genutzt werden als Kästen.
Publikation 3: Angesichts des anhaltenden Rückgangs des Gartenschläfers in weiten Teilen Europas wurden Methoden zum Handling und zur Probennahme an lebenden Tieren dieser Art beschrieben und Daten über genetische Vielfalt, Körpermaße und Parasiten an lebenden Individuen (n = 156) aus Hessen und Rheinland-Pfalz erhoben. Blut wurde unter Isofluran-Sauerstoff-Narkose aus der vorderen Hohlvene bzw. Jugularvene entnommen. Geschlecht, Gewicht, Tibiotarsal- und Schwanzlänge aller Tiere wurden gemessen. Genetische Analysen (n = 64) anhand von Haarproben, Untersuchungen von Mund-, Augen- und Analabstrichen (n = 156) auf Viren und parasitologische Untersuchungen von Kotproben (n = 57) wurden durchgeführt. Die genetische Analyse der mitochondrialen DNA ergab für das Unter¬suchungs¬gebiet drei Haplotypen (WE4, WE4-3, WE5). Die Mikrosatelliten-Analyse zeigte eine ver¬gleichsweise hohe genetische Vielfalt mit 66 % Überlappung der Allele, eine geringe genetische Distanz (DJost 5,6 %) und einen niedrigen Differenzierungsindex (FST = 0,02) zwischen Individuen aus Hessen und Rheinland-Pfalz. Alle Abstrichproben waren negativ für Bornaviridae. In 47 % der Kotproben wurden Zysten von Protozoen und Oozysten von Kokzidien, Trematoden, Zestoden und Nematoden nachgewiesen. Damit konnten erfolgreich tier¬schutz¬gerechter Methoden und Techniken zur Untersuchung, Immobilisation und Beprobung lebender Schlafmäuse etabliert werden.
Insgesamt konnte mit dieser Arbeit der wissenschaftliche Kenntnisstand über die Biologie sowie effektive und tierschutzgerechte Erfassungs- und Untersuchungsmethoden einer bislang von der Forschung vernachlässigten Tiergruppe verbessert werden.
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